Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
hat Fotografie gelernt, Philosophie studiert, schreibt aber lieber über Rap.
Das Round-up platzt wieder mal aus allen Nähten – denn die beiden vergangenen Wochen hatten es in sich. Unser Rückblick mit einigen neuen Alben, EPs und Videos.
Text: Simon Nowak, Francesca Herr, Hilde Mayer & Janina Lenz
Releases
Vienna High Street – VHS Tape Vol. 1
Wien auf die Karte setzen – das hat sich die Vienna High Street Crew auf die Fahnen geschrieben. Vor kurzem erschien das „VHS Tape Vol. 1“, auf dem einige bekannte heimische Artists zu finden sind. Neben Sidney, Meydo, D.Áce, Osive, onurOHA und Pretty Falxo ist auch Rose May Alaba darauf vertreten. Mit „Dream Team“ erschien kürzlich das erste Musikvideo.
Entstanden ist das Projekt durch einen Freundeskreis, der nicht nur zusammen gechillt hat, sondern kreativ tätig wurde. Zukünftig werden auf weiteren Tapes jedoch auch neue Member vorgestellt, denn mitmachen kann prinzipiell jede/r. Das Kollektiv macht zudem nicht nur Musik, sondern ist auch im Bereich Visual Arts, Fashion und Events gut aufgestellt. Sobald der Lockdown einmal vorbei ist, dürften wir mehr von Vienna High Street erfahren.
Emir – Wocklkontakt
Schon knapp zehn Jahre aktiv, aber bislang immer etwas unterm Radar geblieben ist Emir. Nach dem 2017 erschienenen Album „Sleepwalker“ und der „50/50“-LP mit seinem Rap-Partner Marsi wagt sich der Mundartrapper nun an sein zweites Soloalbum. Den Boombap-Sound hat er dabei meist gegen zeitgeistigere Soundunterlagen getauscht, die Inhalte und häufig nachdenklichen Grundvibes bleiben ähnlich. Representer und Rap-Seitenhiebe halten sich die Waage mit Tracks aus dem Leben und Umfeld des Radstädters.
Sei es die vobeigezogene Jugend und der Hamsterrad-Struggle, das Standhaft bleiben und beharrlich die eigenen Ziele und Ideale verfolgen, der Weltschmerz, die Zweisamkeit – oder auch schlichtweg die Rap-Leidenschaft. Gut gespittet und meist ziemlich direkt getextet, ist den Tracks das Herzblut, das Emir reinsteckt, definitiv anzuhören. Features von Al Pone, Marsi, Ansa und Sandi runden das Album ab.
Roko Von Der Tanke & O.T. – Gas
Uns seit seinem Feature auf Lents Track „6. Dezember“ von Anfang 2020 ein Begriff ist Roko Von Der Tanke. Schon vorher war der Trauner Rapper mit seinem Weggefährten O.T. auf Tracks in Erscheinung getreten – beide als Teil von Brooklinz Ent. Vergangenes Jahr konnten die jungen Rapper mit weitere Duftmarken hinterlassen – mit Style, Flow und einer gesunden Lowlife-Attitude, die bei Roko sicher noch mehr raussticht und teilweise bisschen an Berliner Untergrund erinnern mag. Mit der „Gas“-EP steht beim Duo nun das erste größere Release zu Buche.
Temporeiche Representer treffen auf Singsang, trappige und technoide Beats dominieren die von Roko produzierten acht Tracks. Zu den vorab releasten Videosingles „Chopper“ und „Wintersonnwende“ gesellte sich kürzlich „Vienna Nights“. Klar, es mag schon bisschen verwirrend anmuten, wenn Rapper aus Traun Brooklinz representen und sich dann im Video aus Wien melden, aber der Hustle scheint nunmal nicht an Ortstafeln zu enden.
