Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
Für das neue Austro Round-up stand wieder einmal ein prall gefüllter Pool an interessanten Releases und Videos zur Verfügung – wir haben für euch die Alben/EPs sowie eine kleine Auswahl von Videos aus den vergangenen Wochen zusammengefasst. Einige weitere neue Tracks findet ihr wie gewohnt in der aktualisierten Spotify-Playlist.
Text: Simon Nowak, Mira Schneidereit, Simon Huber, Michi Koffler, Janina Lenz & Raphaela Salhofer
Releases
Amadi – Idama
Beim Release seiner 2019 erschienenen EP „The Long Race“ noch unter unserem Radar, hinterlässt Amadi nun mit seinem Debütalbum eine umso größere Duftmarke. Der in Wien lebende Musiker liefert ein gut umgesetztes Werk an der Schnittstelle von HipHop und R’n‘B, switcht also problemlos zwischen eingängigen Melodien und geflowten Parts – und zeigt dabei durchaus musikalisches Feingefühl. Zumal Amadi in Großbritannien aufgewachsen ist, überrascht es nicht, dass er über weite Strecken auf Englisch singt/rappt. Darüber hinaus dringen immer wieder französische Textfetzen durch. Die Lyrics handeln oft von den Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens – irgendwo zwischen Representern, Herzschmerz und Karriereplänen. Amadi setzt dabei auf Trapbeats der smootheren Gangart, die größtenteils von Mane stammen. Der Sound unterstreicht, dass er sich eindeutig stärker von US-Musikern wie Frank Ocean, 6lack oder Roddy Ricch als von deutschsprachigen Acts beeinflusst ist. Rundes Debüt.
Slav & Bibiza – Combo EP
„Slav und Bibiza Combo on the way“ lautet eine Line am Intro-Song „plugin“ der „Combo EP“. Im Mittelpunkt steht die schon länger geplante Zusammenarbeit der Wiener Rapper Slav und Bibiza. Mit prodbypengg. hat der Hauptproduzent der zuletzt releasten Bibiza-Soloprojekte keine großes Problem, sich ins musikalische Arrangement einzufügen. Auf eher düsteren, aber stets basslastigen Beats treten Slav und Bibiza mit gewohnt selbstbewusster Attitüde auf die Bühne, preisen sich selbst und ihren Block. Als Ausreißer erweist sich das Outro, bei dem auf einem Klavierbeat mit Soul-Elementen im Lockdown flaniert und gleichzeitig gehustlet wird. Für Enttäuschung sorgen könnte die knappe Laufzeit von nicht ganz neun Minuten, während Bibiza „Dieses Feature ist seit fünf Jahren am entstehen“ rappt. Da hätten es zumindest mehr Tracks als Entstehungsjahre werden können. Trotzdem ein sehr stimmiges Projekt, bei dem jeder Song mit Playlist-Potenzial ausgestattet ist.
Ebow – Queer AF II
Passend zum Valentinstag veröffentlichte Ebow ihre „Queer AF II“ EP. Statt an die glücklich Vergebenen richten sich die Tracks aber an die Unentschlossenen, die casual Dater und die unerwidert Verliebten. Vor allem die Uptempo-Nummer „Shorty“ sticht heraus, ohrwurmpotent und dissonant. „Tunnel“ ist ein eher ruhiger Track voller Tagebuchpoesie und „Friends“, schon im Sommer erschienen, rundet das Ganze smooth ab. „Queer AF II“ ist dabei der Nachfolger der EP „Ebow 400“, die im Gedanken entstand, jeden Sommer eine EP mit queeren Lovesongs für die Community zu machen. Weil 2020 eben 2020 war, erschien die EP jetzt im Februar. Auch schön.
