1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit einem eigenen Artikel gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten. Neben Malik Abdul-Rahmaan, der die Eindrücke seiner Reise nach Malaysia in instrumentaler Form verarbeitet hat und dabei auch auf einige spannende Samples gestoßen ist, sind im Mai zahlreiche weitere interessante Tapes erschienen.
L’indécis – Plethoria
Dass die französische Beatszene weiterhin floriert, unterstreicht L’indécis aus Grenoble mit „Plethoria“. Das via Chillhop Records erschienene Album ist ganz im Atlantis-Style gehalten, schließlich dreht es sich um eine fiktive Stadt, die überschwemmt wurde und in musikalischer Form wiederbelebt wird. Im Kontext von Instrumentalmusik ist das natürlich nicht mehr als ein nettes Gedankenspiel. L’indécis liefert jedenfalls ein absolut rundes Werk – die elf größtenteils entspannten, melodisch gehaltenen Tracks sind wunderbar ausproduziert und können somit auch nach mehrmaligem Hören überzeugen. Eines der stärksten Releases im Mai. – Simon Nowak
Farazi – Days Of 90 Pt. 1
Das Istanbuler 90BPM-Studio ist ein Treffpunkt für zahlreiche begabte Acts. Zumal ein Großteil der dort entstehenden Aufnahmen mit Vocals versehen ist, fällt für nicht-türkische Hörer leider vieles der Sprachbarriere zum Opfer. Daher gilt es, den Fokus noch mehr auf die Produzenten zu legen. Neben Da Poet, der bereits einige Beattapes veröffentlich hat, ist auch sich auch „Antiheld“ Farazi zu erwähnen. Der Produzent, der besonders im Duo mit dem Rapper Kayra aktiv ist, kann sowohl mit staubtrockenen Boombap-Brettern als auch mit feinfühligerem Material überzeugen. – Simon Nowak
NxxxxxS – Remember Last Summer
NxxxxxS (in weniger kryptischer Version: nfivexs), der seit Kurzem mit Live From Earth kooperiert, ist ein großer Fan von Horrorfilmen. Der Pariser hat einige Werke aus den 1990er- und 2000er-Jahren in sein aktuelles Release „Remember Last Summer“ einfließen lassen. Dabei bleibt er seiner sphärischen Vaportrap-Sounds treu – so wirken einige Instrumentals trotz der gewählten Grundthematik und des zumeist düsteren Flavours ziemlich wavy. Sein Faible für Horrorfilme erklärt er folgendermaßen: „Sometimes these movies are a bit cheesy but I always feel like there is something magical about the atmosphere, the images and the music.“ – Simon Nowak
Madwreck – The Shadowland Tapes
Das neue Dirty-Art-Club-Album lässt – trotz einiger „definitiver“ Deadlines, die sich die Produzenten selbst gesetzt haben – seit nunmehr zwei Jahren auf sich warten. Immerhin hat Madwreck, die offenbar fleißigere Hälfte des Duos, Anfang Mai unvermutet „The Shadowland Tapes“ veröffentlicht. Er setzt damit die auf Solopfaden eingeschlagene Entwicklung weiter fort, denn seine Releases entfernen sich soundtechnisch zunehmend vom stark psychedelisch angehauchten Material des Dirty Art Clubs. Die aufgekratzten, vergleichsweise geradlinig anmutenden Beats stellen ein passendes Kontrastprogramm dar. – Simon Nowak
Fiji – Peering Into The Darkness
Das passionierte, in Los Angeles basierte Content (L)abel hat einen interessanten Neuzugang: Fiji aus dem russischen Orenburg. Das instrumentale Debütalbum des Künstlers, der DJ Krush als Vorbild sieht, besticht durch melodische, sanftmütig-verträumte Klänge, die durchwegs düster anmuten. Ein extravagantes, hochwertig klingendes Werk, das über Soundtrack-Qualitäten verfügt. – Simon Nowak
Skinshape – Life & Love
