"The hardest thing to do is something that is close…
Vor knapp einer Dekade veröffentlichten Chakuza und Bizzy Montana ihr Kollaboalbum „Blackout“ über Bushidos Label Ersguterjunge. Ein Label, auf dem die beiden zwar keine Fremdkörper darstellten, aber dennoch die Abkehr zum propagierten Koksticker-Image ihres Bosses bildeten. Denn obwohl der Linzer und der Mülheimer unisono Geschichten von der Straße erzählten, waren sie nie „Gemein wie 10“. Unterschicht-Struggle statt Gangsta-Tales, so lautete die Devise. Selbst von den üblichen EGJ-Seitenhieben gegen die Konkurrenz hielten sich Chakuza und Bizzy Montana weitestgehend fern – Chakuzas retrospektiv eher peinliche Zeile an Fler auf „City Cobra“ („Und box dich öfter für nen Homo als der Bodyguard von Fler“) einmal ausgeklammert. Der Erfolg gab vor allem dem Linzer recht, der seine Alben „City Cobra“, „Unter der Sonne“ und „Monster in mir“ bereits in einer Zeit vor dem ganzen Boxenwahnsinn in den Top10 der deutschen Albencharts platzieren konnte. So weit ging es für Bizzy Montana nie. Einige Goldauszeichungen, verschafft durch Bushido, der ab und an Beats bei ihm pickte, sollten zumindest ein wenig Trost gespendet haben.
Nach dem Ende bei Ersguterjunge verschlug es Chakuza und Bizzy Montana in verschiedene Richtungen. Chakuza erfand sich neu und tendierte stärker in die Richtung emotionsgeladener Indie-Rock-Musik, Bizzy Montana fand bei „Freunde von Niemand“ Zuflucht. Aufgrund der künstlerischen Divergenz schien eine Neuauflage von „Blackout“, auf dem ein gewisser Raf Camora durch seine Featurebeiträge erste größere Aufmerksamkeit erfuhr, ausgeschlossen. Schließlich gab Chakuza 2014 im Interview mit The Message folgendes Statement ab:
Ich finde nur, dieses Rapding ist trotzdem Musik für Jüngere. Und wenn man das mitbekommt und in diesem Business lebt, merkt man auch, wann Leute zu alt werden fürs Rappen. Und ich will halt nie an dem Punkt kommen, an dem Leute sagen: ,Ey, guck mal den alten Mann an, wie er immer noch rappt‘. Da will ich schon an dem Punkt angelangt sein, an dem ich andere Musik mache.
Scheinbar hat er seine Meinung geändert. Denn „Blackout 2“, wie vergangenes Jahr bereits verkündet, wird Realität – und erscheint nun am 14. April 2017. Zur Einstimmung gab’s gleich einen Promo-Beef mit Bass Sultan Hengzt, auf den beide Parteien allerdings nicht stolz sein können. So belanglos waren die Disstracks – und generell wirkte diese Auseinandersetzung ziemlich aus der Zeit gefallen. Dass Chakuza und Bizzy Montana den Zeitgeist durchaus aufgesogen haben, beweisen sie mit dem ersten Track aus „Blackout 2“, „Didgeridoo“. Schließlich benutzt Bizzy Montana den Triplet-Flow, der durch Migos wieder salonfähig gemachte wurde. Der allerdings mittlerweile ermüdend wirkt, rappt schließlich jeder zweite Nachwuchsrapper nach dieser Rezeptur. Sonst gibt es auf einem Instrumental, das in Kanye-West-Manier von vier Produzenten gebaut wurde (Joznez, Fridz, Johnny Illstrument und Reflectionz) wenig denkwürdiges Material. Zugegeben: Chakuzas gesungenes „Hurensohn“ berührt zwar peinlich, bleibt aber im Gedächtnis. Ob man will oder nicht. Dennoch eine ziemlich durchwachsene Angelegenheit. Ob „Blackout 2“ auf irgendeine Weise mit dem ersten Teil mithalten können wird? Fraglich. Die starke Beteiligung von Max Mostley bei der Produktion ist aber ein positives Indiz. Immerhin.
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