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Austro Round-up (KW 14-16/21)

Austro Round-up (KW 14-16/21)

Nika

Das Round-up hat mal wieder einiges zu bieten, denn die beiden vergangenen Wochen hatten es in sich. Unser Rückblick mit vielen neuen Alben/EPs und Videos.

Text: Simon Nowak, Hilde Mayer, Simon Huber

Releases

Eli Preiss – F.E.L.T.

Im vergangenen Jahr startete Eli Preiss ihren musikalischen Neustart und veröffentlicht ihre Songs seitdem auf Deutsch. Dass der Sängerin dieser Wechsel gut steht, beweist sich nun auch auf ihrem neuen Tape „F.E.L.T.“. Der Titel steht für „Fragmente eines luziden Traums“, die Eli im Verlauf der Tracks mit ihren Zuhörer*innen teilt und die auch in ihrem Sound das halten, was der Titel verspricht. Auf insgesamt neun Songs, inklusive eines Features mit dem jungen Rapper Amnezzi, zeigt sich die Wiener Sängerin erneut von einer Seite, die man so von ihr noch nicht kannte.

Wie Eli selbst sagt, möchte sie auf „F.E.L.T.“ ihre eigenen Schattenseiten ansprechen, genauer gesagt die Version, die ohne weiter nachzudenken, von Lust geleitet handelt. So besingt sie nicht nur ihre „Dämonen“, sondern beschreibt im Song „Im Kreis“ auch einen Teufelskreis sich immer wiederholender Gedanken, aus dem sie nicht ausbrechen kann. Für jegliche Gedankenspiele dieser Art, die Frage nach dem Sinn und dem großen Warum liefert „F.E.L.T.“ den perfekten Soundtrack.

Dirtysanchez – Aua

Dass die neue EP von Dirtysanchez „Aua“ heißt, kommt nicht von ungefähr. „Ich bin ein sehr sensibler Mensch und liebe es, über Gefühle zu reden“, erzählte der Rapper jüngst im Interview bei FM4 Tribe Vibes. Einigen DLTLLY-Nerds noch aus alten Battles bekannt, ist er aktuell in gefühlsbetonten und poppigen Sphären unterwegs. Vor knapp einem Jahr dank eines Jobangebots von Verifiziert von Berlin nach Wien gezogen und seither im Dunstkreis von Heiße Luft aktiv, verbrachte Dirtysanchez seither viel Zeit im Studio mit food for thought und Fuzl, mit denen die fünf Tracks entstanden sind.

Dem Grundvibe entsprechend stehen Herzschmerz-Lyrics im Vordergrund, denn Dirtysanchez hat zwischen toxischen Beziehungen – an denen er sich selbst eine Mitschuld eingesteht –, entstehendne und wegbrechenden Freundschaften sowie seiner generellen Entwicklung als Person einiges aufzuarbeiten. Die spanischen Lyrics auf „Veneno“ sorgen für Abwechslung auf einer insgesamt runden EP.

Chronik Sinnombre – Veresace

Mit der sieben Tracks starken „Veresace“-EP meldet sich Chronik Sinnombre nach einer ruhigeren Zeit zurück. Zuletzt auf unserem Radar war er 2019, als er die jüngste Ausgabe des Rap-Battles im Wiener Sexklub Maxim für sich entscheiden konnte. Ende 2017 veröffentlichte er das das Crew-Tape „Leben im Griff Vol. 1“ mit Spike, SK, Nef-U und Hörm Wayne, nun begibt sich Chronik Sinnombre auf eine etwas andere Welle: Es dominieren Afrobeat-/Dancehall-Klänge, auf denen der Wiener Rap und Singsang vereint – dementsprechend eingängig fallen die Tracks aus. Hinter dem Marken-Wortspiel verbirgt sich „Vere“, zu Deutsch „Cousin“. Neben Rap-Representern wie „2 Meter“ oder „King in Booth“ drehen sich die Texte vermehrt ums eigene Umfeld, das nicht immer reibungslose Leben und Enttäuschungen, ohne dabei allzu tiefgründig zu werden. Eine aus dem Bauch heraus entstandene und dafür durchaus stimmige EP. Unterstützung liefern die Featuregäste Ale Valegcy, Alibi Swk, Grizzly und Bouncy.

