Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
In der vergangenen Woche sorgte unser Interview mit Kid Pex für Wirbel, der daraufhin öffentlich ausgetragenen Disput mit dem DJ und Veranstalter Pezo Fox endete letztendlich mit einer Versöhnung. Doch widmen wir uns nun lieber den musikalischen Neuheiten.
Brenk Sinatra – Lane 2 Lane
Vor vier Jahren veröffentlichte Brenk Sinatra mit „Midnite Ride“ einen instrumentalen Soundtrack zum nächtlichen Cruisen. Am 06. September folgt ein zweiter Teil, mit dem der Kaisermühlner die wavigen Trademark-Klänge an seinen aktuellen Geschmack punkto Soundästhetik anpasst. Der Südstaaten-Einschlag dürfte dominant bleiben, auch wenn sich Brenk diesmal zum Ziel setzte, eine Brücke zwischen Trap und Boombap zu schlagen. Mit „Killah“, „Smell Smoke“ und der smoothen Pimp-C-Hommage „Lane 2 Lane“ gibt es bereits drei Vorboten, die erwartungsgemäß hochkarätig ausfallen.
KeKe – Malibu
Dass KeKe derzeit zu den vielversprechendsten Newcomerinnen zählt, zeichnete sich schon vor ihrer neuen Single ab. Nichtsdestotrotz gelingt es ihr mit „Malibu“ erneut, musikalisch zu überraschen. Softer, melodischer, verträumter geht es diesmal zu – eine atmosphärische Inszenierung des „sunny place“, an dem man gerne wäre. „Das Leben ist sweet“ in Kalifornien. Der leicht melancholische Beat von srsly & STSK untermalt die verträumt-sommerlichen Vibes, in Kombination mit einem Hauch Autotune bringt der Track die Gefühle langer Sommernächte an Malibus Stränden in die Ohren der Großstadtkids. Der Song landete direkt neben Bonez MC, Trettmann & Co. in Spotifys „Deutschrap Brandneu“-Playlist – nur eines der vielen Indizien für das Potenzial von KeKe. Wer nichts vom Playlist-Game hält, der vertraue einfach auf das musikalische Gespür von Trettmann, auf dessen kommenden Album sie vertreten sein wird.
Dazart & Drexor – Gangstapop
„I tat den Gabalier ned an de Wond stön lossn / Liaba fessln und erm sane eiganen Songs hean lossn“, formt Drexor auf „Gangstapop“ die folgenschwere „So viel Polizei“-Line gekonnt um. Ebenfalls sehr ungemütlich werden er und Dazart zu den Bonzen aus Aigen und sonstigen Villenvierteln. Schließlich sehen sich die beiden Salzburger als Repräsentanten der Unterschicht. Das vermitteln sie auf einem düsteren Trap-Beat von 08 mit Nachdruck – Drexor humoristischer, Dazart einleuchtender. Visuell rundet ein Schwarz-Weiß-Video mit einigen One-Take-Sequenzen ab. Nach der gemeinsamen Debüt-Single „Astalavista“ ist „Gangstapop“ der zweite Vorbote zum gleichnamigen Album, das am 20. September erscheint.
K.S.Kopfsache – Mixed Media
Als Nachfolger seines im April 2018 erschienenen Albums „Unbekannter Interpret“ veröffentlichte K.S.Kopfsache kürzlich die Mini-LP „Mixed Media“. Durch die zehn Tracks ziehen sich düstere Klänge, die der Linzer wie gewohnt sehr energisch berappt. Dabei stechen etwa der Battle-Track „Walk Alone“, der Representer „Feuer unterm Dach“ oder das mit falschen Freunden abrechnende „Blood Stains“ heraus. Die Beats stammen von Def Ill, der – neben weiteren C.O.C.-Labelkollegen wie Mahagoni oder Rotten Sensei – auch als Featuregast in Erscheinung tritt. „Mixed Media“ ist vorerst als Free-Download auf Bandcamp verfügbar.
