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Die Vamummtn – Rap is (k)a Ponyhof

Die Vamummtn – Rap is (k)a Ponyhof

Nun ist es also so weit: Nach den drei Prelistenings mit den Rockern von Alkbottle, Hannes Eder, dem Manager von Universal Music Austria, und dem Kaiser himself wurde am 30. September 2011 das erste offizielle Album der Vamummtn auf dem eigenen Label  „Schwabs weg“ veröffentlicht.

Songs wie die „Krochahymne“  brachten die vier vermummten Typen, die sich auch gerne einmal als die besten Rapper mit viel Geld und Frauen postulieren, genau dorthin, wo sie heute sind: irgendwo zwischen Slangsta-Movement und Mainstream-Musik. Nichtsdestotrotz steckt das erste konventionelle Album namens „Rap is (k)a Ponyhof“ voller Features und spannender Beats. Wenn man die Nummern der Platte durchhört, überwiegt zwar das Gefühl, dass die Vamummtn thematisch nicht mehr zu sagen haben, als die Problematik mit den anderen, viel schlechteren Musikern in Österreich zurechtzukommen, aber trotzdem gibt es ein paar Songs, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen und elektronisch angehauchten Beats das Album ein wenig abwechslungsreich gestalten. Der Track „Slang hern“ ist wohl aus dieser Klasse und zeigt, wie präsent Dubstep zur Zeit im Rapgame ist. Bei „Nintendo“ erwärmen sich wohl die Herzen der Konsolenfreunde, denn auf den Samples alter Nintendo-Spiele wird die Liebe zum Zocken zelebriert. Klingt nerdig – ist es auch, allerdings auf lustige Art und Weise. Das Feature mit R.A. the Rugged Man namens „Unsterblich“ kommt auf einen extrem smoothen Beat und zeigt einen R.A. in Hochform und den Ansa, der fast schon melancholisch über die Bedeutung von Freundschaften rappt. Wer schon länger auf die Fortsetzung zu „Free Hip Hop“, einer Solonummer vom Ansa, die damals die Kritiker positiv überraschte, gewartet hat, wird leider ein wenig enttäuscht. Denn der zweite Teil der Saga kann nicht an das Niveau des damaligen Juice Exclusives anschließen. Dafür überrascht das Feature mit den Foreign Beggars namens „Nur Music“ durch den exzellenten Beat im typischen Electro-Hip Hop-Style der britischen Gruppierung. Zur Abwechslung trägt auch unter anderem eine Zeile des Refrains bei, die zeigt, wie nachdenklich die Slangsta manchmal sein können, denn es stellt sich die Frage „wos bringt Göd und Erfolg, wennst ned gsund bist“.  Beim „Zöön Skit“, der auch schon auf FM4 gespielt wurde, geht es jedoch wieder um die allseits bekannten Themen – in diesem Fall endet der Skit in einem unglaublich intellektuellen Schlusswort, das eher an ein stupides Volkslied mit Suchtpotenzial erinnert. „Gemma Gemma“ führt die Tradition zum Pop-Genre weiter, denn der Beat stammt von „Ella Elle L’a“ einer gewissen Alizée, die die Nummer bereits 2003 von France Gall gecovert hat und damit erfolgreich die Charts stürmte. Der Text dieses Songs reduziert sich auf diverse Praktiken des Geschlechtsaktes und Lobgesänge auf die eigenen Qualitäten, nebenbei wird auch noch aus Marketinggründen ein gewisser Energy-Drink erwähnt.  Abschließend ist noch das „Festl Gestan 2011“ zu erwähnen, das bis auf die Jahreszahl im Titel und einen neuen Beat leider nichts mehr zu bieten hat, da die Version textlich nicht verändert wurde.

Sicherlich ist „Rap is (k)a Ponyhof“ eines der medienwirksamsten und spannendsten Releases dieses Jahres, jedoch scheint es fraglich, ob es nicht irgendwann langweilig wird, wenn man in den Songtexten immer nur über die eigenen unübertrefflichen Skills rappt, die jeden anderen MC vor Scham in den Boden versinken lassen. Auch wenn diese Art zu dissen schon lange Zeit ein Element mancher Hip Hop Genres darstellt, bleibt offen, ob diese einseitige Thematik, verfeinert durch Geschichten diverser Alkoholeskapaden und Fraueneroberungen, angesichts wachsender gesellschaftskritischer Texte im Rapgame, erfolgreich bleiben kann. Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass das vierte Mitglied der Vamus produktionstechnisch das Level der letzten Mixtapes um einiges überschritten hat.

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Chartkompatibel ist das Album auf jeden Fall, immerhin haben die Vamummtn viele jugendliche Fans, die in den vier unbekannten Gestalten ihre musikalischen Helden konstitutieren. Wegen dieser Vorbildfunktion sollten diese, die aufgrund ihres Alters schon selbst Väter sein könnten, vielleicht einmal darüber senieren, ob sie Frauen weiterhin nur als Sexobjekte darstellen und Alkohol verherrlichen sollten.  Bis dahin kann man nur hoffen, dass die Jugendlichen in ihrer pubertären Entwicklungsphase sich nicht zu sehr von ihren Musikidolen beeinflussen lassen, was angesichts von Sendungen wie „Saturday Night Fever“ wohl teilweise schon zu spät ist.

(JG)