Unter dem Namen Skinshape sorgt der Brite Will Dorey eine vielschichtige instrumentale Vermischung von Psychedelic Rock, Funk, Soul sowie Downtempo-Elementen. Auf die gelungenen Releases „Skinshape LP“ und „Oracolo“ folgte kürzlich mit dem Album „Life & Love“, das über DLoaw erschienen ist, weiteres angenehm groovendes Material. Besonders schön ist das mit Streicherklängen abgerundete, siebenminütige Outro „I Won’t Be There“. – Simon Nowak
V.A. – Postpartum Vol. 2
Postpartum geht in die nächste Runde. Nachdem das Label Ende 2016 mit der Compilation „Postpartum Vol. 1“ gegründet wurde, wurden zunächst Tapes für Funky Waves oder Russian Hip Hop Killaz Instrumental Ensemble gedubbt – und mit der Reissue vom AK420-Debüt „Rua Augusta“ bereits die erste Vinylveröffentlichung gefeiert. Nun bekommt die Instrumentalreihe ein neues Kapitel: „Postpartum Vol. 2“ umfasst ganze 24 Beats straight aus dem Untergrund. Props für die Connections, die da aufgebaut wurden und natürlich für jeden einzelnen Produzenten. – Simon Huber
Brock Berrigan – Point Pleasant
Ähnlich wie die Wiener Huhnmensch-Bagage setzt Brock Berrigan auf eine Kreuzung aus Mensch und Geflügel. Bei ihm manifestiert sich diese durch seine charakteristische Hühnermaske, mit der der US-Produzent stets gekonnt posiert. Auf musikalischer Ebene liefert der erfahrene Beatbastler aus dem Chillhop-Umfeld auf seinem neuen Werk gewohnt smoothe, stimmungsvolle Tracks, die positiv auf den Gemütszustand einwirken. – Simon Nowak
Shag – Composure
Zu den derzeit fleißigsten Produzenten zählt Shag, der alle paar Monate ein Beattape herausbringt. Erfreulicherweise kann sich der US-Amerikaner dabei laufend steigern, so ist „Composure“ sein bisher stärkstes Werk. Es überzeugt mit liebevoll arrangierten, teils jazzig angehauchten Sounds. Diese sind häufig durch gut gewählte Cuts ergänzt. Einziger Wermutstropfen: Die etwas brachial ausfallenden Drums könnten sich harmonischer ins restliche Soundbild einfügen. – Simon Nowak
Marco Polo – Baker’s Dozen
Der erfahrene East-Coast-Produzent Marco Polo liefert für die neue Ausgabe der von Fat Beats initiierten Reihe „Baker’s Dozen“ gewohnt solides Boombap-Material. Dabei ist zu erwähnen, dass die meisten der zwölf Instrumentals bereits aus Kollaborationen mit Rappern bekannt sind – und größtenteils schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Ein größerer Anteil exklusiv produzierter Beats hätte das Projekt weitaus interessanter gemacht. Schade. – Simon Nowak
Hugo Kant – Out Of Time
Hugo Kant liefert auf seinem dritten Soloalbum „Out Of Time“ druckvoll produzierte, teils abstrakt klingende Tunes, die sich dem TripHop-Spektrum zuordnen lassen. Wie gewohnt hat der Franzose sämtliche Instrumente selbst eingespielt und für ein stimmiges Gesamtkonstrukt gesorgt. Die Tracks klingen im Vergleich zu den Vorgängerwerken besonders dramatisch und düster, dabei grooven sie dennoch herrlich. – Simon Nowak
Dunc – A Way Home
Dunc, der gemeinsam mit dem MC Toine das zur Mello Music Group gehörende Duo DTMD bildet, hat kürzlich mit „A Way Home“ ein sauber produziertes Solowerk releast. Die zehn smoothen Instrumentals haben einen progressiven Charakter. Der Künstler aus Maryland baut dabei auf starke elektronische Einflüsse und eine große Portion Funk. – Simon Nowak
ProleteR – Life Playing Tricks EP
Nach einer längeren Pause meldet sich ProleteR mit sechs neuen Beats zurück. Auf „Life playing tricks“ liefert der Franzose in facettenreicher Manier lebhaftes, frohmütig gestimmtes Material. Mir fallen die Tracks jedoch zu pathetisch aus. – Simon Nowak
chuckee. – clouds.