Bro.fessor – Bro für die Welt

Lehrender Rapper oder rappender Lehrer? Nein, Bro.fessor ist keiner der Sorte KRS-One, auf ihn trifft das Zweite zu. Der Linzer, Teil von Aggressive Kunst, möchte mit seinem Debütalbum „Bro für die Welt“ Wissensvermittlung und Entertainment vereinen, dabei der Vorbildrolle entsprechend auf eine saubere Wortwahl achten. Eh schon wissen, als „Junglehrer sowie doper Rapper“ will man das Bildungsministerium nach Tracks wie „Straight Outta Stoistodt“ ja nicht weiter gegen sich aufhetzen. „Mein Anliegen ist es, den Leuten zu zeigen, dass Lehrer auch nur Menschen sind. Dies versuche ich durch humoristische Texte, Wortspiele und Reimketten, gekoppelt mit ein wenig Pop-Culture (…). Ebenso lasse ich ein wenig durchschimmern, dass wir alle Leichen im Keller haben, um die Vorurteile gegenüber dem Lehrer mit Stock im Arsch entgegenzuwirken“, schreibt er uns – eine Ansage. Auf den 14 Tracks wird der Bro.fessor dem Anspruch durchaus gerecht. Ein sauber gerapptes, unterhaltsames, selbstrefernzielles und teils selbstironisches Debütwerk – ohne böse Worte. Mag auf Albumlänge soundtechnisch und stilistisch etwas eintönig werden, viel gibt es an “Bro für die Welt“ aber nicht auszusetzen.

DCONE – Radio Vatikan

Vor rund einem Jahr beim Tape „Toter Winkel“ gemeinsam mit RMZ in Erscheinung getreten, veröffentlichte DCONE kürzlich eine neue EP. Der Salzburger bezeichnet „Radio Vatikan“ als Lockdown-Projekt. „2020 war Troubles und Schmerz, Licht- und Tunnelblick. Aus dieser Emotion heraus entstand Radio Vatikan“, schreibt er dazu.

Tracks wie „Black Magic“ oder „L0oney Tunes“ ist anzuhören, dass die vergangenen Monate beim Rapper ihre Spuren hinterlassen haben, dass das Klarkommen mit sich selbst und der Welt nicht immer leicht war – und er unkomplizierteren Zeiten herbeisehnt. Dank der Zweisamkeit dürfte es letztlich aber irgendwie gehen. Ein bedrückter, aber nicht hoffnungsloser Status quo, schön und catchig produziert von Anavondeondan.  

RMZ – U3 Gäng

Auch RMZ hat kürzlich von sich hören lassen. Im Gegensatz zum trappigen „Toter Winkel“ oder den ebenso von 808s durchzogenen Soundcloud-Exclusives knpüft er diesmal mit „Boombap-Shit only“ an alte Zeiten an. Das Cover dürfte den Hobby-Monks den Schweiß auf die Stirn treiben: U3 und Karlsplatz, wie soll das nur zusammenpassen? Schon im Intro der Hommage an die Orangene kommen Karlsplatz-Vibes mit entsprechenden Vocal-Samples zur Geltung. Letztlich sorgt der Wahlwiener – teils mit Unterstützung von sbgartdealer – für die gewohnte Kombi aus bildlichen Tablettenrausch- und Representer-Lines auf selbst produzierten Beats. Als deepster Track erweist sich „Nu Imma Nu Da Oggy“, wo RMZ ungeschönt über seinen selbstzerstörerischen Lifestyle sinniert. Auch wenn er sein Potenzial nicht immer voll ausschöpfen mag, unterstreicht er ein weiteres Mal, dass er hierzulande zu den Rappern zählt, die schnell aus der Masse rausstechen.  

