Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Österreichischer Rap und verwandte Disziplinen liefern derzeit reichlich Stoff. Aufgrund der extrem hohen Dichte an Neuerscheinungen sehen wir uns mit einer Reizüberflutung konfrontiert und kommen kaum noch hinterher. Daher hier der Versuch, in geballter Form möglichst allen frischen Österrap-Releases und -Videos der vergangenen Woche eine Plattform zu bieten.
In Kalenderwoche 41 ging es auch abseits der Musik rund. So präsentierte der imkernde Rapper Vearz am Wochenende im Rahmen der Cultiva Hanfmesse seinen CBD-Honig – den ersten in Österreich. Am Sonntag erlebten T-Ser, Sidney und einige ihrer Akashic-Kollegen eine äußerst unschöne Konfrontation mit Exekutivbeamten, die derzeit in eine größere Debatte über diskriminierendes Verhalten von Polizisten im Umgang mit People of Colour zu münden scheint. Mehr dazu unten, aber widmen wir uns zunächst erfreulichen Dingen, schließlich gibt es auch auf musikalischer Ebene reichlich Neuigkeiten.
Droogieboyz – Belächelt Bewundert Bekämpft
Mit „Belächelt Bewundert Bekämpft“ haben die Droogieboyz am Freitag ihr neues Studioalbum veröffentlicht. Guilty und Richy bewegen sich darauf neben westcoastigen Klängen vereinzelt auch in Trap-Gefilden und präsentieren sich auf Beats von Doni Balkan in gewohnt systemkritischer Wiener Gsindl-Manier. Gleichzeitig war es den beiden inhaltlich wichtig, die teils immer noch aufkeimenden Rassismusvorwürfe endgültig als haltlos zu entlarven und den Zusammenhalt in Wien zu forcieren – eben ganz unabhängig von Kategorien wie Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Das Thema zieht sich etwa durch die beiden Tracks mit Svaba Ortak oder „I hob gheat“. Ebenfalls ins Auge springt ein Gesangs- und Rapfeature von Christopher Seiler, der wie die Droogieboyz von FFS Boo-Kings & Management betreut wird. Mehr dazu erzählen die Droogieboyz in einem Interview, das demnächst auf The Message erscheint.
Waxolutionists – The Big Butter, Part 2
Nachdem Anfang des Vojahres „The Big Butter, Part 1“ erschienen ist, haben die Waxolutionists das Projekt nun mit der zweiten Ausgabe finalisiert. Die Turntable-Veteranen The Bionic Kid, DJ Buzz und DJ Zuzee haben den Grundstein der LP – wie bei Teil eins – im Sommer 2014 auf der steirischen Planneralm gelegt und das Material seither in zahlreichen Sessions weiter ausgestaltet. Die 24 Instrumentals sind mit reichlich Wordcuts und Scratches bespickt, stilistisch ordnet sie das Trio im Vergleich zum Vorgänger als etwas gechillter und bekiffter ein. Als Featuregäste sind neben DJ Crum und dem Duzz-Down-San-Kollegen Chrisfader auch der irische ITF World Champion DJ Flip sowie die Plastic Juggaknots vertreten.
Kopf an Kopf ab – Promophase
Gut fünf Jahre ist es her, dass die aus dem Dunstkreis der Einbaumöbel-Sessions geformte Crew Kopf an Kopf ab mit „Kakastrophe“ ein unterhaltsames Potpourri aus Witzereißerei und Selbstironie auf samplelastigen Beats veröffentlicht hat. Also höchste Zeit für die „Promophase“ des am 26. Oktober über Heiße Luft erscheinenden Zweitlingswerks „NOAH“ – diese läutet die vielköpfige Bande um Nilo, Kschisch, Fant, Böser Wolf, MC Paniert, Pascal und DJ Hendl stabile zwei Wochen vor dem Release in überzeugender Manier ein. Das kann noch heiter werden.
