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Monarchie ist out: Eko Fresh mit „König von Deutschland“ // Review

Monarchie ist out: Eko Fresh mit „König von Deutschland“ // Review

(German Dream Empire/VÖ: 22.09.2017)

Nachdem Eko Fresh uns mit „Freezy“ vergangenes Jahr durchschnittlichen Pop-Rap vorsetzte, sollte klar sein, wohin stilistisch die Reise auf dem Nachfolger geht. Die Abläufe in der Karriere des Kölners sind schließlich mittlerweile bekannt: Auf ein Battlerap-Album, mit dem er sich Props von der Szene holt, lässt er stets ein poppiges Album folgen. Die Rapfans können damit dann nichts anfangen, der Mainstream aber dummerweise auch nicht. Also Richtungsänderung, hin zu Gangsta-Eko oder 90er-Jahre-2Pac-Eko. Nachdem wir dann „wieder auf die Sachen gekommen sind“, riecht Eko erneut Höhenluft und setzt seinem Publikum ein weiteres Mal ein Album mit irgendwelchen seltsamen Schlager-Features vor. Alles geschuldet dem Wunsch, endlich einmal richtig in den Charts durchzustarten. Der große kommerzielle Erfolg des zweifelsfrei talentierten Ekrem Bora will sich dennoch nicht einstellen, weswegen letztlich der erneute Rückzug in die Rap-Rap-Schiene der logische Schluss ist.

Dementsprechend fallen die Erwartungen hinsichtlich „König von Deutschland“, dem neuen Eko-Streich, aus, das zudem noch „Ekaveli II“ und „Ek to the Roots II“ in der Deluxe-Box enthält. Alles andere als Battlerap und 90er-Jahre-Vibes wären eine große Überraschung, sind wir im Zyklus zweifelsfrei wieder bei Battle-Eko angelangt. Aber „König von Deutschland“ ist auch Ekos Album Nr. 10, weswegen ein paar Dinge diesmal doch anders laufen. Denn Eko schmeisst sich nicht nur ins British-Knights-Karl-Kani-Outfit, sondern zieht auf dem Album zugleich die Lederjacke und seinen Schlager-Pop-Anzug an. Ja, „König von Deutschland“ dient als Zusammenschau aller Künstler-Identitäten, die Ekrem Bora so zu bieten hat. Den Promo-Eko hat er im Vorfeld natürlich auch ausgelassen, diesmal durfte man sich an Werbevideos in KsFreak-Manier oder an einer musikalischen Ansage an Andrea Berg erfreuen. Wenigstens gab’s kein Vampir-Video wie zu „Königin der Nacht“. Aber sonst war das alles eine sehr, sehr gruselige Angelegenheit.

Andererseits aber durchaus passend, lässt Eko Fresh auf gruselige Promoaktionen ein gruseliges Album folgen. Dabei bezeugt Eko auf den großkotzigen Einstiegstracks immerhin noch vorhandene technische Fähigkeiten. Blöd nur, dass er auf Deutsch rappt. Die Sinnlos-Reime und peinlichen Vergleiche würden den meisten in einer anderen Sprache schließlich nicht auffallen. An solchen und weiteren musikalischen Schandtaten mangelt es auf „König von Deutschland“ nämlich nicht. „Zur Erinnerung (Reloaded)“ mit Ferris MC mag dank Nostalgiefaktor noch gerade so durchgehen (wenngleich das E-Gitarren-Outro und die dämliche Tampon-Line sauer aufstoßen), wenn aber Eko zu „Electro Eko“ mutiert, sollte man sich in Acht nehmen. Da ist es auch egal, ob ihm Bushido, Kollegah und Farid Bang oder Hasan K. und Gringo zur Seite stehen.