Videos

Nenda – Borders

Ende 2020 mit „Mixed Feelings“ erstmals in Erscheinung getreten, konnte die Debütsingle der in London wohnenden Ötztalerin Nenda hohe Wellen schlagen. Die zuvor etwa schon im Video zu „Black Dog“ von Arlo Parks vertretene Schauspielerin – und nun auch Rapperin behandelte aufreibende Themen wie Alltagsrassimsus oder die leidige Identitätsfrage pointiert und mit viel Leichtigkeit auf Tirolerisch und Englisch. Ähnlich gesellschaftskritisch geht es mit „Borders“ weiter. Der Track ist anlässlich des neuen Buchs „55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn“ des Der Standard-Journalisten Fabian Sommavilla erschienen. Dieses soll die Willkürlichkeit konstruierter Grenzen aufzeigen. Passend dazu behandelt Nenda das Thema am Beispiel der Wiener Schülerin Tina und ihrer mehr als fragwürdigen Abschiebung nach Georgien im Jänner sowie auf allgemeingültigerer Ebene. Abermals kein einfaches Thema, aber passend umgesetzt. Ausgestaltet mit charmantem Denglisch, einem Beat des Londoner Produzenten Femi Tewomo und einem – no na – guten Video ist erneut ein Gesamtkunstwerk mit viel Message entstanden.

Svaba Ortak – Alal Vera

Die „Zukunft von Wien“ zu sein, wurde Svaba Ortak schon in seinem ersten Video 2010 prophezeit. Die Wegbegleiter von damals haben sich nicht geändert, Eastblok ist die Crew und am 2. Juli erscheint das zweite offizielle Album mit dem Namen „Altlas oder Nada“. Svaba Ortak ist längst auch über Landesgrenzen hinweg das Aushängeschild für authentischen Straßenrap und durch Kollaborationen mit unter anderem Haze in Deutschland bekannt. Mit „Alal Vera“ erschien nun eine weitere Singleauskopplung auf einem Beat von Doni Balkan, PMC Eastblok und Svaba selbst. Inhaltlich setzt er sich mit bereits bekannten Themen wie dem Aufwachsen und Leben in den härteren Gegenden Wiens auseinander, das sprachliche und musikalische Niveau hat sich über die Jahre erheblich verbessert und machen ihn damit zu einem der interessantesten Rappern Wiens. Auf Instagram werden aktuell übrigens die Krone und Jacke aus dem Video sowie weitere Sachen verlost.

EsRAP – Welche regeln gelten hier

EsRAP präsentieren mit „Welche Regeln gelten hier“ einen ersten Vorgeschmack auf ihr kommendes Album. Der Beat kommt von Testa, der offenbar auch den Rest des Albums produziert hat. Der Name ist Programm, so stellt sich das austrotürkische Geschwisterpaar die Frage nach Sinn und und Unsinn in der Justiz, sowohl aus aktueller Lage im Blick auf die Coronasituation, als auch allgemein auf scheinbar beliebig auslegbare Gesetze für Menschen mit Migrationshintergrund. Nicht zuletzt aufgrund der Gerichtsverhandlungen im Fall George Floyd hochaktuell und brisant.

See Also

GYAL – Pompeji

Mit „Pompeji“ liefert GYAL den ersten Vorgeschmack auf ihr Debütalbum und zeigt sich neben fetten Beats und harten Lines auch von einer emotionalen, fast verletzlichen Seite. Bereits mit ihrer vorherigen Single „Nie so Sein“ kündigte die Welserin/Wahlwienerin, die zuvor unter dem Namen Gal Code und mit englischen Texten unterwegs war, einen Neustart an, mit„Pompeji“ erscheint nun ihre zweite Single auf Deutsch. Produziert von tschickgott, der für smoothen und bassigen Sound sorgt, unterstreichen GYALs Lines die Vibes. Hinter harten Beats und toughen Zeilen lässt sich so erst bei genauerem Hören die tiefere Botschaft erkennen, dass die Musikerin von gescheiterten Beziehungen und Illoyalität erzählt. „GYAL so wie Pompeji/ Kaputte Sehenswürdigkeit“ rappt die Musikerin so zwar über sich selbst, lässt sich davon allerdings nicht zurückhalten. Wie man mit schwierigen Situationen richtig umgeht? GYALs Tipp: Tunnelblick und weiter durchziehen.

