1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit einem eigenen Artikel gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten.
Moderator – Sinner’s Syndrome
Mit „Sinner’s Syndrome“ kann Moderator ein weiteres Mal unterstreichen, dass er zur absoluten Downtempo-Elite gehört. Das jüngste Werk des Atheners weist im Vergleich zu den Vorgängern „The World Within“ und „Street Bangerz Volume 10“ einen stärker ausgeprägten Score-Charakter auf und kann mit fein arrangierten, groovig-bluesig gehaltenen Instrumentals und einem gewissen Retro-Flavour überzeugen. Beim Melting-Records-Release dominieren geheimnisvoll-düstere Klänge, die quasi nach dem dazugehörigen (Analog-)Filmmaterial schreien. – Simon Nowak
Glenn Astro & Hodini – Turquoise Tortoise
Nachdem Hulk Hodn letzen Monat einige Frühwerke rereleast hat, zeigt er auf dem neuen Album mit Glenn Astro, seines Zeichens Gründungsmitglied von Money $ex Records, eine andere Seite seines musikalischen Schaffens. Unter dem Pseudonym Hodini bedient er sich schon seit Längerem an Einflüssen aus House und Artverwandtem und hat Money $ex von Anfang an mitbegleitet. Das gemeinsame Album „Turqouise Tortoise“ ist schon seit einiger Zeit geplant und aufgrund der räumlichen Distanz im Laufe der letzten Jahre gemächlich entstanden. – Simon Huber
Soulution – Sun Fragments Vol. 2
Qualität und Quantität gehen bei Soultution derzeit in bermerkenswerter Manier einher – erst im vergangenen Oktober hat der Niederländer mit „Sun Fragments Vol.1“ sein erstes, außerordentlich gelungenes Beattape veröffentlicht. Im März folgte das „Legacy Tape“, nun der zweite Teil der „Sun Fragments“. Erneut decken die entspannten Tracks ein breites stilistisches Spektrum zwischen jazzigen, souligen und synthielastigen Klängen ab: „I wanted to perfect my sound and experiment on ways of making beats. Sample, no samples and play everything live or something in between.“ Gleichzeitig kündigt er weitere Ausgaben sowie ein Produzentenalbum mit u.a. LMNO, Reks & Edo G an. Sehr erfreulich, denn Soulution enttäuscht nie. – Simon Nowak
Cap Kendricks – Keepsakes
Während MPM mit dem Projekt KO-OP junge, talentierte Produzenten fördert, hat der Münchner Cap Kendricks kürzlich sein neues Album über das Hauptlabel veröffentlicht. „Keepsakes“ stellt dabei für ihn eine Sammlung an Anekdoten und Erinnerungen dar. Seit Jahren wichtiger Begleiter der lokalen Szene um Rapper wie LUX, Edgar Wasser oder Fatoni, konnte er sich in den letzten Jahren auch als eigenständiger Produzent einen Namen machen, unter anderem als Teil der schon jetzt legendären KEATS-Reihe oder mit Gastbeiträgen für Chillhop. „Keepsakes“ überzeugt durch Progressivität, ohne seine Wurzeln zu vergessen – moderner, aber dennoch zeitloser HipHop-Sound. – Simon Huber
Rak & Chavo – Abstract Fusion
Auf „Abstract Fusion“ vereinen die Griechen Rak. & El Jazzy Chavo hochwertige, entspannte Boombap-Klänge. Das über das kleine Athener Label Funkypseli erschienene Werk ist fein ausproduziert, mit einem düsteren, atmosphärischen Flavour und hohen „Headnod“-Qualitäten versehen. Dass die 16 Tracks eine Mischung aus Gemeinschaftsproduktionen und Solotracks der beiden sind, macht sich dabei in keinem Moment bemerkbar – alles wie aus einem Guss, als Ergebnis steht eines der stärksten Beattapes des Monats. – Simon Nowak
Kenny Segal – Kenstrumentals Vol. 3: Travelog
Ein mit experimentellen Klängen und teils extravaganten Basslines bespicktes Beattape liefert Kenny Segal mit „Travelog“, der dritten Ausgabe seiner „Kenstrumentals“-Serie. Wie der Name andeutet, verarbeitet der Produzent aus Los Angeles darauf seine Reisen und den „crazy stuff“, den er dabei erlebt hat – im vergangenen Jahr war er immerhin in Neuseeland, Taiwan sowie im Pazifischen Nordwesten der USA unterwegs. Neben bisher unreleasten Beats sind auch Abwandlungen ursprünglich für Rapper produzierten Songs vertreten – etwa eine Dub-Version des Banger-Beats „No selling“ von Open Mike Eagle oder eine leicht aufgemotzte Instrumentalversion des Busdriver-Songs „Eat Rich“. – Simon Nowak
Ras G & The Afrikan Space Program – Stargate Music
Am 20. April hat Ras G mit „Stargate Music“ ein Instrumentalalbum veröffentlicht, das ohne die üblichen 420-Klischees auskommt. Der umtriebige Produzent aus LA widmet seine experimentell-abstrakten „Ghetto Sci-Fi“-Klänge diesmal ganz dem weiblichen Körper. Titel wie „Heaven Is Between Her Legs…(Initiate The Return)“ sind da nur konsequent: „Stargate Music is a record that I livicated to the Womb-man…to the Vagina, The Stargate from which beings emanate life on this planet. I gathered these sound pieces and presented it as a reflection of the life cycle of beings on this planet.“ Alles klar? – Simon Nowak
