Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Die Rapper und Produzenten Con und P.tah machen deutschsprachigen Rap auf grimy Instrumentals und haben damit ein Alleinstellungsmerkmal. Wir treffen die beiden in P.tahs Wohnung in Wien-Rudolfsheim-Fünhaus, die Zutaten für den Schokokuchen stehen portioniert auf dem Tisch, P.tah selbst befindet sich bereits am Herd und bereitet das Gemüse zu. Während des Kochens und Backens eines vegetarischen Zwei-Gänge-Menüs sprechen wir mit den beiden Musikern über den Entstehungsprozess ihrer neuen EP „Rastlos“, ihr politisches Engagement und das verschlafene, lethargische Wien.
Fotos: Niko Havranek
Die ersten Zeilen für die aktuelle „Rastlos“-EP hat Con in seinem ehemaligen WG-Zimmer im dritten Bezirk geschrieben. In der Nacht, während die S-Bahn alle paar Minuten an seinem Fenster vorbeigerauscht ist. Dabei stehe die auf der EP thematisierte Rastlosigkeit nicht unbedingt nur für etwas Negatives. „Wenn du rastlos bist, hast du es geschafft, Geschwindigkeit in dein Leben zu bringen, der Lethargie zu entfliehen„, erklärt Con, warum dieses abstrakte Wort für ihn auch durchaus positiv konotiert ist. Für seinen Rap-Kollegen P.tah hat Rastlosigkeit aber auch eine andere Bedeutung: Sie sei ein allgemeines Phänomen unserer Zeit, in der viel Energie für Social-Media-Aktivitäten und die ständige Kommunikation draufgehe: „Wir gehen nachts sehr müde ins Bett und stehen frühmorgens sehr müde auf, aber wir haben teilweise auch Bock, rastlos zu sein.“
Seit zehn Jahren machen die beiden Musik, P.tah früher noch bei der Hörspielcrew und B-Seiten Sound, Con als langjähriges Mitglied der Wiener Rap-Szene. Als sie vor fünf Jahren mit dem Track „Spring“ begonnen haben, gemeinsam deutschsprachigen Rap auf 140bpm-Bassmusic zu legen, waren sie die Einzigen. Und sind es bis heute. „Für mich ist Trap ein großer Connect zwischen London und L.A.. Und ich rede so gerne über Dubstep, weil es eine extrem wichtige musikalische Entwicklung darstellt. Dubstep hat vieles beeinflusst: die Rythmik, die Langsamkeit, und die große Menge an Bass„, beschreibt P.tah seine Vorliebe für elektronische Musik. Gemeinsam mit Johnny C’manche, bis vor Kurzem Mitglied der Bassmusic-Kombo Atomique und Mitbegründer von Dubstep.at sowie Dubiouz Records, haben die beiden Rapper über ein Jahr an der „Rastlos“-EP gearbeitet. Durch Produzenten und Live-DJ Johnny C’manche hat der Tonträger noch besonders authentische Facetten bekommen, haben Atomique doch in London angefangen Sound zu machen und im Club Plastic People gespielt, dem Geburtsort von Dubstep. „In London sieht man erst, wie das Publikum auszucken kann im Gegensatz zum lethargischen Wien„, teilt Con seine Erfahrungen von UK-Raves. Wien sei wie Berlin, nur mit literweise Pferdebetäubungsmittel übergossen, zitiert P.tah hierfür die deutsche Schriftstellerin Sybille Berg.
Aber das träge Wien zu verlassen, um musikalisch Erfolg zu haben? Diese Frage hat sich P.tah in seinen Anfangszeiten als Rapper gestellt. Er erinnert sich an eine Anekdote im ehemaligen Bounce Recordstore zurück, in dem er seine ersten Grime-, D’n’B- und Twostep-Platten gekauft hatte. Der damalige Verkäufer und Bounce-Partys-Veranstalter Plak hätte ihm geraten, für den Bass-Sound aus Wien wegzugehen, weil hier nur alle auf den Oldschool-Sound aus den 90ern stehen würden. „Das war der Moment, wo ich gestaunt habe. Der Typ, von dem ich viel halte, sagt, ich soll’s mit meinen Skillz woanders probieren, weil hier die Leute zehn Jahre zu spät dran sind.“ Doch P.tah ist geblieben, Kompromisse eingegangen und hat begonnen, auf der Akademie zu studieren. Heute ist er Kunstlehrer in einem Gymnasium und bereut seine Entscheidung nicht.