Der erst 18-Jährige chuckee. aus Houston veröffentlicht seit etwas mehr als einem Jahr regelmäßig Beattapes. Auf sein besonders gelungenes, im März erschienenes Release „Beaters“ folgte kürzlich eine weitere Talentprobe. Unter Beibehaltung der starken Jazz-Einflüsse versprüht „clouds.“ – passend zum rasanten Temperaturanstieg – reichlich sommerliche Vibes. Moment, herrscht in Texas nicht ohnehin immer brütende Hitze? – Simon Nowak
The Audible Doctor – Soul Slaps Vol. 2
Vierzehn schöne Kopfnicker mit, nun ja, etwas abenteuerlichen Namen präsentiert The Audible Doctor auf seinem neuen Beattape „Soul Slaps Vol. 2“. Der in Brooklyn lebende Produzent und Rapper hat die Serie erst im April gestartet – nun sind bereits zwei Ausgaben gratis via Bandcamp verfügbar. – Simon Nowak
Wilczynski x Hydrogenii – Kanonenbutter Vol. 1: Lost in basics
Wilczynski und Hydrogenii sind „lost in basics“. So zumindest heißt ihr erstes gemeinsames Beattape, dass kürzlich als zweites Release von E1K vorgestellt wurde und gleichzeitig den erste Teil der „Kanonenbutter“-Reihe darstellt. Dabei liefert jeder der Protagonisten 8 kompakte Beats pro Seite, darunter auch ein grandioser Miles Bonny-Remix. Das nicht minder grandiose Artwork stammt übrigens von emesa. – Simon Huber
dEnk & Drumtomski – Fusions I
Eine weitere Reihe, die diesen Monat ins Leben gerufen wurde, stammt aus dem 2zimmergefuege. dEnk & Drumtomski, die zuvor eine gemeinsame KEATS-Ausgabe veröffentlichten, starten das neue Projekt „Fusions“ und liefern damit ein Potpourri aus Jazz, Soul und Fusion. Sollte man im Auge behalten, da wird noch einiges auf uns zukommen. – Simon Huber
Jazzsoon – ’84 Doctor K
Jazzsoon ist ein großer Fan des Baseballteams New York Mets, wie sein aktuelles Instrumentalalbum beweist. Genauer gesagt ist „’84 Doctor K“ dem verdienstvollen Pitcher Dwight Gooden gewidmet, der nach seinem Karriereende aufgrund seines exzessiven Alkohol- und Drogenkonsums zunehmend zum Enfant terrible mutiert ist. Der Produzent aus Brooklyn verwertet auf dem via Strictly Cassette erschienenen Release erwartungsgemäß zahlreiche Interviews von Gooden sowie Aussagen von Sportkommentatoren, die er mit groovenden Beats untermauert. Nicht nur für Mets-Fans interessant. – Simon Nowak
Orion X Kazumi – Phantom Record
Für temporeiche Jazz-Fusion-Klänge sorgen Orion X Kazumi auf ihrer zweiten gemeinsamen EP. Die London-Tokio-Connection, bei der Produzent OrionAnakaris mit dem Multiinstrumentalisten Kazumi Kaneda zusammenarbeitet, hat bereits Ende 2015 mit „The Alpha Though“ ein ähnliches, ebenfalls vier Track starkes Projekt über das kleine Netlabel Hard Jazz 7 veröffentlicht. – Simon Nowak
Bare Beats & Dusty Ohms – The Bare Dusty Beat Tape
Über das Londoner Label Millennium Jazz Music erscheint stetig dopes Instrumentalmaterial. Das mittlerweile 113. Release der Qualitätsgaranten ist als Split-Tape konzipiert. Während Bare Beats auf der ersten Hälfte für einen extrem entspannten Vibe sorgt, liefert sein Kollege Dusty Ohms weitaus lebhaftere, elektronisch angehauchte Instrumentals. – Simon Nowak
Inner Ocean Records – BLESS Vol.1
Festhalten, bitte! Das kanadische Label Inner Ocean Records hat soeben 111(!) Lo-Fi-Tracks von ebenso vielen verschiedenen Artists per „Name your price“ zur Verfügung gestellt. Dahinter steckt jedoch ein guter Grund, ein paar virtuelle Scheine und Münzen für das Album abzudrücken: „In an effort to try to do some good in the world, we gathered the fam to put together a mega compilation in order to raise some money to help people in Syria. 100% of proceeds will be donated to help support the White Helmets, people dedicated to saving lives affected by the ongoing war.“ – Simon Nowak
