Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Bevor die Houstoner Musiker Laura Lee, Mark Speer und Donald Johnson vor knapp zehn Jahren Khruangbin gegründet haben, waren sie seit geraumer Zeit unabhängig voneinander in Bands aktiv. Zusammengebracht hat sie schließlich ihr gemeinsames Interesse für Thai-Funk-Platten aus den 1960er-Jahren. Kein Wunder, dass diese in der Anfangszeit die Hauptinspiration dargestellt haben. Um Sessions zu machen und erste Tracks aufzunehmen, haben die drei häufig die heimatliche „Space City“ verlassen. Sie sind in die Peripherie gefahren und sich in einem abgeranzten Studio bei einer Farm im 300-Einwohner-Ort Burton eingenistet. Das Dorf ist aufgrund seiner Lage direkt an den Verbindungsstraßen zwischen den Großstädten Houston, San Antonio und Austin bestens erreichbar und befindet sich unweit der einst durch die Bluesrock-Band ZZ Top bekannt gewordenen Ortschaft „La Grange“. Neben dem Bandnamen Khruangbin, der aus dem Thailändischen kommt und übersetzt Flugzeug bedeutet, dringt das Faible für Fernöstliches auch in vielen der seit damals entstandenen Tracks durch. Auf ihrem 2015 erschienenen Debütalbum „The Universe Smiles Upon You“ hat die Band auf eine psychedelische Kombination aus Thai-Funk-Klängen, Surf-Rock- und Soul-Elementen gesetzt und vereinzelt mit im Kollektiv eingesungenen Vocals ergänzt. Das Rezept ist bestens aufgegangen, denn der eigenwillige, groovige Sound hat eine hohe Strahlkraft und verfügt zeitweise auch über Soundtrack-Qualitäten.
Knapp drei Jahre später ist nun mit „Con Todo El Mundo“ der Nachfolger über das britische Label Night Time Stories erschienen. Dass Bassistin Laura Lee in der Zwischenzeit den Vereinigten Staaten den Rücken gekehrt hat und nach London gezogen ist, hat den Aufnahmeprozess erschwert. Khruangbin musizieren nunmehr regelmäßig via Skype, schicken Entwürfe und Soundschnipsel über den Atlantik und basteln daraus Tracks. Gitarrist Mark Speer und Drummer Donald Johnson, der als Mitglied des Produzentenduos Beanz & Kornbread auch in HipHop- und R’n’B-Gefilden aktiv ist, nehmen dafür immer noch häufig die Autofahrt ins beschauliche Burton in Kauf. Obwohl sich zumeist nicht alle Beteiligten am selben Ort befinden, sollen die (semi-)instrumentalen Tracks von Khruangbin nach wie vor von viel Improvisation leben, eben jamartig und ohne viel gezieltes Songwriting „passieren“. Bei den finalen Aufnahmen des jüngsten Albums war die Band dank der temporären Rückkehr von Laura Lee schließlich doch wieder kompett vereint. Ebenso wie bei der kürzlich startenden Welttournee, die voraussichtlich ohne Österreich-Auftritt auskommt.
Die Thai-Sounds hat das Trio derweil etwas zurückgedrängt, um sich verstärkt auf andere musikalische Einflüsse aus diversen Flecken der Erde zu fokussieren. Das temporeiche, mit Breakbeats („Apache“ von der Incredible Bongo Band) und orientalischen Gitarrensounds bespickte „Maria También“ dient etwa als Reflektion iranischer Klänge aus der Zeit vor der Islamischen Revolution im Jahr 1979. Das von funkigen Retro-Disco-Sounds getragene „Evan Finds The Third Room“ ist hingegen eine Hommage an kreolischen (Proto-)Zouk aus den Französischen Antillen. Die beiden genannten Tracks sind auch die lebhaftesten von „Con Todo El Mundo“. Von den weiteren acht Nummern des Albums, wie etwa „Friday Morning“, erscheinen die meisten weitaus ruhiger, wobei sie keinen Qualitätsabfall darstellen. Letztlich ist Khruangbin ein kurzweiliges Instrumentalalbum gelungen, das beim Hören effektiv in Gedankenwelten versetzt.
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