Angesprochen auf das österreichische Bildungssystem schnauft P.tah erst einmal: „Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll, so viel kann man da diskutieren„. Er würde aufhören, den Weg des Kindes durch die frühe Sortierung vorzubestimmen und versuchen, für die Schüler da zu sein, sie zu prägen und das Beste aus den zwei Stunden in der Woche rauszuholen. Dass P.tah Rapmusik macht, wissen seine Schüler, das Biber-Magazin betitelte ihn sogar als „rappenden Lehrer“. Die Kinder in der Unterstufe würden aber eher Nazar, Raf Camora und Cro hören, in der Oberstufe dann US-amerikanischen Mainstream von Drake, Rihanna und Future.
Dass sich P.tah und Con auch politisch in ihren Texten positionieren, sei in der Schule kein Problem. Kurz vor der Bundespräsidenten-Stichwahl haben sie mit Mirac und Demolux eine musikalische Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen abgegeben. Die Beweggründe für den Track schildert P.tah so: „Ich würde nie Werbung für Van der Bellen machen, aber die Gefahr vor den Rechten ist mir so extrem im Nacken gesessen wie noch nie zuvor. Man kann nur hoffen, dass es sich jetzt wieder ausgeht, aber es ist wieder eine Last, die man die ganze Zeit mit sich trägt.“ Aber P.tah und Con veröffentlichen nicht nur Tracks gegen Rechts, sondern treten auch auf Demonstrationen auf, wie bei der gegen die rot-blaue Koalition vorm Burgenländischen Landtag. „Dafür schätze ich Con als Kollegen und Freund sehr, präsent gegen Rechts zu demonstrieren und nicht nur darüber zu reden.“ Für P.tah sei es normal, in den Texten auch das eigene Links-Sein zu thematisieren. Der explizite „Rechtsruck„-Song ist auf FM4 gelaufen, es sei für ihn in Zeiten von nach rechts gerückten Sozialdemokraten und Konservation Pflicht, sich zu positionieren. Eine weitere Aktion hat er gemeinsam mit B.Visible gesetzt, organisieren sie seit drei Jahren das Line-up des Wiener Rap Against Festivals.
Aber nicht nur politische Statements finden sich in P.tah und Cons Texten wieder, vor allem Con hat eine Vorliebe für aussterbendes Vokabular, Fremdwörter und technische Fachbegriffe. Oft müsse sogar P.tah nachfragen, weil er ein Wort nicht verstanden hätte. Privat hören beide fast nur englischsprachige Musik, vor allem UK-Artists. Auf Deutsch feiert P.tah vorwiegend Fatoni, weil dieser seine Musik mit einer „klugen Herangehensweise, durchdachtem Blick und Sarkasmus“ angehen würde. Wenn die Positionierung allerdings durch Ironie verschwimme, verliere es für ihn an Schärfe. Auch wenn ihm dann einige vorwerfen, dass er spaßlos sei.
Spaßlosigkeit wird P.tah übrigens auch oft von Kollegen attestiert, weil er keinen Alkohol trinkt. „Nur weil’s die österreichische Supertradition ist und sich Jugendliche grundsätzlich wegschießen müssen?“ Die Kultur des Saufens sei einfach nicht seine, genauso wenig wie die des Fleischessens. Bereits mit 15 Jahren hat er sich aufgrund von Tierrechten dazu entschieden, Vegetarier zu sein, stark beeinflusst vom linken Intellektuellen Noam Chomsky und der Animal-Liberation-Band Propaghandi. Auf Fleisch verzichtet hat auch Con – wenn auch aus gesundheitlichen Gründen – als er für einen Monat in Indien war, um mit befreundeten Musikern Sound zu machen. Dabei wurde klassische indische Musik mit Zither und Bansuri-Flöte fusioniert. Das Ergebnis ist ein Teil seiner „Contour„-Trilogie, für die er auch noch in Berlin sowie mit Testa in New York City Musik produziert hat. „Contour“ soll ein musikalischer Reisebericht sein, der Beats mit der traditionellen Musik der jeweiligen Region verschmilzen lässt. Während Con das erzählt, spielt er mit der großen Menge an Butter, die er für sein Kuchenrezept benötigt. „Wir produzieren Fettness„, sagt er grinsend.
Neben der elektronisch beeinflussten Musik können sich die beiden aber durchaus vorstellen, wieder etwas anderes zu machen. Obwohl P.tah gerade an grimy-trappigem Clubsound mit Mirac bastelt und soeben mit B.Ranks einen Mix aus deren Lieblings-Grime-Instrumentals veröffentlicht hat, hat er auch mit Polifame einen Boombap-Beat aufgenommen, der auf der Compilation von Duzz Down San zu finden ist. Und auch die Musik, die Con in New York für „Contour“ produziert hat, sei viel Boombap-lastiger.
