Now Reading
Konzertbericht: 1210er Rap Reunion

Konzertbericht: 1210er Rap Reunion

„Wir haben schon Angst gehabt, ob da überhaupt Leute kommen werden, ich bin ja nicht Nazar oder so, sondern nur ein normaler Habi“ meinte MAdoppelT wohl nicht ohne einem leichten Augenzwinkern anlässlich seines Liveparts der samstäglichen „Don´t call it a comeback“ Veranstaltung, die außerdem würdigst von den alten Weggefährten MA21 und Doppeltes Risiko bespielt und von einem ausgelassenen Publikum gefeiert wurde.

img_1500.jpg

Kaum zu glauben, dass noch vor ein paar Monaten absolute Sendepause zwischen einigen der musikalisch Beteiligten geherrscht hat. Zusätzlich hat MAdoppelT noch im Mai einen Internet-Disstrack, der mittlerweile freilich nicht mehr zu finden ist, an den einen oder anderen am Samstag aufgetretenen DJ gerichtet. Wer die Vorgeschichte kennt, kann zum nächsten Absatz wechseln….Rund um 2002 begannen die drei Acts von Floridsdorf aus gemeinsam Wiener Rap um einige Facetten reicher zu machen. In ihrer Anfangszeit nahmen sie viel gemeinsam auf und motivierten sich gegenseitig. Während MAdoppelT heuer bereits seinen vierten Longplayer releaste, war es bei MA21 nach langjähriger Zusammenarbeit der drei Rapper Smaug, Donnie Rico, Pierre sowie DJ Playmaka erst heuer mit dem ersten eigenen, dafür umso ausgereifteren Release „Kopf oder Herz“ (LP)soweit. Und Doppeltes Risiko? War da nicht was? Das Duo Kaltschale und Honeycut brachte 2003 eine EP heraus, die man wohl schon heute als Klassiker österreichischen Raps bezeichnen kann. Zudem gilt Kaltschale, MC von Doppeltes Risiko, als der erste große musikalische Mentor MadoppelT´s. In den letzten Jahren war er etwas und Doppeltes Risiko völlig von der Bildfläche verschwunden. Bis zum besagten Samstag.

img_1497.jpg

Eigentlich wäre es naheliegend gewesen, Doppeltes Risiko zu einem Comeback für eine der beiden Releaseparties von MadoppelT und MA21 im vergangenen Mai zu animieren. Doch in dieser Konstellation, war die Konzentration auf die Reunion und nicht einen der Acts gelegt und das gebeutelte Wien um eine gelungene Hip Hop Veranstaltung reicher. MA21 legten schließlich ab Punkt 10 mit einem gewohnt energievollen Auftritt vor. Zitat Smaug: „Wir sind so Gangster, wir hauen uns sogar selbst“. Danach kam es bereits zum Comeback des Doppelten Risiko. Als sie die Bühne betraten waren gezählte 16 Leute im Publikum. Nicht, dass es niemanden interessiert hätte, aber die Pause zwischen den Acts wurde vom Publikum wohl als länger geschätzt und das Rauchverbot wird in den Innenräumen der Szene Wien nicht erst seit vorgestern sehr rigoros durchgezogen. Folglich waren zu diesem Zeitpunkt noch 90% der zahlenden Gäste im „Schanigarten“ des Lokals. Da sollte man sich kommunikationstechnisch wohl was für Konzertabende mit mehreren Acts überlegen. Diesmal sorgte der frenetische Jubel des dezimierten Publikums dafür, dass schon kurze Zeit später der Saal wieder halb voll war.

Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Kaltschale und Honeycut waren wohl nach jahrelanger Pause in der Zusammenarbeit unvermeidbar, dennoch konnte auch mit Schmäh gepunktet werden: „Wer uns von früher noch kennt, is jetzt schon älter.“ Der auch schon ältere, wenn auch nicht minder freshe Titeltrack des Abends „Wien hat den Flow“ wurde natürlich neben einigen der Nummern der besagten EP auch gespielt. Neues Material wurde aber nicht ausgepackt, so dass spätestens jetzt wohl zu befürchten ist, dass da nichts mehr kommen wird. Dezidiert wurde es aber von den beiden Protagonisten aber auch nicht ausgeschlossen. Und außerdem: Nach dem Konzert forderten einige der Zuhörer lautstark eine bisher unbekannte Nummer namens „10 kleine MC´s“…Also wenn da nicht noch was im Verborgenen liegt?

See Also

img_1463.jpg

Schließlich wusste MAdoppelT die gut gefüllte Szene Wien gemeinsam mit Daddy Crizz und seinem angestammten Backup Rapper Pierre (der wohl an diesem Abend der meistbeschäftigste Musiker war), zu unterhalten. Als dann die anderen restlichen drei MC´s noch gemeinsam MAdoppelT´s Konzert im Zusammenspiel erweiterten und sich neben Daddy Crizz auch noch Playmaka und Honeycut ausbreiteten, konnte man kaum glauben, dass da irgendwann einmal in dieser (Rapper-)Konstellation eine Pause war. Eine halbe Stunde lang harmonierten die fünf MC´s gemeinsam mit ihren DJ´s zum großen Wohlwollen des sehr gut gelaunten Publikums, bis es schließlich nach fast vierstündiger Liveshow zur verdienten Afterparty an selbigem Ort ging.
Text: Jan Braula
Fotos: Stefan Patak