Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Auch abseits unserer Videopremiere zum „Popsong“ von Yasmo und dem Signing von Yugo (fka Jugo Ürdens) beim deutschen Label Division brachten die beiden abgelaufenen Kalenderwochen jede Menge Neuigkeiten. Das bis dato wohl am stärksten besetzte Austro Round-up.
Katharsis (DRK & Digga Mindz) – Kulturgeschehen
Um die Wartezeit auf das für 29. März angekündigte Katharsis-Album zu verkürzen, schärfen DRK & Digga Mindz auf einem Digga-Brett ihre lyrischen Klingen. Wenig überraschend schießen „die grimmigen Stüfibuam“ bereits auf dem ersten Teaser per Rundumschlag gegen als whack enttarnte Vertreter des kontemporären Rap- beziehungsweise Kulturgeschehens. Da ihre Wut hier noch eher an der Oberfläche brodelt, dürfte das volle Ausmaß des therapeutischen Donnerwetters erst in den kommenden Wochen bekannt werden. Ergänzt wurde der Track durch ein launiges Video von Heinrich Himalaya, das den Großteil der Honigdachs-Gang vereint und als Hommage an Sean Price stark am Video von „Boom Bye Yeah“ orientiert ist.
Afu-Ra & Def Ill – Circus Tickets
Unter dem Motto „#bringboombapback“ bündeln Def Ill und Afu-Ra ihre Kräfte. Der aus dem Umfeld von Jeru The Damaja entspringende, vor allem durch sein 2000 erschienenes Solodebüt „Body of The Life Force“ bekannte New Yorker Rap-Veteran bietet sich gut für dieses Vorhaben an. Einerseits aufgrund ähnlicher HipHop-Ideale, andererseits weil er – dank seiner tschechischen Ehefrau – seit geraumer Zeit in Europa stationiert ist. Jedenfalls sind die beiden Rapper fest von der Hilfsbedürftigkeit der (globalen) HipHop-Szene überzeugt. So sehr, dass „Circus Tickets“ der Vorbote eines gemeinsamen Projekts ist, mit dem sie die „Hip Hop Nation“ mit Soulfood versorgen möchten.
SLAV – Connections
Eine Altbauwohnung im klassizistischen Stil zu erschwinglichen Konditionen gefällig? Geht in Wien eigentlich nur über jemanden, der jemanden kennt, wie SLAV korrekt festhält. Um die großspurigen Worte in angemessener Weise zu visualisieren, widmet sich der Rapper der Epoche des Klassizismus rund um 1800. Weil Zweckbauten wie die Pfarrkirche Atzgersdorf oder das Theresianum letztlich doch wenig hermachen, hat SLAV seine Connections spielen lassen und sich inklusive seiner Angewandten-Gang in den prunkvollen Räumen der Albertina, dem Palais Schönburg und dem Pötzleinsdorfer Schlosspark eingenistet. Zwischen den Szenen kommen epochengetreue Kunstwerke à la „Apotheosis of Homer“ zur Geltung. Kann man mal machen.
Gerard – Nie Mehr Zurück
Wer mit der Musik schon mal ein bisschen Geld gemacht hat und dieses nicht sofort wieder verpulvert hat, kann wie Gerard nach einem beschissenen Jahr einfach mal für ein paar Monate nach LA abhauen, dort beim Joggen am Strand über das eigene Leben philosophieren und sich selbst therapieren. Jedenfalls scheint er an der Westcoast genug Kraft getankt und Inspiration für neue Projekte geholt zu haben. Als erster Appetizer dient die vom Love-Hotel-Band-Member RIP Swirl produzierte Single „Nie mehr Zurück“, auf der Gerard mit stark bearbeiter Stimme in seine Gedankenwelt blicken lässt.
P.tah – Wo ich bleib
Für P.tah wäre ein Wegzug aus Wien undenkbar, wie er auf „Wo ich bleib“ klarmacht. Dass Schwarz-Blau ein immer verzerrteres, angsterregenderes Bild der Bundeshauptstadt propagiert, steigert seine Motivation für derartige Tracks nur weiter, wie er kürzlich im Interview erläuterte. Im Video zum „Ghost“-Track sorgt er daher für einen Perspektivenwechsel – in der Hauptrolle steht ein Schwarzer Wiener, dem das raue Klima sowie blanker Rassismus merklich zu schaffen macht. Die einzelnen Szenen wurden unter der Produktionsleitung von Camillo Rakos, auch bekannt als Meilner, authentisch und packend dargestellt.