Funke – Up2date
Wer einigermaßen „Up2date“ ist, hat bereits mitbekommen, dass der Wiener Rap-Veteran Funke zwar seit Längerem kaum auf Tracks zu hören ist, anderswo dafür umso präsenter ist. So ist der freie Schauspieler und Stand-up-Comedian etwa regelmäßig in der Bundesliga-Diskussionsrunde „Die Abstauber“ auf Sky Sport Austria oder in Werbespots zu sehen. Nun gibt es auch wieder in Rapform etwas Neues: Auf einem schönen Fid-Mella-Beat präsentiert sich Funke als durch den Prater wandelndes Smartphone, er widmet sich humoristisch dem bedingungslosen Trendbewusstsein. Runde Sache.
T-Ser – F.D.F. | Lingard (feat. Sidney)
Eigentlich wollten Sidney und T-Ser am Wochenende nur mit ihrem neuen Feel-Good-Track „Lingard“ Schlagzeilen machen, doch ein fragwürdig verlaufener, stark nach Racial Profiling aussehender Polizeieinsatz bei einem Akashic-Labelmeeting im Josef-Strauß-Park überdeckte die musikalische Komponente komplett. Die beteiligten Künstler haben Teile des Einsatzes via Instagram-Storys dokumentiert, erheben nun schwere Vorwürfe gegen die Wiener Polizei und haben den Hashtag #nichtmituns ins Leben gerufen, um auf ein dortiges Rassismusproblem aufmerksam zu machen. Bei der Polizei ist wiederum etwa von einem unkooperativem Verhalten und Beschimpfungen seitens der Musiker die Rede. Mehr zu diesem äußerst unschönen Vorfall gibt es unter anderem hier zu lesen. Wir haben am Montag beide Seiten um weitere Stellungnahmen gebeten, aufgrund zahlreicher Medienanfragen bis dato aber noch keine Antwort erhalten.
Neu sind derartige Vorfälle für T-Ser und seine Kollegen freilich nicht. Dass die Polizei ein handfestes Rassismusproblem hat, thematisiert der Rapper bereits seit seinem 2012 erschienenen Debütalbum „Austrophobie“ in regelmäßigen Abständen. So auch auf dem 2017 entstandenen Track „F.D.F.“ (Fick die Feds), den er nun als direkte Reaktion auf den Einsatz im Josef-Strauß-Park veröffentlicht hat.
Hier auch noch der kurz zuvor erschienene Track von T-Ser und Sidney.
Adem Delon – I renn
Mit „I renn“ liefert Adem Delon nach „Könige“ die zweite Single seines demnächst erscheinenden Comeback-Albums. Das ehemalige Rooftopclique-Mitglied sorgt damit für eine weitere stimmige, catchig gehaltene Nummer. Während er in gewohnter Manier die Grenzen zwischen Rap und Gesang verschwimmen lässt, widmet er sich textlich diesmal der (Selbst-)Motivation.
Queroland & AREVO – 4er Stiege
Nachdem Queroland und die achtköpfige Skaband AREVO vor zwei Wochen mit der Urlaubsalbtraumnummer „Am Bazar“ den ersten Vorboten ihrer am 26. Oktober erscheinenden EP „Endstation Simmering“ veröffentlicht haben, folgt nun mit „4er Stiege“ der zweite Streich. Auf dem groovigen Storyteller packt Queroland den „Stadtrandslang“ aus, arbeitet Simmeringer Liebesgeschichten auf und thematisiert den Tratsch sowie die Sensationsgeilheit im 1110er-Gemeindebau. Die Wände sind offenbar dünn.
Lent – Asafa
Im Mai ist Lent erstmals mit der Streetrap-Single „Kapitän“ in Erscheinung getreten. Nun legt der 18-Jährige Rapper aus Linz mit dem dadaistischeren „Asafa“ nach – und wirkt dabei schon ziemlich routiniert. Den Track hat er dem jamaikanischen Sprinter und ehemaligen 100-Meter-Weltrekordhalter Asafa Powell gewidmet, der im Video per Shoutout zurückgrüßt. Lent unterstreicht also, wie schnell sein Weg nach oben führen soll. Da trifft es sich gut, dass er beim Wiener Universal-Sublabel Mom I Made It veröffentlicht und auf Instrumentals seines Platin-Produzentenbruders Damian Beats zurückgreifen kann.
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