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Von wegen normal! – Audio88 & Yassin live

Von wegen normal! – Audio88 & Yassin live

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„Sold out“ steht auf dem Blatt Papier, das auf die Scheibe des B72 geklebt ist. An manchen Gesichtern macht sich Enttäuschung breit. Für diesen Abend geht nichts mehr, über 200 Menschen haben sich schon in dem überschaubaren Gürtellokal eingefunden und warten auf das einzige Österreich-Konzert von Audio88 und Yassin während ihrer „Normalen Tour“.

Text: Julia Gschmeidler & Jeremie Machto
Fotos: Daniel Shaked

Rapper doZ9 und der Producer Torky Tork, die zusammen das Duo T9 bilden, spielen ihre undankbare Rolle als „Kanonenfutter“ wunderbar. Fette Beats von Torky – der übrigens am 31. Oktober im Cafe Leopold spielt – und geile Flows von doZ9, gepaart mit humorvollen Anmoderationen, sichern T9 die Gunst des Publikums. „Wie viele Leute haben unser Album? 11? Das ist in Österreich fast schon Charts, oder?“, spielt doZ9 damit, dass ihn in Österreich fast niemand kennt. Auch politische Statements in Bezug auf die anstehende Wien-Wahl und die Aufforderung, auf ein paar „FPÖ-Plakate zu pissen“, sorgen für Sympathie. „Normalerweise mache ich so etwas nicht, aber heute musste das sein“, erklärt der MC später im Interview. Ein absolut gelungenes Warm-up.

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Doch im Vergleich zur Stimmung, die vorherrscht, als Audio88 & Yassin die Bühne betreten, ist das noch harmlos. Mittlerweile platzt das restlos ausverkaufte B72 aus allen Nähten, die Glaswände der Location sind von der Hitze beschlagen. Audio88 wird während des Konzerts noch öfters erwähnen, dass die Adidas-Anzüge der beiden eigentlich viel zu heiß für so etwas sind. Am Balkon ist es schon so voll, dass Menschen auf Sessel und Tische steigen müssen, um etwas zu sehen – ein dritter Floor sozusagen. Team Normal ist offensichtlich überwältigt von der Power des Publikums, unter dem sich auch lokale HipHop-Größen wie Brenk Sinatra, Fid Mella und Kamp befinden. Die Jungs ballern einen Hit nach dem anderen raus, die Texte werden frenetisch mitgesungen, ganz normaler Move. Und das, obwohl beide kränkeln. „Dank an die Pharmaindustrie, die diesen Auftritt ermöglicht hat“, sagt Audio88 schon zu Beginn des Konzerts.

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Plötzlich wird zu Ehren DJ Breaque’s ein „Happy Birthday“ angestimmt. Der Mann muss schon sehr alt sein, hatte er doch schon beim Auftritt am heurigen Donauinselfest Geburtstag. Zwei Wünsche hat er dennoch frei. Zum einen erhofft er sich, dass am Sonntag bei der Wien-Wahl die Leute „das Richtige“ wählen – und dass die Stimmung weiterhin so gut wie bisher bleibt. Zustimmung bei den Zuhörern – es scheint, als ob eine Wahlprognose unter HipHop-affinem Publikum entgegen der aktuellen Trends ausfallen würde.

Trotz der Euphorie gibt es auch die ruhigeren Momente an diesem Abend. Mal sitzen die zwei auf Barhockern, mal bringt Audio88 ein a capella namens „Weshalb ich Menschen nicht mag“, welches auf einem MecsTreem-Beat am nächsten Album zu finden sein wird. Genauso wie die grandiose Nummer „Halleluja“, deren Darbietung mit einem schepperndem Brett von Dexter wie eine sektenhafte Orgie wirkt. Zu „Schellen“ und „Quadratur des Dreiecks“ ist jedoch wieder exzessives Pogen angesagt.

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Gegen Ende wird das Publikum noch mit ein paar Schmankerln wie „Sandy & Justin“ über Haftis „Lass die Affen aus dem Zoo“-Beat („Sandy & Justin, Boom Boom Boom“) und „Was würde Manny Marc Tun“ aus dem K.I.Z.-Album belohnt. Das „Ego der Rapper“ wird am Ende noch mit lautstarken Zugabe-Rufen „gestreichelt“, „Das letzte Lied“ des Abends wird angestimmt. „Wir haben’s geschafft – fehlt nur ein Song mit Massiv“. Tatsächlich ist es geschafft, der Gig in Wien ist für die Künstler unmissverständlich neben dem in Leipzig ein Highlight der Tour, wie die beiden mehrmals betonen. Angesichts der Stimmung im Club glauben wir ihnen das mal so.

Und für alle, die keine Karte bekommen haben und sich darüber geärgert haben, sei anzumerken: Wenn sich mehr Leute ihr Ticket im Vorverkauf besorgen würden, würden manche Konzerte in größere Locations verlegt oder andere nicht aus „organisatorischen Gründen“ abgesagt werden. Eine Vorverkaufs-Karte ist nicht nur billiger und ein Garant für einen sicheren Einlass, sondern hilft auch den Veranstaltern, eine gute Show zu organisieren. In anderen Musik-Sparten wie Pop oder Indie klappt’s ja auch.

Interviews mit Audio88 und Yassin sowie Torky Tork und doZ9 folgen in Kürze.

 

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