I'm putting pistols in faces at random places. Free LX!
Fotos: Moritz Nachtschatt
Text: Nadine Niederhauser, Wanja Bierbaum
Endlich ist es so weit. Der Wolkenvorhang #019 ruft. Er findet im altbekannten Rhiz statt, wo man wie immer auf ein gemischtes Publikum trifft. Während DJ Surehand auflegt, wird noch entspannt getrunken und geraucht. Als der französische Rapper Straw Hair allerdings die Bühne betritt und die ersten Töne seines intensiven Sets erklingen, füllt sich das Rhiz langsam. Der junge Franzose gibt sich seinem Sound voll und ganz hin. Sein Auftritt lässt sich fast als ekstatisch beschreiben. Angeheizt von den melancholischen und auch aggressiven Sounds des ersten Live-Acts, steigert sich die Vorfreude auf das weitere Programm des Abends.
Es folgen Brzowski und Moshe aus Portlande, Maine. Beide sind auf dem Indie-Label Milled Pavement zu finden und wirken aufeinander eingespielt – ein Resultat ihres gemeinsamen Releases „Like Woe„. Der Rapper Brzowski erweist sich, trotz seiner düsteren Tracks und seines grimmigen Erscheinungsbildes, als humorvoller Act, dem alle Herzen zufliegen. Man merkt bereits jetzt, dass die Atmosphäre im Rhiz nicht mit anderen HipHop-Konzerten zu vergleichen ist. Man lächelt und nickt sich zu, freut sich gemeinsam über diesen außerordentlichen Abend im Zeichen des experimentelleren HipHop, abseits des Mainstreams. Das Publikum wirkt wie eine Familie und geht schließlich zusammen zu Moshe’s selbst ernanntem Filthstep ab. Kurz hat man das Gefühl, auf einer Dubstep-Party gelandet zu sein. Der musikalische Ausflug weckt das Publikum auf, das mittlerweile das gesamte Rhiz füllt – einige hat der ziemlich derbe Sound nach draußen vertrieben. Für die Gebliebenen war Moshe’s Set ein Feuerwerk aus Wobbels und schnarrenden Bässen, die das Schmalz aus den Ohren wummern.
Alle sind gespannt, das Line-up verspricht noch den Star des Abends: den aus L.A. stammenden Rapper Busdriver. Dieser ist eine Ikone der Indie-HipHop-Szene und hat bereits mit Größen wie Aesop Rock, Danny Brown, Flying Lotus und Nocando zusammengearbeitet. Als Busdriver auf die Bühne springt, merkt man bereits die Energie, für die er bekannt ist. Schnell zeigt sich, dass der Mann seinem Ruf, einer der schnellsten und kreativsten Rapper zu sein, alle Ehre macht. Es ist einfach unfassbar, in welcher Geschwindigkeit er seine facettenreichen Tracks rappt. Er zieht die Menge komplett in seinen Bann – eine Bühnenpräsenz, die Wirkung zeigt.
Fazit: Die Zeitverzögerung machte den Abend für das arbeitende Segment der Zuschauer etwas lang – aber man kann es den Musikern nicht verübeln, jeder Künstler hat gerne ein paar Menschen vor der Bühne. Doch der Abend gewann vor allem durch Brzowski und Moshe an Fahrt. Auch wenn Moshe’s Set sicher einige verschreckt hat. Busdriver brillierte ganz einfach als er selbst auf der Bühne – und am Ende seines Konzertes war allen sichtlich klar, warum er nicht nur in L. A. als Legende des Independent-HipHops gilt. Großer Dank geht raus an Wolkenvorhang für diesen exquisiten Abend für echte, wenn auch fast nerdige HipHop-Fans.
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