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Die AU – aufeinwort

Die AU – aufeinwort

Tonträger Records

Fünf Jahre sind vergangen seitdem die Linzer AU (=Average+Url) mit ihrem Debüt „Ausdruck“ positiv überraschte. Selbst bezeichnen sie es als Demo. Für meine Wenigkeit war es aufgrund der textlichen Qualität des damals noch minderjährigen Average und den stets passenden Cuts des ein wenig älteren DJ Url eine der besten österreichischen Rap Veröffentlichungen der letzten Jahre. Damals steuerte auch Kamp noch weit vor seiner Feature Inflation einen sehr gelungenen Gastbeitrag ab.

Dieser wird zwar auf der 10 Tracks starken EP kurz im Intro zitiert, ansonsten hat sich aber so manches geändert: im offiziellen Teil ist diesmal kein Feature zu hören, der Großteil wurde vom jungen Linzer Alex und nicht mehr Url selbst produziert. Average ist in seinen Rap Styles experimentierfreudiger geworden und singt außerdem vereinzelt auch selbst. Außerdem geht der Klangteppich in eine elektronischere Richtung, was schließlich in der bouncigen Videoauskoppplung „Spaßfreie Zone“ gipfelt, hier zimmerte allerdings nicht Alex, sondern Skizzo vom Drei Minuten Ei den Beat zusammen.

Weitere Titel wie „Nicht einfach“, „Jugend ohne Plan“ oder „Kopflos“ könnten zwar im Zusammenhang mit sonstigem aktuellem deutschsprachigem Rap schlimmes vermuten lassen. Unbegründet.Die Raps von Average bleiben teilweise für Interpretationen offen, bringen es dabei aber dennoch gesellschafts-, und selbstkritisch auf den Punkt, ohne dabei in den sonst so häufigen belehrenden Ton zu verfallen. Teilweise teilt er sich dabei aus einer beobachtenden Außenperspektive mit, gibt aber Part Weise auch viel von sich selbst Preis. Dabei setzt er seine Stimme druckvoll ein und auch die Hooks kommen mit Schwung. DJ Url liefert keine Alibi Cuts, sondern gibt den Texten zusätzliche inhaltliche Tiefe, wobei auch diesmal die beiden wohl zu recht meist zitierten österreichischen Rap Platten zum passenden Zug kommen: Total Chaos – die 2 und Waiszbrohd – Parkbankflows.

Ins von eher negativer Kritik geprägte Stimmungsbild der EP passen ausgerechnet zwei der gelungensten Nummern nicht wirklich. Warum? Weil es sich um Lobeshymnen handelt: zum Einen auf den französischen Fußballverein Olympique de Marseille: „OM“ (übrigens auch als Split 7Inch mit Huckey&Samey zu haben) zum Anderen österreichischen Rap: „Austrian Flavour“. In zweiterem Track konstruiert Average aus mehreren Dutzend österreichischer Rap Releasetitel der letzten zwanzig Jahre die Lyrics. Dabei macht der Text trotz der großen Wagnis Sinn und zum Teil gelingt es ihm darin auch kritische Seitenhiebe auf einzelne Artists zu verpacken.

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„aufeinwort“ erscheint als logische musikalische und skilltechnische Weiterentwicklung im Vergleich zu „Ausdruck“ und lässt für die nahe Zukunft Vorfreude aufkommen: Denn noch heuer soll bereits die nächste AU-EP folgen: diesmal wird übrigens DJ Concept vom Staummtisch die Produktionen beisteuern.

(JB)

Die AU- aufeinwort Tonträger
OM/Auswärtssieg Split 7 Inch