1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
Als wir im Sommer 2019 das erste Porträt über das Veranstaltungskollektiv 808factory veröffentlichten, zeigte sich, dass die Wiener Eventszene auch in Zukunft maßgeblich von ihr mitgeprägt werden wird. Nichtahnend, dass nur etwa ein halbes Jahr später Corona vor allem für die Veranstaltungsbranche einen Dämpfer auf unbestimmte Zeit einläuten würde. Die Wienpremieren für Pashanim, Symba oder Kasimir1441 standen zu der Zeit im Raum, leider ist es nie dazugekommen. Nichtsdestotrotz hat Babu, von Beginn an die treibende Kraft und Hauptorganisator, seitdem unermüdlich weitergemacht. Partys, Konzerte und Touren wurden organisiert und wieder verschoben, manche fanden je nach aktueller Coronalage statt, der – mittlerweile auch geschützte – Name 808factory verschwand aber nie von der Bildfläche. Babu selbst hat 2020 sein Eventmanagementstudium abgeschlossen und ist seitdem als DJ, Veranstalter, Promoter und soon-to-be-Booker unterwegs.
Im vergangenen November sollte mit „The Big Yeet“ das bislang größte Event stattfinden, das nun letztendlich auf den 17. Juli verlegt wurde und im Openair-Bereich der Arena eines der Go-To-Events für diesen Sommer werden könnte, bei dem Acts wie Slowthai zum ersten Mal nach Wien kommen. Aber auch darüber hinaus gibt es viele Neuigkeiten auszutauschen, weshalb wir uns an einem Donnerstagabend mit Babu, seiner Hündin Bogika und Elia, der neuen rechten Hand und Mitbegründer der in Planung befindlichen Bookingagentur Tausend Augen in der Tonstube nahe des Naschmarktes treffen.
Das Konzept von 808factory ist nach wie vor das gleiche: aufstrebende Künstler*innen unterstützen, ihnen Auftritte verschaffen und dabei auch als Veranstalter einen engen Draht zur Community behalten. Stets am Zahn der Zeit sein, dabei aber die Ursprünge von HipHop nicht vergessen, weshalb in der Historie Acts wie Smif’n’Wessum und DasEFX problemlos neben BHZ oder den Boloboys stehen können, ohne ein Widerspruch zu sein. Ein Bindeglied zwischen den Generationen sozusagen. Aus seiner Jugend weiß der mittlerweile 25-jährige, dass es gerade für unbekannte Künstler*innen schwer sein kann, an Auftritte zu kommen, ohne selbst eine unrealistische Menge an Tickets zu verkaufen oder auf Kosten sitzen zu bleiben und möchte deshalb vor allem für diese eine Stütze sein. Dabei sieht er vor allem das Einbaumöbel als ehemaliger Szenetreffpunkt als Vorbild, bei dem er gelernt hat, was es heißt, ohne gewinnorientierte Hintergedanken eine Szene zu fördern und zusammenzuschweißen. Der Name hat sich dabei längst auch über die Stadt- und Landgrenzen hinweggesprochen. 808factory ist mittlerweile auch für eine Vielzahl deutscher New Wave-Rapper die Anlaufstelle Nummer 1 für Undergroundkonzerte in Wien und trägt gleichzeitig den Namen nach außen, wenn beispielsweise auf dem splash!-Festival die Baumhausbühne eigenhändig und im wahrsten Sinne des Wortes von „den Wienern zerlegt“ wurde, sodass sich Zeugen dieses Auftritts noch lange daran erinnern werden.
Um die ohnehin schon breitgefächerten Arbeitsbereiche noch mehr zu erweitern und eine andere Seite der Veranstaltungsbranche zu professionalisieren, die vorher nebenbei eh auch schon abgedeckt wurde, soll in naher Zukunft die Bookingagentur Tausend Augen ins Leben gerufen werden. Hier ist neben Babu der 21-jährige Elia mit an Bord, der seit einigen Jahren im Umfeld der 808factory-Partys zum Team dazugestoßen ist. Hierfür sind Acts wie Mouth-O-Matic, Edwin, Lorenz Ambeek, Ticklish, Massi, Cinnemane, Stadtrand und Bianco Becky bereits bestätigte Teile des Rosters, das laufend erweitert werden soll.
Trotz der Pandemie und den noch kommenden oder aktuell schon spürbaren Spätfolgen wie einem momentanen Überangebot an Konzerten ist das Projekt weiterhin organisch gewachsen, was für Babu teilweise selbst surreal erscheint: „Als wir angefangen haben, musste ich einem Lex Lugner nur in die Facebook-DMs sliden, ob er bei uns spielen will. Heute sitze ich mit Sponsoren und Managements an einem Tisch„. Das soll der Sache aber nicht schaden, im Gegenteil. Kollaborationen und Sponsorenverträge werden nur eingegangen, wenn sie nicht gegen das eigene Wertesystem verstoßen. Es ist ein Herzensprojekt, das nach seinen eigenen Regeln spielt und sich keinen großen Playern beugen will. Von der culture, für die culture eben.
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