Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Fotos: Niko Havranek
Non Funxion bringt im Rahmen der The Greatest Ultimate Freedom Tour mit den Artifacts, Edo G und Reks drei Acts nach Wien, die für rauen und ungeschminkten East-Coast-Flavour stehen. Ein Fest für alle Freunde der Golden Era, zelebriert im tropisch heißen, von Nebel durchzogenen Fluc.
Für die Einstimmung eines furiosen Donnerstagabends sorgt Olinclusive, der sich stets bemüht, musikalisch etwas Abwechslung hineinzubringen. Der Abend, beziehungsweise die Nacht, bringt später ohnehin massig East-Coast-Sound. Das Fluc ist derweil nur mäßig gefüllt, während sich die Anlage nicht in Bestform präsentiert und teilweise ziemlich übersteuert. Zu Olinclusive gesellen sich unzählige mehr oder weniger interessante Support-Acts, deren Kurzauftritte Laune auf die Main-Acts machen sollen. Der Timetable ist für einen Donnerstag ohnehin spät angesetzt und durch die Vielzahl an auftretenden Rappern verschiebt sich alles noch mal ein Stück nach hinten. Ungünstig für alle, die am Freitag früh aufstehen müssen. Für die restlichen Besucher beginnt das Wochenende dafür einen Tag früher – auch ganz fein. Trotz einiger Anheizungsversuche von Host-Legende JoeJoe kommt die Crowd bei den vielen Supportern wie Missin Link nur schwer in die Gänge. Vor Edo G performen noch unter anderem die ebenfalls aus Boston stammenden Relentless und SPNDA, ehe der letzte Vor-Act Bakari JB mit überraschend dopen „laidback smooth shit“ an der Reihe ist.
Um fünf vor zwölf betritt schließlich der sehr gut gelaunte Edo G die kleine Bühne. Das Fluc ist mittlerweile etwas besser besucht, wenngleich noch Platz für einige weitere Leute wäre. Der Bostoner startet mit einigen neuen Tracks, zum Teil aus seinem im November erscheinenden Album „FreEDOm“. Anschließend spielt er neben „Stop It“ die von Premo beziehungsweise Pete Rock produzierten Banger „Sayin‘ Something“ und „Make Music“. Höhepunkt seiner Show ist aber der Klassiker „I Got To Have It“ aus dem Jahr 1991. Edo G zeigt sich abgebrüht und strahlt sehr viel Positivität aus, bindet aber gleichzeitig Ernsthafteres wie die BlackLivesMatter-Bewegung ein. Ein relativ kurzer, aber sehr beherzter Auftritt eines echten MCs, der Platz für die Artifacts macht.
DJ Kaos legt ein paar Tracks auf, bevor die Rapper El Da Sensei und Tame One die Bühne betreten und die Crowd endgültig wachrütteln. Schnell wird klar, dass die wiedervereinten Artifacts für den Großteil der Besucher Main-Act des Abends sind. Das legendäre Trio aus New Jersey belohnt das Publikum schon zu Beginn mit „C’mon Wit Da Git Down“. Es folgen El Da Senseis Solo-Banger „Crowd Pleasa“ und „Ain’t Trippin“ – Entspannung sieht anders aus. Die Artifacts stecken durchgehend viel Energie in ihre Show und schaffen es dabei stets, die Crowd adäquat einzubinden. Nebenbei kündigen sie ein neues Album an – das erste nach knapp 20 Jahren. Nach einer kurzen DJ-Show von Kaos komplettieren die Underground-Heroes ihren starken Auftritt mit „The Ultimate“ und der zeitlosen Graff-Hymne „Wrong Side Of Da Tracks“.
Nach der leidenschaftlichen Show der Artifacts betritt Reks gemeinsam mit den Beantown Bullies die Bühne. Einige Besucher haben genug gesehen und verlassen das Fluc schon, bevor „Say Goodnight“ ertönt. Das Konzert entwickelt sich zunehmend zur Clubshow, wobei in erster Linie die Beantown Bullies performen. Reks spielt dazwischen einige wenige Hits wie „Jump Shots“, „This Or That“ sowie „Hands Up (Wink Wink)“, das willkürliche Polizeigewalt gegen Schwarze thematisiert. Die Posse-Show ist Abriss pur, ersetzt allerdings leider weitgehend das erwartete Reks-Konzert. Es ist in etwa 2 Uhr, fühlt sich aber bereits an, als wäre es 5 Uhr bei einer verdammt dopen Aftershow-Party. Die Besucherzahl sinkt stetig und so sind bei der abschließenden Performance von „25th Hour“ nur noch knapp 50 Heads im Fluc.
Fazit: Die Besucher im Fluc haben einen wahnsinnig intensiven Abend erlebt. Es haben neben den angekündigten Artifacts, Reks und Edo G etliche unbekannte Acts gespielt, was endgültig zur Reizüberflutung geführt hat. Die beherzten Auftritte der einzelnen Acts lassen über die teilweise überforderte Anlage sowie den eher bescheidenen Besuch hinwegsehen. Der Freitag muss jetzt allerdings als Regenerationstag herhalten – auch, weil bei der Show für einen Donnerstag alles eher spät angesetzt war.
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