BanDan (DNA) – Confusius
Bislang zusammen mit Atlas als Teil der Band Hip Hop Kapelle in Erscheinung getreten und in DLTLLY-Battles vor allem im Duo mit Ringelnatz aktiv, veröffentlichte BanDan (DNA) Ende März seine erste Solo-EP „Confusius“. Mit markant kratziger „Helium-Stimme“ switcht der Grazer auf Beats von Lord Normal & Ju zwischen witzigen, selbstironischen und ernsteren Lines. Als roter Faden zieht sich am ehesten durch, dass sich BanDan auf Selbstfindungstrip befindet, sich aufgrund der reingesteckten Energie und des fraglichen Outcomes ein wenig die Sinnfrage als Rapper stellt – und quasi in Konfuzius-Manier seine Harmonie mit dem Weltganzen sucht.
Eine richtig melancholische oder deepe EP ist „Confusius“ dennoch nicht, zu aufgelockert und aufgekratzt wirkt BanDan, zu kurzweilig fallen seine Tracks aus. Mit der EP deutet er an, dass er zu den wenigen Leuten im deutschsprachigen Raum gehören könnte, der gleichermaßen grundsolide bis gute A-cappella-Battles und grundsolide bis gute Tracks hinbekommt – auch wenn es an beiden Ebenen noch Raum für mehr Feinschliff ist. Mal sehen, in welcher Sparte er aktiver bleibt.
Sadi – 2AM
Mit „2AM“ releaste der Wiener Deutschrapper Sadi sein erstes eigenes Tape, das elf neue Tracks und Features von Feschprivat und dem Berliner Rapper makko liefert. Bereits der erste Track des Albums ist in Zusammenarbeit mit srsly, der unter anderem auch für KeKe produziert und Teil der Pan Kee-Bois ist, entstanden. Auch die Zusammenarbeit mit makko zeigt, dass man Sadi als Newcomer auf jeden Fall auf der Bildfläche haben sollte.
Unverkennbarer Hit des Tapes bleibt „Uno“, die anderen Songs stehen dem Feature-Song in ihrem Sound allerdings nur um wenig nach. So werden typischere Cloud-Rap Songs durch Tracks wie „Oben Ohne“ unterbrochen, die einen mit ihren Lines durchaus zum Schmunzeln bringen können. Sadi liefert auf seinem Tape ein kleines Spektrum an Sounds, bleibt sich in seinem Stil aber treu. Es bleibt spannend zu beobachten, in welche Richtung er sich in neuen Songs entwickelt.
Skofi & Skyfarmer – 0.02
Eine passende Forstsetzung zur „0.01“ vom Februar, die Skofi und Skyframer da liefern. Mit dem House-Banger „WischWeg“ und zwei nachdenklicheren Tracks mit LoFi-Beats, gibt „0.02“ den passenden Soundtrack zwischen Frühlings-Euphorie und einer verlängerten Osterruhe – als wäre das zu erwarten gewesen. Skyframers Beats stellen die passende Ergänzung und lassen Skofis Gedanken überraschend leicht die Schleife von der Ansage an die Deutschrap-Szene, guten Vibes und den Wunsch nach der „Auszeit von der Auszeit“ ziehen. Ehrlich und straight aus dem Herzen und hoffentlich ein kleiner Vorbote auf mehr, denn die Tracks des Duos wirken immer ausgereifter.
Woodstar – Von Damals bis jetzt
Wohl nur noch den älteren Heads und Wiener Underground-Rap-Nerds bekannt ist Woodstar. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass der Rapper lange weg vom Fenster war. So gab es seit seinem gemeinsamen Album „Dienstags“ mit Faun aus dem Jahr 2012 nichts von ihm zu hören – abseits von einigen wenigen Featurebeiträgen. Kürzlich meldete sich Woodstar mit einem neuen album zurück. „Von Damals bis jetzt“ ist eine Sammlung bisher unreleaster Tracks, die über die vergangenen zehn Jahre entstanden sind. Die lange Zeitspanne ist dem Album auch anzuhören. Während manchen Raps und insbesondere Beats das Alter anzuhören ist, wirkt anderes wie etwa „Brech Brot“ frisch und cool gerappt. Woodstar bewegt sich auf den 13 Tracks zwischen entspannten Representern, etwas persönlicheren Tracks, emotionalen Erinnerungen an Weggefährten im Titeltrack und dem einige politische Absurditäten thematisierenden „Kino“.
