Seit 2013 jagt Christopher Seiler als Komödiant, Schauspieler und Austropoper von einem Erfolg zum nächsten. Nun wurde auch der Falter, Wiens Stadtzeitung, auf ihn und seinen Künstlerkollegen Bernhard Speer aufmerksam. Die letztwöchige Coverstory wurde den beiden gewidmet. Was dabei aber verschwiegen wurde: In seinen ersten künstlerischen Schritten versuchte sich Christopher Seiler 2009 bis 2011 noch mit eher mäßigem Erfolg als Rapper.
Kommentar: Jan Braula
Illustration: Florian Appelt
Schon damals gab sich Christopher Seiler unter dem Künstlernamen Rocoulet als brachialen Proleten, so brachial, dass die Seiler & Speer Pop-Lieder ihn im Vergleich schon fast als Rosenkavalier dastehen lassen. Die lyrische Qualität seiner Texte war damals auch noch bescheidener, so lautete der Refrain seines ersten Rap-Videos von 2009: „Schwafel uns nicht an, denn der Wodka fließt die ganze Nacht.“ Seine Wiener Neustädter Rapcrew hieß „Bossa Nostra“, sein damaliger Partner in Crime Aykiddy. Nicht nur zu „Vodka, Vodka“ drehten die beiden ein Video, auch zu einer nicht gerade frauenfreundlichen Nummer namens „I fick sie“, in der eine maskierte, leicht bekleidete Dame die Hauptrolle spielt.
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Doch auch mit prominenteren Rappern kam es damals zu Zusammenarbeiten, nämlich einerseits mit den Vamummtn. Mit ihnen beteiligte er sich auch an einem Diss-Duell gegen Def Ill und Digga Mindz. Darin rappte er noch anno 2011: „Ey du bist a Schauspüla, i kum und hau di nieda„. Andererseits hatte Rocoulet drei Features mit King Orgasmus One, der auch dem Falter Redaktionsteam aufgrund seines Auftritts bei Alice Schwarzer geläufig sein könnte. In der „Mothers I like to fuck“ Kollaboration rappte der damals 25-Jährige „Mei Flow is wie Hitler, deiner wie Snooppy, mei Flow is wie Hitler und Strache mei Groupie„. Was hierbei dazu gesagt werden muss: Als Heinz-Christian Strache nun Jahre später tatsächlich ein „Horvathslos„-Video für gut befand, distanzierten sich Seiler und Speer davon. Das letzte Lebenszeichen als Rapper lieferte Rocoulet 2011 mit dem „Willkommen in meiner Wöd“-Mixtape und der Video-Auskopplung „BN in dei Gsicht„, die aber floppte. Nur ein paar Monate später schlüpfte er erstmals in die Rolle des Brachial-Proleten „Koda„, der Filmproduzent Bernhard Speer wurde auf ihn aufmerksam und die erstaunliche Erfolgsgeschichte, nicht zuletzt wenn man Rocoulets Rap-Karriere näher betrachtet, nahm ihren berechtigten Lauf.
Christopher Seiler streitet seine Rap-Vergangenheit nicht ab, sonst wären all die Nummern bereits aus dem Internet verschwunden. Er dürfte sie selbst als erste, noch eher schwerfällige künstlerische Schritte sehen. Dennoch: so manche inhaltlichen Parallelen zu seinen derzeitigen Rollen als Parade-Ungustl und Proleten Anton Horvath, beziehungsweise zu seinem „Schichtwechsel“ Programm, ergibt sich dabei. Und ja: Freilich kann er als Rapper auch nur in eine Rolle der Provokation ohne jegliche Authentizitätsansprüche geschlüpft sein. Wie dem auch sei: Von einem investigativen Medium wie dem Falter dürfte man erwarten, dass die tatsächlichen ersten Schritte Seilers als Künstler zur Sprache kommen und dahingehend nichts Falsches behauptet wird.
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