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Eingespieltes Duo: Philiam Shakesbeat & osive mit „King of Nothing“ // EP

Eingespieltes Duo: Philiam Shakesbeat & osive mit „King of Nothing“ // EP

Philiam Shakesbeat

Selbsternannte Kings of New York gab es zwischen Biggie und 6ix9ine (hihi) schon zur Genüge. In VIE bleibt – Ausnahmen wie die Namenswahl von DJ King oder der Track „King of Simmering“ der Band mit dem Bundespräsidentschaftswahlkandidatenfrontmann seien erwähnt – dann doch eher VOZ King. Der Titel von „King of Nothing“, der am 19. August erschienenen EP von Philiam Shakesbeat & osive, könnte als Anknüpfung ans gelebte Antiheldentum verstanden werden. Das Programm der vier Tracks mag teils selbstironisch sein, orientiert sich aber mehr an der erhobenen Faust am Spielkarten-Cover.

Wie gewohnt dringen bei Philiam Shakesbeat häufig sozialbewusste und gesellschaftskritische Lines durch. Etwa im Titeltrack, wo der Wahlwiener sich und sein Künstlerdasein in Zeiten, in denen alles auf oberflächliche, kurzlebige Erfolge ausgerichtet zu sein scheint hinterfragt. Direkt im Anschluss huldigt Philiam Shakesbeat auf „Beppo“ der gleichnamigen, bedachten und besonnenen Figur aus Michael Endes Roman „Momo“. In diesem Zusammenhang kritisiert er kapitalistische Zwänge und überpräsente hautevolée‘sche Vorstellungen eines gelungenen Lebens, sehnt sich den überfälligen Gegenentwurf herbei – „Ich will keinen Reichtum sondern dass sich was bewegt“ ist dabei nur eine der zitierwürdigen Lines.

Mehr Wiener Lokalkolorit dringt in den beiden verbleibenden Nummern durch. Etwa auf dem auflockernden Representer „Hawis Im Hervis“, der nebenbei zeigt, dass die Koseform Hawi nicht alleine von Grazrap gepachtet ist. Der Titel des Abschlusstracks „Kranensee“ nimmt Bezug aufs Ballet der Kräne anno 2014 im Stadtentwicklungsgebiet Seestadt. Während Philiam Shakesbeat über urbane Gentrifizierungskreisläufe, Immobilienhaie und Penthouseneubauten quasi vor der Haustüre rappt, dringt neben viel Melancholie im Instrumental auch seine Punkvergangenheit durch.

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Auch sonst matchen die modernen, meist treibenden Beats von osive gut mit Philiam Shakesbeats Stimme und Texten – wenig überraschend, zumal die EP nicht die erste Zusammenarbeit der beiden ist. In den vergangenen Jahren kreuzten sich die Wege etwa im Rahmen von Live-Shows sowie auf Tracks wie „Bacherplatz“ oder „Held*innenplatz“. Nach dem 2019 erschienenen Debütalbum „Auf der Suche nach Philanthrosophie“ konzentrierte sich Philiam Shakesbeat vor allem auf Singles wie die beiden genannten, während osive gewohnt umtriebig zwischen Solo-Beatveröffentlichungen und Produktionen für Rap- und Gesangsartists pendelte. Dass seine Beats gefragt sind, zeigte sich neben Veröffentlichungen mit Kerosin95, Boltn, Meydo, Vienna High Street oder Rose May Alaba zuletzt etwa auch auf den neuen Alben von Eloquent und Vincent Bueno.