Chill-Ill – Aunka des Lebens
Nachdem sich CHiLL-iLL für das Projekt Dynamic Drift soundtechnische Unterstützung von DaskOne geholt hatte, läutet er nun ein neues Kapitel ein – „Aunka des Lebens“, der Titeltrack zu einer im Herbst erscheinenden EP. Auch diesmal überlässt er das Produzieren jemand anderem, nämlich dem Innsbrucker Gabs. Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass CHiLL-iLL sein Debütalbum „Für Körper & Seele“ veröffentlichte. Damals noch auf Hochdeutsch, nun schon seit längerer Zeit auf Mundart, legt er seit Beginn viel Wert auf den lyrischen Gehalt seiner Songs. Dabei bleibt der in Linz lebende St. Pöltner stets am Boden der Realität, er schätzt was er hat, während er Kritik an unserer Konsumgesellschaft äußert.
Duzz Down San – DuzzUp Vol. 9
Zur sommerlichen Tradition entwickelte sich „DuzzUp“ von Duzz Down San. Die Beat-Compilation bietet regelmäßig einen Querschnitt des Produktionsspektrums des Labels zwischen HipHop und diversen elektronischen Spielarten. Neben den üblichen Verdächtigen aus dem Labelumfeld sind auf der am 09. August erschienenen neunten Ausgabe wieder der ein oder andere Gast vertreten – diesmal etwa der Tiroler Pirmin, der sich derzeit verstärkt auf Grime- und Trap-Klänge fokussiert. Ins Auge springt auch das 2013 von Testa und Worst Messiah produzierte Instrumental „Still Wrong“, das auf dem Sample „The Pope Is Wrong“ der legendären Wiener Prog-Rock-Band Paternoster basiert – bei der mit Haimo Wisser der Vater von Worst Messiah aktiv war.
Joshi Mizu feat. Kontra K – Was Dann
Es scheint wie ein genialer Marketing-Move: Kurz bevor Kontra K zwei Tage lang in der Wiener Arena gastiert, erscheint dieser noch auf Joshi Mizus neuem Track. Darauf stellen sich die beiden die hypothetische Frage, was wäre, wenn „morgen alles weg ist“. Bei der Antwort sind sich beide einig: Nochmal machen. Dabei geht Kontra K sogar noch einen Schritt weiter: „Und wenn du mich fragst, ganz klar, ich würde diesen Weg nochmal genau so gehen / Mit all seinen Fehlern, all seinen Gegnern und die Tage mit Löchern in meinem Portemonnaie“. Locker-leicht reiht sich der von The Cratez produzierte Song irgendwo zwischen Motivationssong, Partytrack und Sommerlied ein.
Ran DMC – Wos is los mit Rap?!
„Jeder Oasch, der wen kennt um vier Eckn is a Star / dabei is des ollas a Schas zum Quadrat“ – wenn Ran DMC gehypte Rapper mit Flip-Flops am Strand und Silberbesteck sieht, die vielleicht auch noch auf komischen Beats dahermurmeln, geht ihm das G’impfte auf. Dass das derzeit ziemlich häufig der Fall ist, vermittelt er auf „Wos is los mit Rap?!“ mit grimmigen Homies im Hintergrund. Der Wiener wünscht sich wieder mehr Underground-Battles in verranzten Clubs, die mehr seinem HipHop-Verständnis entsprechen.
Koarli Unda 4020 – Vägl
Aus der Vogelperspektive berichtet Kensee auf seinem neuen Track unter dem Alias Koarli Unda 4020. Auf einem entspannten Beat zieht er einen Vergleich von Tauben, Spatzen und Co., die sich frei durch die städtische Luft bewegen können und Menschen, die sich im Kontrast dazu – auch dank medialer Reizüberflutung und langen Verpflichtungen in der Arbeit – vermehrt hinter vier Wänden verbarrikadieren. Wie das kürzlich erschienene „Kane Gigabytes“ ist „Vägl“ 2017 während eines Studienaufenthalts von Kensee in Lissabon entstanden.
Text: Simon Nowak & Chiara Sergi