Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
Der September brachte einige hochkarätige österreichische Beat- und Instrumentalreleases mit sich. Wir haben uns entschieden, ihnen eine Spezialausgabe zu widmen. Quasi als Verschmelzung der beiden Rubriken „Austro Round-up“ und „Beatshizzle“ – inklusive neuer Playlist.
Text: Simon Nowak & Simon Huber
Fid Mella & Torky Tork – Doposole
Streng genommen eine Wien-Berlin-Connection, in diesem Zusammenhang aber besonders erwähnenswert, ist das Album „Doposole“ von Fid Mella & Torky Tork. Schon vor einigen Jahren lose angekündigt, ist es Anfang September über Sichtexot erschienen. Beide zählen für sich zur Speerspitze der Produzenten im deutschsprachigen Raum. Die Zusammenarbeit kommt nicht von ungefähr, produzieren sie schließlich seit Jahren für das Who-Is-Who des hiesigen Untergrunds und haben beispielsweise mit „Asia Box“ auf dem Album „Halleluja“ von Audio88 & Yassin oder der Kollabo auf dem 2015er-Sampler von Hector Macello schon gezeigt, was passieren kann, wenn beide iher Kräfte und trippigen Signature-Sounds bündeln. Dies geschieht nun auf Albumlänge und beinhaltet neben 15 Beats – an denen zum Teil auch der österreichische Produzent Wandl mitgearbeitet hat – auf der limitierten Bonus-7inch auch Features von zwei nicht zugällig gewählten Rappern. doz9 bildet mit Torky Tork seit Jahren das Duo T9 und von eloquent erschien kürzlich das Album „Modus Minus„, bei dem ebenfalls Torky Tork die Beats beigesteuert hat.
Dorian Concept – The Jitters
Die neue EP von Dorian Concept steht ganz im Zeichen des Recyclings, soll aber keine typische Restlverwertung von B-Ware sein. Der Wiener Produzent, Komponist und Keyboard-Virtuose sammelte dafür alternative Studio-Takes, Live-Versionen mit adaptierten Arrangements und Lost-Tracks aus den Aufnahmen seines 2018 über Brainfeeder erschienenen Albums „The Nature of Imaginatione“. „Tracks I didn’t want to put on the album or sessions I thought were underdeveloped now appeared to me to be the most interesting ones. It feels like these little moments can – when looking back at them with some distance – essentially capture the core of an album“, gibt er zu Protokoll. Die acht Tracks fallen gewohnt verspielt aus, die oft auf Improvisation basierenden Tracks fallen dabei sehr funkig und tanzbar aus.
Alex The Flipper – Dream Come True Flippa
Ähnlich funkig, aber weitaus geradliniger produziert sind die sechs Tracks auf „Dream Come True Flippa“ von Alex The Flipper. Der Linzer tritt seit einigen Jahren in erster Linie als Produzent für Mavi Phoenix in Erscheinung, fand seit dem Corona-Ausbruch aber wieder vermehrt Zeit, sich auf Solo-Tracks zu konzentrieren. Sie bieten wohlige Instrumental-Klänge, die einzige Vocal-Sequenz streicht die Abneigung gegenüber „Donald“ hervor. Als Highlight mit Suchtpotenzial erweist sich die besonders catchige Lead-Single „No One“, die viel Disco-Flavour bietet. Weil mit dem Sound verbundene Clubs gerade keine Option sind, weicht Alex The Flipper im dazugehörigen Video für eine frühmorgendliche Laufrunde auf der Großglockner-Hochalpenstraße aus.
