Kürzlich haben Gigolo D & JerMc mit „Eher tiaf, aber eh ganz deep“ ihr zweites gemeinsames Album veröffentlicht und im Rahmen von „Heiße Nächte“ erstmals live im B72 präsentiert. Ein Interview mit den beiden gibt es hier nachzulesen. Mit „Schwimmen (mit den Beats)“ ist zudem ein neues Video erschienen. Weiters haben etwa KeKe mit „Alles Gut“, Sweetboyblondey mit „Halbmond“ oder Scoddy Flippin mit „Walkin On Fire“ Tracks aus bereits releasten Projekten visualisiert.
Chakuza präsentierte das „Intro“ seines im Jänner erscheinenden Albums „Heavy Rain“, darüber hinaus sind in den vergangenen zwei Wochen einige weitere neue Tracks und Videos erschienen.
Lent – Monsta / Myself
Unter dem Aspekt der kurzen Dauer einiger aktueller Deutschrap-Songs und der hohen Dichte an Neuerscheinungen jeden Freitag, scheint es durchaus Sinn zu machen, zwei Releases zusammenzulegen. So kommt Lent mit zwei neuen Singles an einem Tag, vereint in einem gesplitteten Musikvideo um die Ecke. „Monsta / Myself“ heißt die Doppel-Auskopplung, die Songs strotzen akustisch und visuell vor Unterschieden, harmonieren aber in der Kombination. Lents atmosphärischer Mumble-Rap erreicht auf „Monsta“ mal wieder ein neues Level, die prägante Hook hat Ohrwurm-Potential. Dann der Cut – auf „Myself“ geht man die Sache etwas ruhiger, lockerer an. Die geballte Power in Form seines schnellen Raps bleibt dabei trotzdem nicht aus.
Wal de Mar – Aller was?
Catchiger Beat von Joce, minimalistischer Rap, farbenfrohes Video – bei seinem neuen Track „Aller was?“ setzt Wal de Mar auf ein effektives Rezept. Der Wiener representet, pflegt dabei sein Loser-Image und teilt gleichzeitig gegen einige seiner Kollegen aus. Ein unterhaltsamer Track mit viel Ohrwurmcharakter, ergänzt durch ein buntes Video, das im Prater entstanden ist. Kleiner Makel: Der bundesdeutsch anmutende Titel „Aller was?“ schmerzt der Wiener Seele ein wenig. Phonetisch kratzt Wal de Mar einigermaßen die Kurve, zumal es in der Hook eh fast schon wieder nach einem genuschelten „Oida was?“ klingt.
Palavra – Nirwana
Palavras neuer Song „Nirwana“ liege, wie er selbst unter dem Video zum Song erklärt, schon etwas länger bei ihm rum. Dass der Track nun doch das Licht der Öffentlichkeit erblicken darf, scheint durchaus gerechtfertigt. Mit „Nirwana“ setzt Palavra erneut auf versierte Reime und durchdachte Wortspiele. So heißt es: „Ja, ich bin startklar, alle Leute labern / Wer nennt mich Versager? / Niemand, ich bin Wahrsager“. Die eingängige Melodie und das smarte Spielen mit der deutschen Sprache ergeben einen gelungenen Song.
Dykris feat. Queeen – Alle Alle
Die Frage nach der Authentizität im Deutschrap ist immer so eine Sache für sich. Wo beginnt Authentizität und ist authentischer Rap noch echt? Neben der lang vorherrschenden Ansicht, der Gehalt von Rappern hängt mit der Präsentation ihrer materiellen Güter zusammen, ist für Dykris und Queeen in „Alle Alle“ eines klar: Unzählige begegnen einem oft freundschaftlich und familiär, „aber gibt’s ein Problem, dann sind sie nur Ratten und Schwitzer / Es geht um Geld, geht um Cash, geht um Money, Money / alles was sie reden ist nur larifari„. Alle fake, alle heuchlerisch. Passend dazu zeigen sie sich davon im Video von recht unbeeindruckt. Die beiden posieren abwechselnd mit den Hunden und im Club West Wien Zøne in Ottakring. Raptechnisch trägt sie der ruhige und eingängige Trap-Beat solide durch die Lines.
Faces & Mirac – King of Clean Cuts
Die seit längerem angekündigte „Grow“-EP von Faces & Mirac nimmt langsam Form an. Ein definierter Releasetermin erscheint mittlerweile fast oboslet, zumal das Duo kürzlich mit „King of Clean Cuts“ den bereits vierten Vorboten auf die insgesamt fünf Tracks veröffentlichte. Wie bei der vorherigen Single „Disaster Alert“ fällt der Sound melancholisch aus. Faces wirft einen Blick in ihre eigene Vergangenheit und sinniert dabei über das schmerzliche Ende einer Beziehung, das auch mit einer paranoiden Psychose im Zusammenhang steht. Wie gewohnt stark und berührend umgesetzt.
Koarli Unda 4020 & Vivi Lock – Wos do los is
„Wieso Gerade Schräg“ prägte sich als einer der gelungensten Tracks der 2018 erschienenen EP „Shigeo“ von Galv & S. Fidelity ein. Unter seinem Rapper-Alias Koarli Unda 4020 greift Kensee nun auf den wunderbaren Beat zurück, um mit Unterstützung der Sängerin Vivi Lock eine Hommage auf Mundart zu liefern. Dass der Koarli bei seiner Version, gewidmet dem nächtlich-vernebelten Aufriss, bei weitem nicht an das Level des begnadeten Wortakrobaten Galv rankommt, sei ihm verziehen.
Chezz Will & Dicky Lauda – Deutschcrap
Dicky Lauda hat ein gewaltiges Problem mit der aktuellen Rapszene. So gewaltig, dass er mit „Deutschcrap“ einen Disstrack auf die aktuell erfolgreichsten Deutschrapper sowie die angehende Karriere von Katja Krasavice losschießt. Passend dazu stellt ihm Chezz Will einen harten und wütenden Beat aus der Punk-Rock-Ecke zur Verfügung. Nur ist dieser stellenweise zu laut gemischt und Dicky Lauda so nur schwer zu verstehen.
Text: Simon Nowak, Chiara Sergi & Francesca Herr