Jakk Wonders – Fifty Eight Impala
Der Südafrikaner Jakk Wonders widmet sein zweites Instrumentalalbum dem von Chevrolet hergestellten ’58 Impala. Auch auf musikalischer Ebene zeichnet ihn eine gewisse Vorliebe für Vintage aus, wie die zehn erdig-smoothen Tracks untermauern. – Simon Nowak
Mt. Fuji Compilation Vol. 2
Auf Part 2 der Label-Compilation von Mt. Fuji Tapes sind neben den Mitgliedern des japanischen Labels auch zahlreiche befreundete Produzenten aus diversen Ländern vertreten, die jeweils einen Beat zum insgesamt 50-Minütigen, von Lo-Fi-Klängen geprägten Album beigesteuert haben. – Simon Nowak
Data Strain – Out In The Streetlights
Fast komplett ohne Samples kommt die erste EP von Data Strain aus. Entspannte, melancholisch angehauchte Klänge dominieren die fünf Tracks von „Out In The Streetlights“, die laut Info des New Yorkers größtenteils improvisiert und in einer gefühlstechnisch wechselhaften Zeit entstanden sind. Der Künstler dazu: „I like to keep things as original as I can. No hate on people who sample, it’s just not for me.“ – Simon Nowak
Vingthor the Hurler – RAW
Im Kontrast dazu setzt Vingthor the Hurler auf seinem aktuellen Werk verstärkt auf extravagante Samples, die seinen eher simpel gehaltenen Beats einen speziellen Flavour verleihen. Auf dem via Asgard Records releasten Tape wechseln sich schwermütige Tracks mit beschwingtem Material ab. – Simon Nowak
Digging Around The Minds Flava
Ein weiterer produktiver Monat liegt hinter DATMF. Funky Beats auf „Come Into my Cosmos“ sowie die Vinylveröffentlichung von „Guide RA“ – mastered by Figub Brazlevic – kann Labeloberhaupt Thelonious Coltrane auf der Haben-Seite verbuchen. Außerdem erschien mit „Uno“ ein abwechslunsgreiche Compilation mit Beiträge aus dem ganzen Camp, darunter DJ Obsolete, Aesthetic, Funky Waves, Turkish Soulcat und K Le Maestro. – Simon Huber
Francois Boulanger – Svit
Düster geht es auf dem neuesten Oro Negro-Release zu. Francois Boulanger, ein Produzent mit Schweizer und niederländischen Wurzeln, hat sich für sein Album „Svit“ von der gleichnamigen Industriegegend in Tschechien inspirieren lassen und die Eindrücke in Kombination mit House- und HipHop-Einflüssen instrumentalisiert. Das passende Cover wurde vom tschechischen Maler Filip Lang umgesetzt. – Simon Huber
S.Fidelity – A Safe Place To Be Naked
Zwei Jahre hat S.Fidelity an seinem Debütalbum „A Safe Place To Be Naked“ gearbeitet. Das Album erschien Anfang Mai über Jakarta Records und featurt unter anderem JuJu Rogers, Tru Thoughts-Sänger Harleighblu, Shuffle jack und brother from another mother Bluestaeb. – Simon Huber
B-Side – Journey to Bandlands
Das mittlerweile fast schon standardmäßig monatliche Instrumentalschmankerl aus dem Hause Radio Juicy stammt diesmal von B-Side. Bei einer derartigen Kollaboration kann eigentlich nichts schiefgehen und so liefert der Berliner einen 16 Tracks starken Trip, den man nach Abschluss gerne wieder von vorne anfangen lässt. – Simon Huber
LBL – Sleepy Eyes and Purple
Die Lo-Fi-Soundlandschaft floriert und Crews wie die Lo-Bit-Loopers tragen maßgeblich dazu bei. Nach „twoface #1“ erschien mit „Sleepy Eyes And Purple“ bereits das zweite Release im vergangenen halben Jahr und überzeugt mit dreckigen Drums und kratzenden Samples (I’m sorry, Ms Jackson…). – Simon Huber
Außerdem:
Prod. Rob – Str8 from da basement Vol. 1
Jazzquarterz & El Jazzy Chavo – Street Aesthetics
Wizard of Loneliness – KENSHIN켄신
A Z U R E S A N D S 大麻 – Jazz Hands
318tae – By the end of the night
Rhythm Roulette
Beats on Road
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