Mit Bushido im Gepäck setzte sich Eko an den Schlusspunkt seiner „Gheddo“-Reihe, „Gheddo Finale“ endet jedoch als deutlich schwächster Teil der Saga. Da hilft auch Nostalgie nichts. Eko ist jedoch nicht der Hauptschuldige an der Schwäche des Tracks, sondern sein Featurepartner aus Berlin. Um es freundlich auszudrücken: Richtig motiviert klingt Bushido mit seinem Einschlafflow nicht. Schade, die Reihe hätte ein besseres Ende verdient. Doch nicht nur der alte EGJ-Homie, auch die Jungs von der Westside, Kollegah und Farid Bang, haben sich nicht wirklich viel Mühe bei ihren Zeilen gegeben. Weil die Hook zu „Bordstein Westfalen“ von Deemah sowieso schon peinlich genug berührt, der Beat absolut generisch klingt und Ekos Part eine furchtbare „Leg“-Line enthält („Denn ich bin Legende wie ein englischer Fuß, ah), sind die Zeilen von Kollegah und Farid Bang aber eigentlich egal. Schlimmer kann’s sowieso nicht mehr kommen. Die anderen Gangsta-Tracks von Eko erweisen sich als Durchschnittskost mit niedriger Halbwertszeit, tun aber wenigstens nicht weh.

Richtig schmerzhaft wird es hingegen bei Tracks wie „Scheiß egal“, „Was ist mit der Welt passiert“ oder „Radio“, allesamt schamlose Rufe nach Airplay im Radio. Also wirklich schmerzhaft. Auf-Legostein-am-Morgen-treten-schmerzhaft. Während Eko auf „Scheiß egal“ mit Culcha Candela (!!!) orientalisch beeinflussten Kirmes-Pop der übelsten Sorte abliefert, wird auf „Was ist mit der Welt passiert“ der Weltschmerz als Sujet herangezogen. Hatten wir während Ekos Karriere schon oft genug, diesmal gibt aber Sebastian Krumbiegel von den Prinzen den Nino de Angelo. Eine Nummer, mit Zeilen wie „Was ist mit der Welt passiert? Ohh/Die Antwort ist Liebe, ohh“ weit über dem Erträglichen angesiedelt. Aber Eko wäre nicht Eko, hätte er nicht sogar dafür eine Steigerung parat. „Radio“ mit 257ers ist eine einzige Qual, so furchtbar anbiedernd klingt Beat (erinnert an „Baby, du riechst“, ein Verbrechen, das seine Featuregäste einst verübten) und der pseudowitzige Text. Angela Kiewel, lade bitte Eko endlich in den „ZDF Fernsehgarten“ ein, vielleicht kommt er nach diesem sehnsüchtig erwarteten Karrierehöhepunkt endlich zur Ruhe.

Vereinzelt lässt Eko auf dem Album sein Talent aufblitzen. „Das Beste“ mit den Rückwärtsraps klingt zumindest ungewöhnlich (wenn auch nicht gut), der Konzepttrack „Life Goes On“ entpuppt sich hingegen gar als Highlight der Platte. Storytelling kann er ja, das weiß man spätestens seit „Köln Kalk Ehrenmord“. Aber für ein gutes Album ist das alles zu wenig. Und daher stehen wir wieder vor dem üblichen Dilemma. Eko weiß einfach immer noch nicht, was er machen will. Den Straßen-Gee geben? Den Battle-Rapper?  Den Storyteller mit politischen Inhalten? Oder den lustigen Funrapper für die ganze Familie, der auch eine Reihe von Schauspielern auf einem Track versammelt („Mach ma keine Filme“ mit einem sogar recht annehmbaren Part von Elyas M’Barek)? Das Gefühl, im Job des Ghostwriters läge weiterhin seine wahre Profession, begleitet einen auf „König von Deutschland“ erneut. Dass „Freezy“ auch bei den Beats im knallharten zeitgenössischen Durchschnitt (langsam kann man diese Trap-Drums nicht mehr hören) wühlte und hooktechnisch für andere eingängigeres Material kreiert hat, kommt dann noch hinzu.

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Fazit: Neues Album, fast die alte Leier. Eko Fresh ist sich seiner künstlerischen Ausrichtung immer noch unschlüssig, der Wunsch nach Pop-Fame der Marke Sido groß, aber so richtig wollen alle seine Pop-Versuche nicht funktionieren. „König von Deutschland“ wird nichts an dieser Lage ändern. Ein Album, das die verschiedenen Identitäten von Eko bündelt, aber als Potpourri nicht zu gefallen  weiß. Vielleicht kann er ja auf „Hart(z) IV II“ mehr überzeugen. Das kommt bestimmt bald.

1 von 5 Ananas

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