Savi Kaboo – Aligned

Ihre musikalische Karriere erst vor gut einem Jahr gestartet, aber dank regelmäßiger Releases längst ein Stammgast in unserer „Austro Round-up“-Playlist ist Savi Kaboo. Dass die Wiener Rapperin, Sängerin und Produzentin vermehrt auf entspannten Sound, selbstreflexive Messages und Hippie-Attitüde setzt, unterstreicht ihre neue Single „Aligned“. „This one’s about the healing powers that music holds. With a spiritual, hybrid blend that incorporates elements of indie electronic, pop, and hip-hop, Aligned captures a late 2000s zeitgeist by throwing conventional boundaries to the wind and fully committing to its genre-blurring self„, schreibt sie zum gelungenen Song, der diesmal von unterdemhund produziert ist. In der Zwischenzeit ist – anlässlich von 4/20 – mit „Breakthrough“ eine weitere Single von Savi Kaboo erschienen. Mit lebhaften Reggae- und DnB-Klängen bricht sie darauf ein wenig aus ihrem gewohnten Soundbild aus.

Nika – Dystopie

Der Welt dabei zusehen zu müssen, wie sie immer weiter kaputt geht, während man selbst als Teil einer verlorenen Generation bezeichnet wird – diese „Dystopie“ beschreibt Nika im gleichnamigen Track. Erstmals im Februar auf der Kollabo „Machand“ mit unter anderem D.A.R.I.O. in Erscheinung getereten, handelt es sich nun um die erste Single der Vorarlbergerin, die mittlerweile in Berlin gestrandet ist. Darauf zeichnet sie das Bild einer Generation, die zwischen wenig Hoffnung und eigentlich großen Ideologien aufwächst. Mit Lines wie „Bin reich an Glück und reich an Sorgen“ beschreibt Nika den Zwiespalt zwischen auferlegter Resignation und eigentlich verspürtem Tatendrang und liefert so im wahrsten Sinne des Wortes den Soundtrack einer Dystopie, der dieses dunkle Bild zumindest musikalisch bereichert. Für den Anfang schon ein beachtliches Level.

Pi moi Daumen – Spacecowboy

Seit einigen Jahren veröffentlicht das in Pinkafeld gegründete Trio Pi moi Daumen, bestehend aus Vanobi, D-Flac und Ohdrej bereits Musik mit gleichermaßen HipHop- und Reggae-Einflüssen. Der aktuelle Track „Spacecowboy“ setzt sich gesellschaftskritisch mit der Zukunft unseres Planeten auseinander. An der Message gibt es nicht auszusetzen, vor allem die Gesangsparts gehen auf dem sehr gelungenen Beat von Esco aber ein wenig unter.

Weitere Videos

Adem Delon – „I roll
Aron & Glowing Eyes – „Kommst du mit
AUTsiderz & Average – „Silence
Aze – „Laundry Room
Canto – „Dirty“ | „Uh Uah
Fantast – „Hiit
FKK – „Daddy
Jonny5 – „Schnell Pt.1
Leeloo – „3 Worte
Ms Def – „Kartenhaus
NoTees – „Uboot
pan kee bois – „Prada Henny
Snessia – „Alles OK
Sweetboyblondey – „Verloren
team128 & heinie nüchtern – „Shine

Tracks

100KG – „Einhundert
Dyin Ernst – „Schau vorbei
Jamin – „Verliebt
Konsenz – „Scho imma
LazySwan – „Urlaub“ | „Der Teufel hat Bierbauch
Mavi Phoenix – „Grass And The Sun
Onel – „Overdose
SalemSix – „21 Grad
Slav – „Burggasse
Soia & L One – „My Tiny (L One Remix)
The Icon – „Up-Stream Waves
Vorsicht & Heinrich Himalaya – „Zölibat
Wukong – „Hoe

Du möchtest mit deinem Release/Video ebenfalls im Austro Round-up vertreten sein? Schicke uns gerne ein Mail an [email protected]