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Am Samstagnachmittag füllt sich der Plattenladen Rave Up Records in Wien-Mariahilf stetig. Der Andrang ist der elften Ausgabe der dort regelmäßig stattfindenden „Instore Gigs“ geschuldet. Als erster HipHop-Act ist Da Staummtisch zu Gast. Das Linzer Mundart-Rap-Quartett ist angereist, um das soeben erschienene Album „Zucker“ live zu präsentieren. Der kleine Laden erweist sich dabei als geeignete Location für eine gemütliche Show in Wohnzimmeratmosphäre – wer im Hinterzimmer keinen Platz mehr findet, kann zwischenzeitlich im Hauptraum den Klängen lauschen und bei einem Freibier das Rave-Up-Sortiment durchforsten. Statt eines geplanten Auszugs stellen Antrue, Freistil, Roleee Solo und DJ Concept gleich das ganze Album vor. Anschließend nutzen wir die Gelegenheit, um mit ihnen über die Hintergründe zu plaudern.
Wie der Titel „Zucker“ andeutet, stehen beim fünften Album der seit 2005 aktiven Crew positive Vibes und die schönen Seiten des Lebens im Vordergrund. Das Grundthema entwickelte sich als Kontrast zum Vorgänger „Eldorado“, der 2016 erschienen ist. „Da ist es mehr um die Reise, die Suche nach dem Ziel und die Verarbeitung persönlicher Sachen gegangen“, meint DJ Concept. Zumal die Beteiligten damals jedes Detail austüfteln wollten, betrachten sie den Aufnahmeprozess von „Eldorado“ rückblickend als verkrampft. „Wir haben sechs Jahre musikalisch aufarbeiten müssen – Persönliches und die Bandgeschichte. Da ist so viel passiert, dass es zwangsläufig verkopft werden musste“, sagt Antrue.
Diesmal war es dem Staummtisch wichtig, entspannter an die Tracks ranzugehen und beim Aufnehmen weniger auf Perfektionismus, dafür mehr aufs Bauchgefühl zu achten. Eine Herangehensweise, die ihren Ursprung im 2017 erschienenen Track „Guerilla BBQ“ hatte. „Wir haben die Geschwindigkeit runtergedreht und gedacht, dass es uns eigentlich gut geht, wir das Positive genießen und das Negative nicht so zuwalossn sollen. Das ist eine persönliche Entwicklung für uns gewesen, die wir in die Tracks einfließen lassen wollten“, so Concept. Als Hobby neben dem jeweiligen Vollzeitjob soll das Musik machen schließlich Spaß machen und nicht nur für zusätzliches Kopfzerbrechen sorgen. „Es gibt ja uns allen was, motiviert und uns ist ein wichtiges Element in unserem Leben. Deshalb war die Zucker-Metapher sehr passend fürs Album“, meint Freistil.
Dass die Entstehung der Tracks von „Zucker“ oft Session-Charakter hatte, spiegelt sich auch in den Texten wider. So geht es oft ums Genießen, das „Bella Vita“. Nebenbei kommen auf Tracks wie „Mei Gang“ oder „Ohje“ das Representen und Punchlines wieder stärker zur Geltung als auf „Eldorado“, wo inhaltliche Statements zentral waren. Als Ausreißer fungiert die Single „DFN“, die als Abrechnung mit der türkis-blauen Regierung bereits im Sommer erschienen ist. „Die Nummer hat für uns bei der Aufnahme so eine Relevanz gehabt, dass wir es fahrlässig gefunden hätten, sie nicht raufzugeben. Auch wenn sie inhaltlich und musikalisch nicht so zu diesem „Zucker“-Thema passt“, führt Freistil aus.
Soundtechnisch setzt Da Staummtisch bei „Zucker“ auf traditionelle Werte. „Wir wollten eine Reminiszenz an die 90er-Jahre und unsere musikalische Sozialisation machen.“, sagt Antrue, passend dazu mit De-La-Soul-Haube am Kopf. Auch die Selbstbezeichnung als Österreichs Beatnuts kommt nicht von ungefähr, wenngleich der Vergleich mehr auf die lockere Attitüde als auf den tatsächlichen Sound bezogen ist. Auf Beat-Ebene orientiert sich DJ Concept, der neben Roleee Solo als Produzent der Crew aktiv ist, eher an Lord Finesse und Pete Rock. An die 90er-Stilistik knüpft auch der Dendemann-Weggefährte I.L.L. Will, der diesmal als Gastproduzent mit drei Beats vertreten ist, an. Entstanden ist der Kontakt mit dem Hamburger Produzenten-Veteranen über die TTR-Allstars-Kollegen Texta.
Letztlich klingt jeder der Tracks hochwertig ausproduziert, wobei teilweise Gastmusiker – etwa Stephan Kondert von SK Invitational am Bass – mit eingespielten Instrumenten ergänzen und Tontraeger-Chef Flip für den letzten Feinschliff verantwortlich ist. Damit erfüllt Da Staummtisch den eigenen Anspruch, ein homogenes Soundbild auf Albumlänge zu schaffen – eben mit Ausnahme der Uptempo-Nummer „DFN“. „Wir denken bei einem Release immer in erster Linie ans Vinyl. Man soll die Platte auflegen, sich zurücklehnen und sie schön durchhören können“, so Freistil zur Motivation dahinter.
Am 25. Jänner kehrt Da Staummtisch nach Wien zurück und spielt die offizielle Releaseshow im Chelsea.
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