Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Österreichischer Rap und verwandte Disziplinen liefern derzeit reichlich Stoff. Aufgrund der hohen Dichte an Neuerscheinungen sehen wir uns mit einer Reizüberflutung konfrontiert und kommen kaum noch hinterher. Daher hier der Versuch, in geballter Form möglichst allen frischen Österrap-Releases und -Videos der vergangenen Woche(n) eine Plattform zu bieten. Im Vergleich zum extrem ereignisreichen Herbstbeginn geht es nun zwar wieder etwas ruhiger zu, dennoch gibt es einige Neuerscheinungen.
Kopf an Kopf ab – Noah
Vor gut fünf Jahren veröffentlichten Kopf an Kopf ab mit „Kakastrophe“ ein unterhaltsames Potpourri aus humoristischen, teils selbstironischen Texten auf samplelastigen Beats. Kürzlich legte die vielköpfige Wiener Posse – derzeit bestehend aus Fant, Nilo, der Böse Wolf, Pascal, Bionic DJ Hendl sowie den kaum noch aktiven Kschisch und Noah – mit ihrem zweiten Album „Noah“ nach. Dieses ist ähnlich unterhaltsam gestaltet, musikalisch aber um einiges ausgereifter. Mehr dazu gibt es hier.
Scoddy Flippin – Selbstähnlichkeit
Fast unbemerkt hat Scoddy Flippin Ende Oktober sein drittes Album „Selbstähnlichkeit“ veröffentlicht. Mit ansprechendem Flow, allerdings auch die eine oder andere Silbe verschluckend, vereint der routinierte Wiener Rapper auf 16 von Kapazunda, Zaza Mank und Reflex produzierten Boombap-Tracks klassische Storyteller, heitere sowie grüblerische Texte. Beim ersten Durchhören stechen neben der seit 2017 bekannten Selbstermutigungs-Single „Alles Is Gut“ etwa „Sklaverei“ mit L.A.R. über gegenwärtige gesellschaftspolitische Tendenzen, „Es Is Wie’s is“ über den Sinn des Lebens oder „A Vo Do“ mit Esref und Takin heraus. Auf letztgenanntem Track blicken die beteiligten Rapper auf ihre eigene Lebensgeschichte zurück, etwa aufs Aufwachsen in Österreich als Personen mit erkennbarem Migrationshintergrund und eine gewisse Voreingenommenheit Alteingesessener.
Queroland & Arevo – Endstation Simmering
Wie bereits in den vergangenen Wochen mit den Singles „Am Bazar“ und „4er Stiege“ angekündigt, haben der im 11. Hieb ansässige Rapper Queroland und die Wiener Ska-Band Arevo auf der EP „Endstation Simmering“ ihre Kräfte vereint. Auf groovigen Instrumentals zeigt sich der selbsternannte Grätzl-Rapper gewohnt ungehobelt und humorvoll: Im breiten Dialekt rappt er über diverse Facetten des vorstädtischen Gemeindebau-Lebens, zeigt sich modernisierungsverwirrt und kotzt sich über den All-Inclusive-Urlaub in der türkischen Pampa aus. Kritisch präsentiert sich Queroland auch auf dem Abschlusstrack „Mei Grätzl„, wo er mit gesanglicher Unterstützung von DeeSandra ein pointiertes Bild einer trinkfreudigen, kurzsichtigen einheimischen Simmeringer Gesellschaft zeichnet. Das sollten seine Nachbarn auf der „4er Stiege“ wohl besser nicht anhören.
Kinetical & P.tah feat. Chrisfader – Roller
Langsam aber sicher dürfte mit der am 20. November erscheinenden „Ghost“-EP von Kinetical und P.tah etwas Großes auf uns zurollen. Die technisch versierten Spitter liefern auf „Roller“, dem zweiten Vorboten nach „Done“, abermals rasant ab und sorgen mit Unterstützung eines drückenden Grime-Instrumentals von P.tah für weiteren fetten Kopfnickstoff. Erstklassig ist auch die visuelle Umsetzung von Meilner, der die beiden zwischen nächtlichen Cruise- und Court-Szenen in Wien und hellen Industriehallen in Szene setzt. Es läuft, oder besser gesagt: rollt.
Philiam Shakesbeat & Bangies – Gemma
Nach der im April releasten „Krachmacherstraße“-EP meldet sich Philiam Shakesbeat mit neuem Material zurück. Auf „Gemma“ bekommt er Unterstützung der Athener HipHop-Band Bangies, die kürzlich im Rahmen des von Philiam Shakesbeat organisierten Wien-Auftritts von dicht & ergreifend als Support spielte. Im dazugehörigen Video zwei junge Protagonisten die Hauptrollen, die sich den Donaukanal entlangbewegen und dabei als talentierte Schauspieler präsentieren.
Erwin & Edwin – Hoch
Vom „Wien“-Featuregast zum zumindest temporären Bandmitglied von Erwin & Edwin mauserte sich der Rapper Alix. Schließlich werkelt der gebürtige Deutsche derzeit mit der Wiener Funk- und Electro-Brass-Formation am Album „Power“, das im Februar erscheinen soll. Der zweite Appetizer „Hoch“ widmet sich persönlichen und musikalischen Höhen und Tiefen des Lebens.
helahoop –U!turn
Mehr auf avantgardistische Elektropop-Klänge spezialisiert sich helahoop, die mit der Mini-EP „U!turn kürzlich zwei neue Songs präsentierte. Auf den gemeinsam mit dem Shash-Records-Betreiber GC produzierten Tracks „This“ und „Turninglights“ erzählt die Wiener Sängerin Geschichten über Veränderung, Reflexion sowie das Aufbrechen alter Gewohnheiten.
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