All der Hate und die schlechten Vibes zuerst: Mit Support Act King Khalil hat sich Capital Bra keinen Gefallen getan. Das Team-Kuku-Mitglied rappt grundsätzlich komplett neben dem Beat, speziell beim Opener-Song „Kriminell“ und verpasst so ziemlich jeden Einsatz – was ein absoluter Wahnsinn ist. Taktgefühl gleich null. Die Menge scheint es nicht zu merken, will unbedingt zur Top drei der geilsten Gigs auf Khalils Liste stehen und schreit wild durcheinander, sobald sie dazu aufgefordert werden. Highlight seiner kurzen Performance ist das Bashing gegen die Polizei, alle schreien im Chor laut ACAB und danach wird erst mal ein Song angestimmt, dessen Inhalt Weedticken ist. Das Szenario hat beinahe Züge einer absurd-schönen Poetik. King Khalil bedankt sich artig bei der Menge fürs Kommen und schon ist es nach knapp 30 Minuten Zeit für den Hauptakt des Abends.
Nicht mal ein dreiviertel Jahr ist es her, dass der Berliner Rapper zuletzt mit AK Ausserkontrolle in Bestform im Flex aufgetreten ist. Doch kommt einem die Zeitspanne viel länger vor, denn es ist ja auch viel passiert. Das neue Album BLYAT steigt ziemlich hoch in die Charts ein und kann sich dort auch halten, gefolgt von einer ausverkauften Tour. Das Instrumental von „Zweistellige Haftstrafen“ ertönt laut aus den Boxen und Capital liefert ordentlich ab. Das Flex ist ausverkauft, frisch umgebaut (die neue Bar ist super, aber schade um das kleine Podest beim Garderobenaufgang) Die Straßenrap-Hymne „Vladimir Putin“ folgt auf „Fluchtwagen glänzen“, bis es endlich die erste Verschnaufpause gibt.
Capri Sonne mit Geschmacksrichtung Safari werden verteilt, die Fans prügeln sich nach den süßen Boxen und schreien „Nur noch Safari“. Durstig nach mehr ist hier wirklich jeder. Nach der kurzen Unterbrechung geht es direkt mit „Wer hoch fliegt, fällt tief“ weiter. Die Masse an Fake-Gucci-Merchandise-Caps aus dem Team Kuku Onlineshop wippt im Takt des Beats. Bei „Ghetto Massari“ kommt direkt Urlaubstimmung auf. Für die Bratinas singt Capital nonchalant „Mademoiselle“ ins Micro, die Hüften der Damen schwingen im Takt und Zigaretten werden lasziv angezündet und daran gezogen. Die Männer der Schöpfung werden mit dem darauffolgenden Song „Bra macht die AK“ wieder ins Boot geholt.
Capital und sein Back-up Khalil sind an diesem Abend in Gönner-Stimmung und verteilen zwischen den Songs immer wieder kleine Goodies. Große Ansagen gibt es dazu nicht, aber die Fans sind mit ihren Freebie-T-Shirts mehr als glücklich und stecken ihre letzte Energie in den finalen Song des Abends. Zu „Nur noch Gucci“ rastet die Menge (übrigens eine hoch interessante Mischung aus jungen Hype-Hister-Kids die in der ersten Reihe stehen und großen, schweren Typen mit Gesichtstattoo, die sich gegenseitig auf Slawisch mit kompliziertem Handschlag begrüßen) auf Kommando aus, schmeißt die letzten Saftboxen in die Luft und trocknet anschließend den Schweiß an Capitals gratis Merchandise.
Fazit: Während der Performance ist die Menge wirklich Feuer und Flamme, flippt aus und stemmt Freunde in die Höhe, damit sie am Gitter an der Wand hochklettern können. Nach dem Song flacht die Stimmung allerdings sofort ab – Applaus gibt es bei diesem Konzert keinen. Obwohl Capital Bra für seine stabile und energiegeladene Leistung auf jeden Fall jede Menge Beifall verdient gehabt hätte.
Weitere Fotos vom Konzert:
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