"The hardest thing to do is something that is close…
Nachdem die apokalyptischen Reiter von K.I.Z. im Sommer auf Platte den Weltuntergang besangen, legen die Berliner nun auf Tour nach. Am Mittwoch gastierte das Quartett im ausverkauften Wiener Gasometer, um dort Endzeitstimmung zu versprühen. Und wie hinlänglich bekannt sein dürfte, versprechen die Shows der Kannibalen in Zivil immer ein besonderes Spektakel – inklusive Pyrotechnik und absurd-schräger Ansprachen. Und auch die gestrige Show hatte ihre ganz außergewöhnlichen Momente…
Text: Thomas Kiebl
Fotos: Alexander Gotter
20:56, Gasometer: Während noch Dutzende damit beschäftigt sind, ihre Jacken an der Garderobe abzugeben, geht auf der Bühne bereits die Post ab: K.I.Z. starten eine kleine Trollaktion, indem sie das Timetable ein wenig nach ihren Interessen umgestalten. So verpassen einige die ersten Tracks „Duhastaufdeinenkokaturndeinegeistigbehinderteschwestergeficktmucke“ und „Urlaub fürs Gehirn“, die viele nur von Außen hören. Nach 21 Uhr ist dieses Problem Geschichte, die Halle des Gasometer brechend voll, das Publikum euphorisch und K.I.Z. blendend aufgelegt. Mit Pyrotechnik, wechselnden Bühnenbildern und der Mithilfe von Mitgliedern der Partei „Die Partei“ schaffen K.I.Z. mächtig Stimmung. Die mit schwarzen Bomberjacken bekleideten Mitglieder der Partei „Die Partei“ (für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative) nehmen eine ähnliche Rolle wie die S1W bei Public Enemy ein – und stehen beim „Kannibalenlied“ auch einmal alleine auf der Bühne, wenn sie sonst nicht gerade Geldscheine mit Abbilden der K.I.Z.-Jungs in das Publikum schießen. Oder mit der Parteifahne schwenken.
Musikalisch fabrizieren K.I.Z. einen eklektischen Mix aus alten und neuen Songs: Neben Tracks aus ihrem neuen Album „Hurra die Welt geht unter“ dürfen „Nagellackentfernerfotze“ aus „Das RapDeutschlandKettensägenMassaker“ sowie Songs wie „Neuruppin“, „Walpurgisnacht“ oder „Ellbogengesellschaft“ (natürlich!) aus „Hahnenkampf“ nicht fehlen. Auch „Ich bin Adolf Hitler“ scheint in der Setlist auf. Was insofern befremdlich wirkt, wenn in einem Saal zahlreiche Jugendliche, noch dazu aus einem Land, in dem große Teile der Bevölkerung einem verstörenden Geschichtsbild anhängen, lautstark „Adolf Hitler“ brüllen. Keine Kritik an die Künstler, aber ob wirklich alle Hörer die Aussage des Tracks verstanden haben, wage ich (immer noch) zu bezweifeln.
Ein besonderes Highlight besteht im Bühnenbild: Neben DJ Craft in einem Panzer, der à la Rammstein ein bisschen für Feuer sorgt, inszeniert Maxim für „Käfigbett“ sogar (s)eine Geburt. Solche Szenarien gibt es auf üblichen Deutschrap-Konzerten eigentlich nicht zu sehen – und wenn man bedenkt, dass hier nur drei Rapper und ein DJ auf der Bühne stehen, wirkt die Gesamtkomposition umso beeindruckender. Für Lacher sorgen – wie üblich – die Ansprachen von Maxim, Tarek und Nico: Da wird an die gute alte Zeit, als K.I.Z. noch in der Arena spielten, ebenso gedacht wie an den Syrienkonflikt. Ja, Maxim stellt eine Verbindung zwischen den hochgehaltenen Feuerzeugen und der russischen Intervention in Syrien her. Durchaus kreativ, aber: „Was wir machen ist globale Politik!“ Man möge es ihnen glauben.
Als musikalische Highlights des Abends bleiben vor allem zwei Tracks in Erinnerung: Einerseits „Was würde Manny Marc tun?“, logischerweise leider ohne Audio88 & Yassin, aber dafür mit neuer Strophe, und die Gospelversion von „Hurensohn“, das, wie zu erwarten war, während des ganzen Konzertes hinweg lautstark vom Publikum gefordert und intoniert wird.
Fazit: Dass K.I.Z. auf Konzerten ihr ganz eigenes Süppchen kochen, dürfte seit längerer Zeit bekannt sein. Wenig überraschend wies auch der Gasometer-Gig Charakteristika auf, die man auf sonstigen Deutschrap-Konzerten so nicht zu sehen und hören bekommt. K.I.Z. haben sich nicht nur auf ihren Platten, sondern auch live eine eigene Nische geschaffen. Wie gewohnt eine starke Show, die uns Deutschraps wahre Ehrenmännern beschert haben. Thank you, Beat the Fish! Denn: #dieserAbendwarehrenlos.
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