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Sinnreise durch die Natur // Bonobo live

Sinnreise durch die Natur // Bonobo live

Poté in der Arena Wien | Foto von © Matthias Schuch.

Sommer ist, wenn in der „Arena Wien“ die Open-Air-Shows starten. Auch der starke Regen bis kurz vor dem Konzert von Bonobo ändert nichts an der Feierlaune des Publikums. Support Poté muss dieses aber erst auffordern, von hinten nach vorne an die Bühne vor zu kommen. Poté erfüllt aber alle Kriterien eines Voracts und schafft eine angenehm positive Grundstimmung, die sich über den gesamten Abend ziehen wird.

Genauso international wie der Act ist auch das Publikum, Bonobo schallen zu Konzertbeginn Freudenrufe in den verschiedensten Sprachen entgegen. Er zeigt sich sichtlich überwältigt: „You are amazing! The last time we were here we played next door, many many years ago.“ Seit seiner Show 2013 hat sich einiges getan. War dieses damals noch indoor, zieht er mittlerweile solche Massen an, dass es für ein ausverkauftes Open-Air reicht. Der Konzertbereich ist zu dieser Zeit zwar schon gut gefüllt, viele stehen aber immer noch bis ums Eck vor den Toren der „Arena“ an. Für die Live-Umsetzung seines aktuellen Albums „Migration“ hat Bonobo gleich eine ganze Band auf der Bühne versammelt: Keys, Gitarre, Drums, Holzbläser, Trompete und Posaune. Zusätzliche Unterstützung kommt von Szjerdene Mulcares heller, klarer Stimme. Bonobo steht in der Mitte der Bühne, betätigt das Mischpult und spielt Bass.

Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.

Als einziges Bühnenbild ist bei „Cirrus“ zunächst nur sein Name in einem weißen Kreis zu sehen. Nach der Begrüßung hüllen die Scheinwerfer die Bühne in Blau, im Hintergrund flackern türkis-weiße Visuals auf. Passend zu seinem Album, in dem Simon Green genau das einfangen möchte, laufen abwechselnd zu den Visuals beeindruckende Naturaufnahmen mit. „Kong“ nimmt einen mit auf eine Reise durch beeindruckende Bergwelten, durchzogen mit kristallklaren Flüssen. Das Bild wechselt zu feuerrotem Gestein, über deren Spitzen im Takt zu „Break Apart“ helle Funken erscheinen. In den Gesangspausen tanzt Szjerdene über die Bühne, ihre fließenden Bewegungen erscheinen wie in einer Art Trance zur Musik. Die Menge schnappt dies auf und tanzt sich allmählich in Ekstase.

Durch die vielen Instrumente verdeutlicht Bonobo die Vielschichtigkeit, die seiner Musik innewohnt. Er loopt alles live – auf der Bühne sind immer nur jene Musiker, die er für den jeweiligen Track benötigt. Das Schlagzeug und harte Gitarrenriffs lassen seinen Sound ins Rockige abdriften. Mit dem Einsetzen der Bläser erzeugt die Band eine enorme Dramaturgie, die Visuals zeigen dünne gezackte Blitze. Sie folgen immer schneller aufeinander, bis sie endlich zu Linien verschmelzen und sich langsam aus dem Bild zurückziehen. Zeitgleich setzen die sanften Töne der Keys ein, die Gitarre wird weniger, der Track geht in einem harten BoomBap-Sound über. Den fast schon dunklen Klang reißen Trompete und Posaune nochmals hoch. Das Ganze wird sehr elektronisch, ähnlich den 8-Bit-Beats von Retro-Computerspielen, flacht kurz wieder ab und mündet in das Intro zu „Kiare“ .

Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.

Bonobo hat das Publikum mittlerweile komplett in seinen Bann gezogen. Völlig in seiner eigenen Musik vertieft, hindert es Simon Green aber nicht, sich immer wieder zu bedanken und einzelne Songs anzukündigen. Trotz der kurzen Musikpausen steigt die Band aber jedes Mal wieder problemlos in den vorhergehenden Flow ein. Szjerdene Mulcare verbreitet mit ihrer hellen und klaren Stimme eine ganz eigene Magie. Auch die Anlage hält dem Sound gut stand, hohe Töne gibt sie sehr klar wieder, bei den D’n’B-Parts übersteuert sie nicht. Unter freiem Himmel verteilen sich die Klänge noch besser als in einer Halle, die gesamte Show wirkt sehr rund. Bei „Kerala“ ist die Stimmung absolut am Höhepunkt. Die Menge springt, tanzt und schreit. Plötzlich blasen auf jeder Bühnenseite je zwei Nebelkanonen stoßartig weißen dichten Rauch in die Luft. Für einen Augenblick ist die Bühne nicht mehr zu sehen, das Publikum komplett darin eingehüllt, weiße Schnipsel durchdringen schließlich den kalten Rauch und bis in die hinteren Reihen ist der Konzertbereich samt Zuschauer mit Konfetti bedeckt. Bonobo hat bis zum Schluss die Stimmung hochgehalten, bringt diese mit seinem letzten Song nochmals in völlige Hochlagen und schafft so einen eindrucksvollen Abschluss.

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Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.

Fazit: Bonobos Show ist alles andere als ein 0815-Konzert. Simon Green nimmt einen mit auf eine Reise und zeigt genau, wie er in „Migration“ die Natur erlebt. Das Ambiente als  „Open Air“ in der Arena Wien ist hierbei nicht ganz unschuldig, hätte sich die Musik in geschlossenen Hallen wohl bei Weitem nicht so sehr entfacht und verselbstständigt wie es hier der Fall war.

 

Weitere Fotos des Abends:

Poté in der Arena Wien | Foto von © Matthias Schuch.
Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.
Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.
Poté in der Arena Wien | Foto von © Matthias Schuch.
Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.
Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.
Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.
Bonobo in der Arena Wien | Foto von © Petra Püngüntzky.