Brown-Eyes White Boy – Bunte Bündel
Mit „Bunte Bündel“ liefert Brown-Eyes White Boy eine intensive EP. Auf vorwiegend harten, aber reduzierten Beats rappt er mit rauer Stimme aggressive Lines. Der Track „Bag hoch 2“ sticht durch seine Melodik hervor und spiegelt die Gesamtthematik der EP ziemlich treffend wider. „Geldbündel ich will keinen Mindestlohn nein. Fick auf Uni denn die Patte kommt auch so rein.“ Das Album wird inhaltlich seinem Namen gerecht, denn es geht tatsächlich hauptsächlich um die Marie, ganz egal ob gebündelt oder gestapelt. In der Gesamtheit kann die EP schnell generisch wirken, einzeln könnten die Songs besser wirken. Doch wer auf harte Beats, die nach Aufmerksamkeit fordern und raue, experimentielle Textpassagen steht sollte auf jeden Fall mal reinhören.
Bella Diablo – Bellas Beruhigende Bars
Bella Diablo aka Smokeahontas droppte Anfang Februar die Mini EP „Bellas Beruhigende Bars“, die mit drei neuen Tracks aufwartet und zur Überdosierung einlädt. Produziert von Def Ill kommt die EP smooth daher, mit elektronischen Einflüssen und Beats wie aus Samt. Bella rappt gewohnt eloquent über Probleme, wie man sie meistert und wie sie ihr Low-Life zelebriert und sich dabei nicht verbiegen lässt. Der leicht esoterische Hauch zieht sich durch Bellas Schaffen und fehlt auch dieses Mal nicht. „Bellas Beruhigende Bars“ und „Tripple B“ holt uns runter, blessed uns, wie mit ionisierter Strahlung. Während der dritte und letzte Track „Broken Bellas Buchseite“ zwar ernster ist und von Panikattacken erzählt, hinterlässt die EP keinen bitteren Geschmack im Mund. Wir verlassen den Kosmos von „Bellas Beruhigende Bars“ aufgelockert und entspannt. Definitiv ein Probiotikum, an das man sich gewöhnen kann.
Skofi & Skyfarmer – 0.01
Der lange Prozess des Schlussmachens wird bei Skofi und Skyfarmer zur Drei-Track-EP. „0.01“ heißt das Werk, die Wienerin Skofi rappt und singt darauf erstmals auf Deutsch, was die Lyrics sehr ehrlich und relatable macht. Vor allem weil man ganz lässig trotzdem ein paar englische Wörter raushauen kann. Skyfarmer untermauert das Ganze mit schönen LoFi-Beats. Die EP fängt auf eindrucksvolle Weise Gedanken ein, die zwischen künstlerischem Schaffen und privaten Gefühlen entstehen. Die Tracks wandern dabei von Lethargie zum Weiterziehen, von da dann zum eventuellen Neuanfang. Kann von daher auch gerne auf Dauerschleife gehört werden.
Videos (Auswahl)
Svaba Ortak – Idemo (Part 1)
Mit „Idemo“ präsentierte Svaba Ortak kürzlich einen ersten Vorgeschmack auf sein neues Album „Atlas oder nada“, das im Frühjahr erscheinen soll. Der Landstraßer versorgt uns bei spätwinterlichen Temperaturen mit sommerlichen Vibes. Die von Doni Balkan produzierte Single lässt bereits erahnen, dass Svaba Ortak langsam aus seiner Coronapause zurückkehrt – und neben hartem Streetrap, wie wir ihn von ihm gewohnt sind genauso für Tracks mit viel Ohrwurmcharakter stehen kann. Wir sind schon mal gespannt, wohin seine musikalische Reise auf dem neuen Album letztlich geht.
Verifiziert – Schlaflos
In späten Stunden spaziert Verifiziert durch ihre Stadt. Auf einem Beat von Florida Juicy – der Teil der Bremer Crew Erotik Toy Records ist und ein wenig an „Schlaflos“ mitgetextet hat – erschafft die Wienerin „Sad Vibes“, die sich mit einem Hauch frischer Nachtluft vermischen. Was zuerst wie ein trauriger Lovesong wirkt, entpuppt sich letztendlich als eine Liebeserklärung an Wien. Verifiziert schüttet ihr Herz aus, während sie einen nächtlichen, musikalischen Spaziergang durch ihre Stadt macht – stellt sich nur noch die Frage ob mit Golf oder City Bike. Die bisher stimmigste Verifiziert-Single.