Videos
Verifiziert – SOS
Der Frühling ist da und mit ihm kommen die Gefühle. Wenn diese mal wieder Überhand gewinnen und man vor lauter Verwirrung am liebsten einen Hilferuf starten würde, dann liefert Verifiziert mit „SOS“ den perfekten Song dafür. Der neue Track der Wienerin wurde von Florida Juicy von Erotik Toy Records produziert, der auch schon ihren vorigen Song produziert hat. Statt „Schlaflos“ durch die Nacht zu spazieren ist Verifiziert diesmal nicht allein unterwegs, sondern fährt im Auto mit Schiebedach mit einer zweiten Person durch die Stadt. Eines bleibt allerdings bestehen: Das Gefühlschaos. Mit „SOS“ liefert Verifiziert einen emotionalen Track, der sofort ins Ohr geht. Der Secco ist kalt, die Butterflies im Bauch sind da – nach „Sad Vibes“ klingt dieser Song auf jeden Fall nicht mehr!
Kizmet & MDK feat. Kreiml & Samurai – Nächster Schluck
Fast schon nostalgische Vibes bietet der jüngste Track aus dem Honigdachs-Camp. Kizmet & MDK hat es in die obersteirische Idylle verschlagen. Die beiden nutzen den Besuch im Luftkurort in der alten Heimat von MDK auch sichtbar zur Reha – beim Dorfwirten. Nach dem Motto „Na servas, griaß di, hawidere, schiaß mi in die Stratosphäre“ zelebrieren sie eine Fettn wie in präcoronalen Zeiten und haben sich dafür professionelle Zuaschädl-Unterstützung geholt – unter anderem von Kreiml & Samurai. Schöne Bsuff-Hymne, untermalt durch die Dachs-TV-Bilder in feinster Trash-TV-Manier. Der von der Fensterlos Crew produzierte Track dient als Vorbote des Albums „Odyssee“ von Kizmet & MDK, das für 30. April angekündigt ist.
Arkan45 – Pocahontas
Seit einiger Zeit zu den interessantesten österreichischen Rap-Exporten zählt Arkan45, der vor paar Jahren das Ländle gegen Berliner Stadtluft getauscht hat. Mit gefühlsbetonten und lyrisch gut ausgearbeiteten Texten über die Hürden, um mit sich und der Welt klarzukommen, gelingen ihm immer wieder berührende Tracks. Knapp ein Jahr nach der Single „Cobain“ meldete sich Arkan45 kürzlich mit der neuen Single „Pocahontas“ zurück – und macht bei sphärischem Sound weiter, wo er 2020 aufgehört hat. Hoffen wir mal, dass die nächste Pause etwas kürzer ausfällt.
pan kee bois – Blitz
Die Pan Kee-Bois starten ein „Reset“ und liefern mit „Blitz“ einen weiteren Vorboten eines auf Herbst 2021 angesetzten Releases. Nach ihrem jüngsten veröffentlichten Song „Rauche schnell“ zeigen sich die Bois diesmal wieder von einer ruhigeren Seite, die man von ihnen bereits in Songs wie „Zu mir“ und „Schwer“ hören konnte. Es entsteht ein moody Lovesong, in dem Feelings und Sehnsüchte großgeschrieben werden und der die perfekten Vibes für lange Nächte bietet. Es bleibt abzuwarten ob auch der Rest ihres Resets einschlagen wird „wie ein Blitz in der Nacht„.