Erwin & Edwin x Alix – Power
In den vergangenen Monaten bereits mit Singles wie „Tag Ein, Tag Aus“ und „Hoch“ angekündigt, haben Erwin & Edwin Anfang Februar mit „Power“ ihr zweites Album veröffentlicht. Rapper Alix zählt mittlerweile zur Stammformation des Electro-Brass-Quintetts, auch abseits davon gab es seit der 2016 veröffentlichten „Messing“-LP den ein oder anderen Besetzungswechsel. Für die zehn neuen Tracks hat die Formation ordentlich an der Power-Dosis geschraubt. Auf eingängigen Klängen präsentiert sich Alix teils selbstreflexiv und motivationsfördernd, daneben schimmert Kritik am extensiven Umgang mit Sozialen Medien sowie an Egomanie und Narzissmus durch. Da die neuen Tracks vor allem live gut funktionieren dürften, überrascht die ausgedehnte „Power“-Tour durch Österreich und Süddeutschland wenig – sie startet am 21. Februar im Linzer Posthof und endet 02. April im WUK.
RAN DMC – Tape gegen Rechts
Mit den fünf Tracks des „Tape gegen Rechts“ lässt Ran DMC ungeschönt seinen Frust über gegenwärtige politische Verhältnisse raus. Auf souligen Boombap-Beats – unter anderem von Ill Eagle – thematisiert er etwa braunen Schmutz im Parlament, die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz für Fremdes oder konkrete Auswirkungen des Sozialabbaus. Schweigendes Zusehen und sich mit der Situation abfinden hält Ran DMC jedenfalls für die falsche Reaktion, wenn es um die Reise zurück in die „40er“, weiterhin stetig im Mittelmeer ertrinkende Menschen oder schlichtweg um „Realtalk“ geht. Der Floridsdorfer rappt sich merklich die Seele aus dem Leib. Erdiger politischer Rap, der einem durchaus nahegehen kann. Bisher sein stimmigstes Release.
Adem Delon – I wor do
Vor gut einem Jahr sorgte Adem Delon mit der catchigen Single „Könige“ für ein überraschendes Comeback. Seither arbeitet der früher bei der RooftopClique aktive Sänger und Rapper an einem Soloalbum. Mittlerweile ist klar, dass dieses „Für mi“ heißen wird und ein Release für 2019 eingeplant ist. Auf „Könige“ und den zweiten Vorboten „I renn“ folgte kürzlich mit „I wor do“ ein weiterer Track mit starkem Ohrwurmcharakter. Im gewohnt breiten Dialekt nutzt der Wiener das entspannte Instrumental zum Reflektieren.
Palavra – Déterminé (feat. Tahiti Bob & Co Lee)
Fortgeschrittene Französischkenntnisse sind von Vorteil, möchte man die neue Single von Palavra verstehen. Schließlich demonstriert der Lycée-Absolvent im Kontrast zur Ende 2018 veröffentlichten Single „Ich Seh die Welt“ diesmal seine Multilingualität. Internationale Featuregäste sind mit dem Pariser Tahiti Bob sowie dem auf Englisch rappenden Ungarn Co Lee vertreten, flowtechnisch überzeugen auf dem von Monlito produzierten Banger alle drei.
Mire Pasha – International
Als junger Wiener MC auf einem reichweitenstarken Label/YouTube-Kanal wie 385idéal zu landen, ist schon eine große Sache. Zwar ist Mire Pasha schon seit ein paar Jahren aktiv, außerhalb von hiesigen Streetrap-Kreisen dürfte er bis dato aber noch nicht allzu viele Leute erreicht haben. Daran möchte der Rapper schleunigst etwas ändern, wie die Single „International“ impliziert. Der Track ist im Rahmen der von 385idéal-Nachwuchsförderungs-Serie „Von der Strasse in die Charts“ erschienen. Mire Pasha präsentiert sich darauf technisch ansprechend, inhaltlich kommen dabei freilich die immer gleichen Themen zur Geltung. Auch das kostspielige, in Frankfurt aufgenommene Video erweist sich als milieu- und subgenregetreu.