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Shindy – „NWA“ // Review

Shindy – „NWA“ // Review

(Bushido (Sony Music)/ VÖ: 12.7.2013)

Mächtig Wirbel gibt es um dieses Album (als wäre es Rückenmark, um mal den Boss zu zitieren) – und das alles weniger wegen Shindy, der mit „NWA“ sein Debütalbum abliefert, sondern wegen eines 16ers seines Labelbosses Bushido auf der Videoauskoppelung „Stress ohne Grund“, welcher Ausgangspunkt einer tagelang andauernden Diskussion war. Wer die letzten beiden Woche nicht hinterm Mond verbracht hat, kennt die Geschichte schon zur Genüge: die Promo ist geglückt, die Massenmedien berichten, die BpjM sah sich sogar veranlasst, dieses Album zu indizieren, weil verrohende Inhalte nicht nur auf „Stress ohne Grund“, sondern auch auf drei weiteren Nummern geboten werden würden. Viele, die das Album nicht gehört haben, werden wohl davon ausgehen, dass wir es hier mit einem weiteren typischen Gangstaraprelease zu tun haben. Natürlich musikalisch reichlich mit jenen depressiven französischen Sound, der seit „VBBZS“ fixer Teil des Rapmainstreams wurde, ausgestattet. Doch schon bei einem Blick auf das Cover sollte einem bewusst werden: Mit Gangstarap hat das eher weniger zu tun, das Ganze wirkt stilistisch näher bei Cro als bei Farid Bang oder Massiv. Ein, wie sich herausstellen sollte, nicht wirklich abwegiger erster Gedanke.

Shindy selbst hat schließlich ein großes Ziel: „Nie wieder arbeiten“ – ein Grundtenor, welcher uns im Laufe des Albums einige Male erscheint und sich besonders gut in den Nummern „Arbeit ist out“ und „Rentner“ widerspiegelt. Shindy rappt passabel, hat einen eigenständigen Flow und behandelt Themen, die ihm wichtig sind: Faulenzen, Frauen, Faulenzen, Frauen sowie den Coolen markieren (der Song für die tote Oma bildet hier eine Ausnahme). Die Instrumentals könnten teilweise echt von Cro stammen („Rentner“, „Arbeit ist out“, „High School Muscial“), teilweise geht es härter zur Sache. Anleihen werden hier hörbar an den Synthiesound von Lex Luger und Konsorten genommen, wie etwa auf „Springfield“ oder besonders auf „Martin Scorsese“, dessen Instrumental wohl auch perfekt zu den Raps eines Gucci Mane passen würde.  Die Featureauswahl mit Bushido, Sido, Eko Fresh sowie Julian Williams erscheint logisch – bereichernd wirkt aber keine: Bushido pöbelt, Sido erzählt genau das, was er in letzter Zeit immer erzählt, Eko liefert auch einen schwächeren Part ab und Julian Williams kann durch seinen Gesang auch keine neuen Akzente setzen.

Fazit: „NWA“ ist Pop – locker, flockig, eigentlich perfekt für den Sommer. Eine Stufe härter als Cro, ohne Maske und mit einem anderen Umfeld – das unterscheidet „NWA“ von Sachen wie „Meine Musik“ oder „Raop“, musikalisch geht es in die gleiche Richtung.  Wenige Ausfälle, gute Instrumentals und ein fähiger Rapper – ja, „NWA“ ist gelungen.