Meister Lampe – Orb
Mit seinem Debütalbum schickt uns Meister Lampe einmal um die Welt. Der Basler vereint auf „Orb“ Samples aus aller Welt und zeigt damit auch seine Expertise für World Music. Nachdem er zuvor mit vielen Rappern zusammengearbeitet hat, kann er auf seinem ersten Soloalbum endlich die volle Bandbreite seines musikalischen Spektrums zeigen und schafft damit eine einzigartige Atmosphäre. – Simon Huber
Kris van Huystee – Fields of a Nomad
Im Kontrast zu seinem kompromisslosen Beat auf dem kürzlich releasten Sleep-Sinatra-Track „IceBerg Memories“ sind die Tracks auf der jüngsten Instrumental-LP von Kris van Huystee weitaus sanfter gehalten. Der aus Buffalo stammende Produzent liefert sauber arangierte, jazzige Instrumentals, die eine entspannte, positive Atmosphäre vermitteln sollen, aber letztlich doch letztlich einen etwas betrübten Charakter haben. Dennoch ein sehr feines Album. – Simon Nowak
Paul White – Rejuvenate
Als Hybrid aus Instrumentals und mit weiblichen Gesangsfeatures versehenen Tracks hat Paul White „Rejuvenate“ gestaltet. Dem Titel entsprechend soll das Album mit einer stilistischen Neuorientierung einhergehen – der Hausproduzent von Danny Brown liefert vergleichsweise eingängige, sanft groovende Produktionen. Diese sind im Kontrast zu früheren Werken samplefrei entstanden, obendrein hat Paul White dafür sämtliche Instrumente selbst eingespielt. Alles neu also. Einzig der verstärkte psychedelische Einschlag, der seit jeher charakteristsich für die Instrumentals des Londoners ist, bleibt. – Simon Nowak
Arms and Sleepers – Find the Right Place
Ebenfalls als mit einigen Features versehenes, „halbes“ Instrumentalalbum ist „Find the Right Place“ von Arms and Sleepers konzipiert. Die Zusammenarbeit der beiden aus der Post-Rock-Szene zunehmend in Richtung TripHop- und Ambient-Gefilde abgedrifteten US-Amerikaner funktioniert seit geraumer Zeit als enorm produktive musikalische Fernbeziehung – während mit Max Lewis eine Hälfte in den USA wohnt, tourt Mirza Ramzic seit einiger Zeit unermüdlich durch Europa. Ähnlich wie das Anfang 2017 erschienene, eher melancholische Album „Life is Everywhere“ sind die catchig-verträumten Produktionen auf ihrem bereits neunten gemeinsamen Album von viel Emotionalität geprägt, allerdings eher philosophisch als politisch aufgeladen: „FIND THE RIGHT PLACE has many themes flowing throughout it, but the most important one is that of the underground spirit which fuels our independent culture and thinking.“ – Simon Nowak
SterilOne – L’hommage
Kaum zu glauben, dass SterilOne neben den ganzen Projekten, in die er involviert ist, noch Zeit für eigene Sachen hat. Auf „L’hommage“ hört man die Arbeit der vergangenen Monate, wie immer im typisch-melancholischen Stil – Beats „that give you the feeling of warmth like in mums cookie kitchen“. Herzerwärmend und schön anzuhören. – Simon Huber
Kuartz – Kuartz FM
Wenig überraschend vereint Kuartz auf „Kuartz FM“ ausschließlich mit reichlich Soul ausgestattete Instrumentals. Der produktive Brite kann damit nahtlos an sein 2017 veröffentlichtes Album „Koishiteru“ anknüpfen – einzig die diesmal eingebauten Radioshow-Elemente stellen eine Neuerung dar. Eh solide, aber eben ein wenig monoton das Ganze. – Simon Nowak
Liphe – Reforestation
Wie „Kuartz FM“ ist auch „Reforestation“ von Liphe über das boombaplastige britische Label Village Live erschienen. Entstanden sind die stimmigen, mit Jazz- und LoFi-Elementen versehenen Instrumentals des in Berlin lebenden Produzenten und Multiinstrumentalisten während seiner Reisen durch Asien. – Simon Nowak
Terence – Almíbar
Richtig sommerlich groovt das Debütalbum von Terence. Der Produzent aus Valencia fügt sich damit perfekt in die mit Synth- und (Vintage-)Electronic-Klängen bespickte Diskografie des kalifornischen Labels Stratford Ct. ein. Die Tracks auf „Almíbar“ verfügen über einen starken 1980er-Flavour und smoothe Vibes, fallen wohl unter die Kategorie Chillwave. – Simon Nowak
Engelwood – Boardwalk Bumps
Ähnlich entspannt gehalten sind sämtliche Tracks auf „Boardwalk Bumps“ von Engelwood. Der Produzent aus Wisconsin knüpft damit an seine vorherigen jazzy Instrumentals mit „Feel-Good“-Atmosphäre an – keineswegs schlecht, plätschert aber leider schon nach kurzer Zeit etwas fad dahin. – Simon Nowak
Various Artists
Rhythm Roulette
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