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Dreistil Saisonstart (Review)

Dreistil Saisonstart (Review)

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Nach einer Sommerpause kehrt das Dreistil-Battle wieder an seine alte Wirkungsstätte im Loft zurück. Angekündigt sind wie immer die drei Disziplinen: Freestyle, Acapella und Songbattle. Genug Zeit zum Üben gab es ja, mal sehen, was die MCs darausgemacht haben.

Fotos: Der Pixelnerd
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Wie immer offenbart sich das Unterhaltungsgefälle zwischen den Disziplinen eindrucksvoll. Während die Vorstellungsrunde gewohnt schwach ausfällt, schaffen es die MCs auch im weiteren Verlauf des Freestyle-Bewerbs nicht, Spannung aufzubauen. Die Teilnehmer: ARL, LM (?), Babu, Einfach So, Lil Kogg (oder Lil Cock je nach Betrunkenheitsgrad), CQ, Angler, Flow. Ein paar Lichtblicke gibt es aber doch: Einfach So, der sich im Finale ARL geschlagen geben muss, bemüht sich durch Aggressivität und rougher Stimme beim Publikum zu punkten. Die Attitude ist da – nur die Punchlines fehlen leider. Die restlichen Battles fallen langweilig aus, Lil Cock wäre vor seinem Battle „lieber noch brunzen gangen“, wie er selbst sagt.

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Im Halbfinale müssen die MCs dann acht Takte im Schlagabtauch gegeneinander rappen. Recht schwierig, wenn man bedenkt, dass es ihnen schon schwerfällt, bei vier Takten die Spannung hochzuhalten. Im zweiten Halbfinale neben ARL und CQ sinnieren Flow und Einfach So noch darüber, wer denn nun Aids von wessen Mutter habe. Sie können sich nicht einigen, doch Einfach So steigt ins Finale auf. Dort zieht er wie gesagt gegen ARL den Kürzeren. Der niedrige Unterhaltungswert des diesmaligen Freestyle-Bewerbs hat wohl auch damit zu tun, dass Lokalmatadore wie Mista, Fellowsoph und Böser Wolf nicht teilnehmen. Aber naja, wenn sich die restlichen, etablierten und talentierten Freestyle-MCs zu schade sind, das Ganze durch ihre Präsenz aufzuwerten, muss man Geduld haben und den „Neuen“ Zeit geben, routinierter und besser zu werden. Wir wünschen es den Veranstaltern jedenfalls, denn in anderen Bereichen des Abends ist durchaus eine Entwicklung zu beobachten. Bei aller Verständnis muss aber trotzdem ein Appell an die teilnehmenden Freestyler raus: Bitte, bitte lasst euch andere Themen einfallen, lest Zeitung, schaut euch Filme und Serien an, bezieht euch auf aktuelle Themen. Denn wenn ein Battle nach dem anderen nur die eigene Geilheit und die Mutter des anderen behandelt, fühlt sich der Zuhörer zwischen Fremdscham und Langeweile gefangen.

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Im anschließenden Songbattle bietet sich die Rapperei schon unterhaltsamer dar: Vor allem MCL und sein Kollege – die sich verdient den Sieg holen – und Mista Kopi zeigen Live-Fähigkeiten und zwei ungezwungene Tracks.

Der letzte Teil des Abends ist – wie es zu erwarten war – der spannendste und unterhaltsamste. Zwei Acapellas erwarten uns, wobei die erste Paarung MFGen und Stee-V konstitutieren. Nachdem beide in der ersten Runde jeweils „choken“, macht sich ab der zweiten Runde von MFGen der Größenunterschied recht deutlich bemerkbar. Mit heftigen, in Pattern verpackten Reimketten und guten Wortspielen holt sich MFGen seinen ersten Sieg bei Dreistil. Und dieser ist hochverdient, auch deshalb, weil Stee-V aufgrund von einigen Hängern sein Potenzial nicht ausschöpfen kann. Das zweite Battle ist vom Ausgang und auch der Ausgangslage durchaus spannender. BX, extra aus Deutschland angereist, trifft auf ARL. Dank der Hänger von BX – der aber die besseren Punchlines hatte – holt sich ARL, beflügelt durch seinem Triumph im Freestyle-Bewerb, auch diesmal den Sieg und macht damit unmissverständlich den Abend zu dem seinigen. Zu viele Einzelheiten wollen wir hier aber dennoch nicht verraten, die Videos der Battles werden nämlich noch auf dem Dreistil-Kanal hochgeladen.

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Wermustropfen: die Akkustik im Kellerfloor des Loft, wo man ab der Hälfte des Raums absolut keinen Rapper mehr versteht – und die Crowd. Auch wenn die guten (und auch die weniger guten) Lines ordentlich und gebührend gefeiert wurden, stellen die Unruhe und die Gespräche während der Battles doch ein erhebliches Problem dar. Hier sollte der Host härter durchgreifen, denn wenn in der zweiten Reihe Leute anfangen, sich ausgiebig zu unterhalten, läuft ordentlich was schief. Aber auch das wird mit der Zeit besser werden, vielleicht sogar schon beim nächsten Dreistil am 23. Oktober im Loft (diesmal ist es ein Freitag). Wie gestern angekündigt wird dort Davie Jones auf JerMC treffen. An weiteren Paarungen für den Termin wird schon fleißig gearbeitet. Man sieht sich beim nächsten Dreistil!

(JM/JG)