Am 11. August spielen P.tah und Con ihre Rastlos-Releaseshow im Rahmen der Duzz Down San Summersession im B72 in Wien.
Ziegen- und Schafkäse auf gebratenen Tomaten und Melanzani mit Mais und Reis
– Freestyle, von Mama abgeschaut
- Tomaten, Melanzani und Zuchini in Scheiben schneiden
- Melanzani und Zuchini-Scheiben aufs Backpapier am Backblech legen, salzen und pfeffern, Olivenöl drüber
- 2 Zwiebel und mind. 2 Knoblauchzehen schneiden und dazulegen bzw. darauflegen
- ordentlich Kräuter darauf (z.B.: Oregano, Koriander, Majoran, Boxhornkleesaat, Muskatnuss, Rosmarin, Chili, Thymian, Kurkuma)
- Schafkäse und Ziegenkäse (z.B. Manchego oder Peccorino) in flache Stücke schneiden und großzügig auf die Gemüsescheiben legen. Circa 15 Minuten im Backrohr brutzeln lassen.
- Tomatenscheiben in 2 Pfannen in Olivenöl erhitzen, ebenso würzen, ebenso mit verschiedenen Schaf- und Ziegenkäse-Sorten belegen (man kann auch Parmesan nehmen), ca. 10 min in der Pfanne brutzeln. Geht natürlich auch im Backrohr, aber die Sauce der erhitzten Tomaten schmeckt in der Pfanne noch besser, finde ich.
- Nebenbei Basmati-Reis kochen und Maiskolben im Topf dampfgaren
- Super passt dazu auch: gemischter Salat in Senf/Zitronen/Balsamico/Kürbiskernöl-Dressing
Tödlicher Schokokuchen Con-Tuned
– Nach einem Original aus dem Standard.at-Rezept-Blog
Zutaten:
400 g Zartbitter-Schokolade, 200 g Milchschokolade, 500 g Butter, 8 EL Kristallzucker, 10 Eier, 2 Prisen Salz, 3 Pkg. Vanillezucker, 200 g Mehl, 1 Topf Schokoglasur, 1 Pkg Mandelsplitter, 1 Pkg Himbeeren frisch od. gefroren, 1 Bund frische Minze, 10 cl Amaretto (aber kein Bier)
Zubereitung:
- Schokolade mit der Butter bei geringer Hitze schmelzen.
- Eigelbe und Eiweiß trennen.
- Eigelbe mit Zucker, Vanillezucker …
- … und Amaretto schaumig rühren.
- Das Mehl einrühren und die Schokolademasse dazugeben.
- Eiweiß mit einer Prise Salz schlagen.
- Vorsichtig unter den Teig heben.
- Den Teig in eine befettete und bemehlte Springform füllen.
- Bei 225°C ca. 20 Minuten backen.
- Der Kuchen sollte innen sehr weich bis flüssig sein.
- Schokoglasur und Mandeln drauf.
- Die Beeren mit Zucker, Vanillezucker und g’scheit Amaretto erhitzen.
- Kuchen aufschneiden, mit Minzeblättern und Beerensauce marinieren.
5 kulinarische Fragen zum Schluss
Lieblingsrestaurant: P.tah: Habe ich keines, aber aber mir schmeckt’s zum Beispiel bei Wrenkh, Hollerei, NiceRice, Il sestante. / Con: Momentan Es gibt Reis und für Eisspezialitäten Gefrorenes.
Lieblingsküche: P.tah: Ich mag sowohl indisch, als auch mediterran, würzig und scharf. / Con: Schwierig. Ich mag die Vielfalt von traditioneller Wiener Küche über SoulFood bis srilankisch. Ich würde gerne noch viel mehr authentische Küchen dieser Welt kennen lernen.
Das würd ich nie essen: P.tah: Ich glaube im Notfall würde ich vieles essen, worauf ich normalerweise verzichte. / Con: Ich bin kein Fan von Innereien.
Eine Speise, die mich zu trösten vermag: P.tah: Mahlzeiten von meiner Liebsten. / Con: Jede, die so zubereitet ist, dass ich beim Essen alles rundherum vergesse.
Konventionell oder Bio: P.tah: Lieber bio. / Con: Ich habe als Zivildiener in einem Biogartenbau-Betrieb mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen gearbeitet. Der Geschmack der Paradeiser, die wir dort angepflanzt haben, fehlt mir oft bei den konventionellen Produkten im Supermarkt. Ich würde einen überzeugten Marchfelder Bio-Bauern aus mehreren Gründen bevorzugen, bin da aber im Alltag nicht zu 100 Prozent konsequent.
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.