Lipp der Funkverteiler – Jazz Fest
Im Pinzgau aufgewachsen, ist Lipp der Funkverteiler mit Jazz sozialisiert. Das mag auch am seit 1978 jährlich stattfindenden Jazzfestival Saalfelden liegen. Es ist eine von wenigen Möglichkeiten, in der Salzburger Peripherie in den Genuss von Livemusik zu kommen. Der Wahlwiener besuchte es erstmals im Bauch seiner Mutter – eine Tradition, die sich vor drei Jahren mit seiner Freundin und seiner Tochter fortführte. Als Hommage ans Festival und die familiären Verbindungen brachte Lipp kürzlich das Album „Jazz Fest“ raus. Die 22 Tracks basieren ausschließlich auf Live-Jazz-Samples, die er mit seinen weiteren musikalischen Leidenschaften kombiniert hat: Boombap und Funk. „Die Musik, die ich tagtäglich höre, die ich so sehr liebe, mich inspiriert und motiviert, entspringt der Black Culture. Das Wissen darum erfüllt mich mit Demut und tiefer Dankbarkeit“, führt er dazu aus. „Jazz Fest“ ist als Vinyl sowie digital gegen eine freie Spende erhältlich.
Phat Suspekt – Rolling on Vibes
Zeitweise als Fidibus im ehemaligen Emzetka-Umfeld unterwegs, produziert Phat Suspekt bereits seit 2004 eigene Beats. Neben unzähligen Beats, die es auf Soundcloud und seiner Homepage zu hören gibt, bringt der Wiener auch regelmäßig Solo-Beatprojekte raus – nach „Digidope 2“ und „Suspicious“ ist „Rolling on Vibes“ bereits das dritte größere Release im laufenden Jahr. Auf neun Anspielstationen gibt der studierte Audio-Engineer einen Einblick in seine vielschichtige Herangehensweise an Beats, die viele Stilrichtungen und Einflüsse abdeckt.
Maes – Satisfied EP
Österreich-Schweiz-Tschechien zählt zwar nicht zu den 48 europäischen Dreiländerecken, der aktuell in Wien lebende Tscheche Maes diese seltene Connection. Seine Debüt-EP ist über das Schweizer Geheimtipp-Label Oro Negro erschienen. Entstanden ist die Verbindung durch einen sechsmonatigen Tschechien-Aufenthalt von Francois Boulanger, der diesen damals zu seinem Album „Svit“ inspirierte. Drei Jahre später ist nun Maes‚ Debüt-EP „Satisfied“, die vor allem souliig-jazzige Instrumentals beinhaltet, erschienen.
Mieux – I Want (Single)
Seit rund zehn Jahren als Mieux aktiv, haben Minor Sick und Feux noch eine überschaubare gemeinsame Diskografie, bestehend aus drei EPs und einigen Singles. Das Meiste davon liegt zudem schon länger zurück. In den vergangenen Jahren standen nur vereinzelt Singles wie „Shenzhen“ und „Not Kill“ zu Buche. Daran knüpft auch das jüngste Werk „I Want“ an – vorerst zumindest. Denn die New-Wave-Hymne soll als Startschuss für das erste vollwertige Mieux-Album dienen, für das die beiden bei Affine Records angedockt haben. Neben der Hommage an Wave-Helden wie Joy Division ist da wohl jede Menge experimenteller Electronic-Sound vom Wiener Duo zu erwarten.
Kruder & Dorfmeister – King Size (Single)
Noch viel länger weg vom Fenster waren Kruder & Dorfmeister, auch wenn sie erst 2019 ihr 25-jähriges Jubiläum im Wiener Konzerthaus gefeiert haben. Denn neue Tracks waren seit über einem Jahrzehnt nicht zu hören. Ende Oktober kehrt das namhafte Downtempo/Trip-Hop-Duo mit dem Album „1995“ zurück und will damit, wie der Titel andeutet, an alte „Vienna Sounds“-Klassiker wie „High Noon“ anknüpfen. Nach eigenen Aussagen handelt es sich dabei um kürzlich wiederentdeckte Lost Tapes aus besagtem Jahr. Nach etwas Feinschliff also ein vollwertiges Album. Für weitere Nostalgie-Momente sorgt das Aufleben ihres Labels G-Stone Recordings. Mit „Johnson“ und dem Bossa-Nova-lastigen „King Size“ gibt es mittlerweile zwei Vorboten, die entsprechend ihres Ursprungs viel 90er-Flavour bieten, aber gut gealtert sind.
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi rumschreit.