Kizmet & MDK – Fundament
Vor geraumer Zeit nach Graz gezogen, haben Kizmet & MDK freundschaftlich und musikalisch schnell zueinandergefunden. Anfang 2020 sind die Mundartrapper noch unabhängig voneinander mit EPs in Erscheinung getreten, ein Jahr später steht ihr gemeinsames Album „Odyssee“ in den Startlöchern. Produziert von der Fensterlos Crew, soll es Ende April via Honigdachs erscheinen. Für den ersten Vorboten „Fundament“ begeben sich die Rapper fürs Video quasi zum Ausgangspunkt ihrer Lebensreise und besuchen die Heimatorte, aus denen sie einst den Absprung gewagt haben – MDK im steirischen Ennstal, Kizmet in Steyr. Das über den eigenen Schatten springen und Loslassen zieht sich durch ihre Parts. Sie rappen über mehrere persönlichen Krisen, Zweifel und den Kraftakt, diese zu überwinden. Ein emotionaler Track, der unter die Haut geht.
Vorsicht & Miss BunPun – 100%
Die in Wien lebende Oberösterreicherin Miss BunPun (fka Misses U) geht mit großen Schritten auf ihr neues Album zu, das am 20. März über Beatzarilla erscheinen soll. Das quarantänetypische Video hat sie ebenfalls im Style von TikTok-Videos selbst umgesetzt. „100%“ ist die neueste Single und ist ein guter Motivationstrack in schwierigen Zeiten. Der Beat stammt vom erst kürzlich formierten Duo Vorsicht (Mirac & Sebasi808), den sie über Instagram bereits im Dezember als ihren ersten gemeinsamen Beat vorgestellt haben. Bei allen Beteilgten darf man auf die nähere Zukunft gespannt sein, da scheint einiges in der Pipeline zu sein.
Slav, Verso, Yugo & Vienca – Klubben
Zwei Jahre saßen Slav, Verso, Yugo und Vienca am Projekt zu „KLUBBEN” – also schon einige Zeit vor dem Corona-Unheil. Mit einem Sprachmix aus Französisch und Deutsch sowie vier verschiedenen Backgrounds (Polen, Frankreich, Mazedonien und Österreich) kann man durchaus von einer gelungenen Wiener Rap-Melange sprechen. Gefeiert wird sowieso gemeinsam, die Nationalitäten geraten in den Hintergrund. Die simple Hook „Wenn ich wieder im Club bin, alle Augen am Funkeln” geht sofort ins Ohr und lässt einen ganz schön melancholisch werden. Ja, die – beliebiges Schimpfwort einfügen – Pandemie ist seit mittlerweile rund einem Jahr in Gange. Und ja, verdammt, der Track macht schon sehr viel Lust auf Fortgehen und ist ein heißer Anspieltipp für die Zeit, in der „Klubben“ und Eskalieren wieder möglich sind.
Def Ill – Pest
Nach seiner neuen Single unter dem Pseudonym Ruffian Rugged, teilt Def Ill auf „Pest“ wieder mit einem ordentlichen Rundumschlag gegen Impfgegner*innen und Verschwörungstheoretiker*innen aus. Routiniert wie eh und je auf einem klassisch gehaltenen Beat von Digga Mindz zeigt er Doppelmoral und Logikfehler auf, während er mit dem Pestdoktor als personifizierten Tod durch den Schnee tanzt.
Du möchtest mit deinem Release/Video ebenfalls im Austro Round-up vertreten sein? Schicke uns gerne ein Mail an [email protected]
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi rumschreit.