"The hardest thing to do is something that is close…
(Four Music (Sony Music)/VÖ: 27.9.2013)
Der Duden definiert Hinterland als “um einen zentralen Ort herum oder hinter einer wichtigen Grenzlinie liegendes Land (besonders in seiner geografischen, verkehrsmäßigen, wirtschaftlichen, kulturellen, politischen oder militärischen Abhängigkeitsbeziehung zu diesem Ort, zu dieser Linie)”. Benjamin Griffey definiert “Hinterland” auf seine Weise: hier soll der Bogen back zum Sound der Südstaaten, zu den Gebieten der „Rednecks“, gespannt werden. White-Trash Romantik trifft auf Trailerpark-Wahnsinn? Nicht ganz. In Caspers „Hinterland“ treffen eher Folk und Indie aufeinander, um ein Soundbild mit reichlich Stadionatmosphäre zu kreieren. Wie das alles klingt? Gut, richtig gut sogar.
Aber alles der Reihe nach und im Detail: “Hinterland” beginnt schließlich nicht mit “Hinterland” selbst, sondern mit dem Ascheregen. “Im Ascheregen” liefert eine „I-don’t-give-a-fuck“-Attitude sondergleichen und ist der perfekte Anheizer für das, was uns die nächsten Minuten noch alles erwarten soll. Der folgende Titeltrack erinnert dann musikalisch stark an Bands wie Phoenix und beweist, dass man nicht der beste Sänger sein muss um ein stimmiges Gesamtprodukt abzuliefern (über Caspers gesungene Hook wurde ja in einschlägigen Kreisen zur Genüge diskutiert). “Alles endet (nur nicht die Musik)”, welches ebenso schwungvoll wie das mit Bläsern-ausgestattete „Nach der Demo ging’s bergab“ herangeritten kommt, könnte auch, dank der Thematik, als Outro dienen, passt aber auch so richtig ins Konzept. Zitierfähige Zeilen liefert Casper schließlich auf “20qm”, bis dann auch Tom Smith von den Editors (wer kann, der kann) so kurz mal für eine Hook vorbeischaut und dem Trennungssong “Lux Lisbon” seinen dramatischen Höhepunkt verleiht. Einer der stärksten Tracks von den allesamt starken Nummern ist schließlich “Ariel”, der vom Thema irgendwie nach “Auf und davon 2″ klingt, aber dann doch ganz anders abläuft. Nach der Kraftklub-Collabo “Ganz schön okay” und dem nur so von Folkeinflüssen triefenden “La Rue Morgue” (Erinnerungen an Nick Cave werden geweckt) zerberstet Casper rapmäßig auf „Jambalaya“ einfach mal alles und zeigt, dass er mit nur einem Track, den er konsequent durchrappt, 90% aller anderen Rapalben übertrifft. Den Schlusspunkt setzt schließlich das mit zahlreichen Referenzen auf Cas’ bevorzugte Bands ausgestattete “Endlich angekommen”. Und mal ehrlich, besser kann man ein solches Werk nicht beenden.
Textlich bleibt Casper in „Hinterland“ wie gewohnt auf persönlicher Ebene, wirkt dabei aber weder verkrampft oder gar peinlich. Musikalisch wird ein äußerst kohärentes Bild geliefert – man merkt, dass die Visionen, die Casper hatte, von den Produzenten rund um Markus Ganter und Konstantin Gropper perfekt umgesetzt wurden. Klar, man muss den Sound schon mögen und natürlich ist das nicht „reiner“ Rap – aber es wäre unfair, mit solchen Erwartungen an dieses Werk ranzugehen, schließlich ist Casper jeglichen Genregrenzen spätestens seit seinem letzten Album entwachsen. Es lässt sich also sagen: “XOXO” war, wie man seit heute weiß, nur das Play-Off; “Hinterland” ist das Finale. Album of the Year? Maybe. Die Reise in das “Hinterland” zahlt sich aber zu hundert Prozent aus.
„Man sagt am Ende wird alles gut.
Und wenn es nicht gut ist, kann es auch nicht das Ende sein.
Am Ende wird alles gut und ist es nicht gut, ist es verdammt nochmal nicht das Ende – NEIN!“
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(thomki)
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