Zeichen setzen mit Zeichensätzen. Mag Rap, Reisen und gutes Essen.
Ein gigantischer Kronleuchter hängt von der Barockdecke und roter Brokat schmiegt sich an die mehrere Meter hohen Wände. Die Rote Bar im Volkstheater ist ohne Zweifel ein besonderer Ort für eine HipHop-Party. Mit Eloquent und Hulk Hodn scheint der Veranstalter würdige Protagonisten gefunden zu haben, um sechs Jahre Step Forward zu feiern.
Als nach Clefcos smoothem Set Eloquent pünktlich (auch nicht alltäglich!) und ohne große Einleitungsworte die Bühne betritt, scheinen nicht alle Gekommenen zu begreifen, dass es bereits losgeht. Dies mag den fotoscheuen Wiesbadener umso sympathischer machen, offenbart aber dennoch ein Stimmungsdefizit zu Beginn. Dennoch legt der Mann aus dem Hause Sichtexot intensiv los und macht das, was er am besten kann: kompromisslosen dopen „Rap über Rap“, über Beats, welche die Bezeichnung jazzig auch verdienen. „Soll ich ein Acapella kicken?„, fragt Eloquent öfters zwischen den Tracks wie „Schüler bleiben“, „Imagesäge“ oder „Jazz Auf Gleich“ . An der Seite von Back-up Pano Rama und dem zweiten Hauptdarsteller des Abends, Hulk Hodn „an den ones and twos“, wird eine Werkschau des Output-Giganten geboten, in die sich neben einigen Tracks vom gemeinsamen Album sogar ein wenig unveröffentlichtes Material verirrt. Zu kritisieren gibt es da eigentlich nur die erschütternd schwache Akustik in der „jiggiesten Location“, in der sie je gespielt haben. Der Ursprung des Soundproblems liegt wohl auch an der wenig vorteilhaften Architektur des Raumes. Dadurch jedenfalls fällt die Atmosphäre in der Crowd stellenweise eher enttäuschend aus. Dennoch gelingt es Eloquent, ebenjene im Laufe des Auftritts mehr und mehr einzubinden und für überwiegend zufriedene Gesichter zu sorgen.
Im Anschluss darf sich das Publikum über eine zweistündige One-Man-Show von Entbs-Aushängeschild Hulk Hodn freuen – in der, für manche überraschend, nicht HipHop sondern vielmehr Jazz, Funk und Soul die Hauptrollen spielen. Die Menschen in der immer noch gut gefüllten Rote Bar drücken ihre Zufriedenheit mit Tanzlust aus, diese leert sich am Ende eines vielseitigen Sets allerdings überraschend schnell und hinterlässt ein kleines Grüppchen von chronischen Langbleibern.
Fazit: Die starken Leistungen der – mit Freude erwarteten – Vertreter der deutschen Rap-Avantgarde werden leider von Raum und Anlage geschwächt, was für den Großteil der Fans allerdings nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben dürfte. Eloquent beweist, dass doper Rap ausreichen kann, um eine Crowd zu catchen – kein Schnickschnack und keine großen Reden. Auch von der Location zeigt er sich beeindruckt: „Ab heute spiele ich nur noch, wenn ein Kronleuchter am Start ist„, scherzt er am Ende des Konzerts. Und Hulk Hodn? Der unterstreicht, warum er trotz ziemlich regelmäßigen Wien-Besuchen nach wie vor ein Publikumsmagnet ist und bleibt. Alles in allem ein guter Abend in einer sehr coolen aber vielleicht sub-optimalen Location. Auf einen Besuch der gesamten Sichtexot-Crew im April darf man sich freuen. Auf den Rest der Step-Forward-Geburtstagsevents mit u. a. Ernst Palicek und FloFilz ganz sicher auch.
Ein Interview mit Eloquent folgt in Kürze auf themessagemagazine.at
Text: Emil Delivuk // Fotos: Niko Havranek
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