Copy N Paste – 8020 Graz
Als Produzenten gefühlt für jedes zweite Grazer Rap-Video zuständig, soll das musikalische Schaffen von Copy N Paste nicht in Vergessenheit geraten. Die rappenden Brüder widmen sich auf ihrem neuen Track den zwei Seiten ihrer Heimatstadt – und ihren Gegensätzen. „Du weißt, Graz ist nicht gleich Graz, wenn du in 8020 warst“, betonen sie. Was Copy N Paste von St. Peter oder Jakomini halten? Na nix, weil das im tiefsten 8010 liegt und dort die Uhren anders ticken. Sie nehmen lieber Vorlieb mit den weniger herausgeputzten, erdigeren Seiten der Stadt. Also schnell weg vom Uhrturm zur richtigen Mur-Seite, ab in die 8020er-Hood – quasi dem Floridsdorf von Graz, wenn man den beiden Glauben schenken will.
Despo – Design ohne Titel
Unter anderem mit Hashtag 8010 (yeah, Stadtteil-Beef!) versehen kündigte Despo Anfang April seine neue Single „Design ohne Titel“ an. Nach dem Motto „Weltschmerz und geistige Vernebelung“ schwebt der Grazer Rapper im Track durch Raum und Zeit, die Lebenslaufbahn. Mit schönem, eigenes produzierten 90-BPM-Beat versehen, dient der Track als erster Vorbote seiner für Anfang Juni angekündigten Solo-EP „Dramaholiker“.
Ein Gespenst – Ich tanze nur aus Höflichkeit
Ein Gespenst zieht um in der hiesigen Musiklandschaft. Das neue Projekt von Autor und Musiker Elias Hirschl und Rapper Selbstlaut schwebt auf New-Wave- und Elektro-Beats irgendwo zwischen Rap, Spoken Word und Punk-Slogans umher. Während die beiden sowohl musikalisch als auch literarisch schon länger in gemeinsamen Konstellationen zu sehen sind, scheinen sie mit Ein Gespenst den passenden Sound als Duo gefunden zu haben. Das erste Release „Ich tanze nur aus Höflichkeit“, gemixt von Alligatorman, vermittelt eine melancholisch gefärbte Sehnsucht nach postkapitalistischen Strukturen und einer Gegenwart, die zugleich auch vor und nach Corona stattfindet. Mehr davon erscheint am 14. Mai in EP-Form über das Wiener Musik- und Literatur-Label Strizzico.
Dacid Go8lin – Fight
Dass Dacid Go8lin beim Abspielen ihrer neuen Single das Einstellen von Untertiteln empfiehlt, kommt nicht von ungefähr. Schließlich switcht die Wiener Rapperin, Produzentin und Songwriterin dabei zwischen ihrer Muttersprache Albanisch, Englisch und einigen Deutschen Einwürfen. „Fight“ erweist sich als romantische Feel-Good-Hymne, unterlegt mit spährischen Sounds und Bildern vom Ottakringer Dachterassen-Life.
Weitere Videos
Atlas of the Alps – „Ministry of Silly Walks“
Bacardy52 – „Mango Eis“
Bruno & Pascal – „Ayahuasca“
Dame – „White Zone“
Dirtysanchez – „F_ck“
Edi & Julian – „Block Vibes“
HipHop Joshy & Kapito – „Einfach“
Lent – „How“
MCP feat. TDK – „Killa“
Schwesta Ebra – „Männer haben“
ShemA & Komar – „Bei mir“
Spitting Ibex – „Shake Us Up“
Tracks
An Exciting Kind of Average – „Let Yourself Go“
Aron & Glowing Eyes – „Drogen“
Canto – „Karma“
KokoTai – „Rilassati“
LazySwan – „Allein“
LiebCozy & Eli Preiss – „Keine Blumen„
Luca Malina – „Rain“
Phöönix feat. Deecent & Juvenile – „Legends“
Savi Kaboo – „Flower Tattoo“
Volfi – „Volim Te“
Wavyfrisch – „Dalli“
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