Seit etwas mehr als drei Jahren machen die 102 BOYZ aus dem norddeutschen Oldenburg die Rapszene unsicher. Dabei haben sie gar einen neuen Stil geprägt, der grob mit „Sauf-Trap“ beschrieben werden kann. Mit dem Wissen, wie man ordentlich feiert, asozialen Texten und der gesamten Entourage im Gepäck sind die Youngsters gerade auf Europa-Tour, ein Stopp im trinkfreudigen Wien darf natürlich auch nicht fehlen.
Es ist knapp 20 Uhr, das Flex Café, Ort des Geschehens, ist nicht vollends ausverkauft. Fluktuation herrscht während der Voracts, bestehend aus Goldenboy und Moneymaxx, denen die Aufgabe zukommt, die Crowd aufzuwärmen. Vor den Türen des Flex grölen bereits Heranwachsende die beiden Parts aus „Bier“ in das Dunkel der einbrechenden Nacht. Für manche dürfte der Trackname auch gleich die Tagesagenda gewesen sein, wie sich später herausstellt.
Verhältnismäßig pünktlich beginnen die 102 BOYZ mit dem passenden Track „Hallo“ und begrüßen die heute anwesende Zuhörerschaft, die nahezu euphorisch auf die Gäste aus Oldenburg reagiert. Für die Jungs ist das heute immerhin der erste Besuch in der österreichischen Hauptstadt. „Wir sind das erste Mal hier“, verkündet Addikt102 auch gleich am Anfang des Konzertes.
Trotz des Wochentages (Montag) gibt sich das Wiener Publikum überaus rauschfreudig und füllt den Raum mit den strengen Düften der Cannabispflanze, was unter Umständen auch auf den geringen Altersdurchschnitt und den noch nicht vorhandenen Berufsalltag vieler Fans zurückzuführen ist. Die Jungs beweisen Fannähe, es wird Wodka ausgeschenkt, die vom Avatar-Jungen aus dem Publikum mitgebrachte Bong wird geschürt. Trotz der Tourstrapazen sind alle in überaus beschwingter Laune. Erstaunlich, was so ein junger Körper Anfang 20 noch aushalten kann.
Nach einem kurzen „Gewitter“ rinnt der Schweiß bereits bei der Mehrheit der anwesenden Personen in Strömen. Neben Kkuba102 haben sich vereinzelt auch diverse Fans für die Option „oberkörperfrei“ entschieden und präsentieren die wohlgeformten Bierbäuche im Moshpit. Dieser fällt trotz des hohen Energielevels überaus friedlich aus. Die Leute helfen sich gegenseitig hoch. Sogar die sonst so asozial anmutenden Jungs auf der Bühne zeigen sich ziemlich sozial, als sie nach einem eskalativen Moshpit das verlorene Handy eines Fans hochheben und nach dem Eigentümer fragen. Unklar bleibt, ob dieser wirklich gefunden wurde. Wünschen wir ihm aber das Beste.
Schließlich geht es um den „Faustkampf“ der „New Kids“ und so präsentieren die Oberschichts-Schrecken auch weitere harte neue Lieder aus dem angekündigten Mixtape „Asozial Allstars 2“. Doch auch aus vergangenen Zeiten ertönen Lieder aus den Boxen. Nach „Riskante Geschäfte“ leitet „Pogba“ die heiße Phase des Konzertes ein. Die Stimmung ist am Höhepunkt angekommen und bekommt durch nach Liedern wie „Heineken Emblem“ und „Saufen“ seinen krönenden Abschluss in der Darbietung von „Bier“. Anstatt Sahnehäubchen gibt es heute Schaumkrone.
Insgesamt wurden die 102 BOYZ auch in Wien ihrem Hype gerecht und haben die Erfahrung gemacht, dass Wien ihren Film fühlt. Prost!
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