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FloFilz is this oldschool based jazz sampling guy

FloFilz is this oldschool based jazz sampling guy

Nedim Husicic
Nedim Husicic

Gerade erst in Wien per Flieger angekommen, schneit FloFilz mit kleiner Gefolgschaft in das noch verlassene Celeste bei der Wienzeile. Sein Gepäck, das besteht aus Laptop und SP 404. Es ist zehn. Die Stimmung hängt noch etwas schief – um elf sollte es losgehen. Etwa um eins wird er an der Reihe sein. Nach unserem Interview huscht sein Blick leicht skeptisch, aber völlig sorglos in den Raum, in dem er rund zwei Stunden spielen wird. „Man hat mir gesagt, dass es eh erst später voll wird!“ Und wird Recht behalten. Gekonnt lässt er die Grenzen zwischen HipHop und Jazz verschwimmen und heizt der Menge im mittlerweile randvollen Celeste ordentlich ein. Genau wie uns sein neues Album, mit achtzehn feinfühlig gebastelten, lauschigen Tracks mit Sicherheit über den kalten Wiener Winter bringen wird. 

Interview: Michael Reinhard

TM: Noch vor einem gutem einem Jahr wurden deine Lieder zwar schon häufig gespielt, doch kaum jemand kannte den Musiker dahinter. Wundert es dich, wie schnell jetzt alles ging?
FloFilz:
Ja klar, ich glaube, das habe ich selbst immer noch nicht ganz realisiert – zwei Jahre ist eine kurze Zeitspanne. Wenn man hört, wie lange andere Produzenten schon dabei sind, fühle ich mich auch immer noch mehr als Neuling, der noch nicht wirklich was zu sagen hat. Dass sich alles so schnell entwickelt, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.

Du bist in einem sehr musikalischen Umfeld aufgewachsen …
Ich bin mit Musik aufgewachsen. Meine Eltern sind auch beide Musiker. Es wurde mir quasi schon in die Wiege gelegt. Ich habe schon immer Musik gemacht und sie war immer Bestandteil meines Lebens. Seit ich vier bin, spiele ich Geige, studiere mittlerweile Musik (Hauptfach Geige). Mit den Beats und HipHop habe ich erst vor 2 bis 3 Jahren die ersten Schritte gemacht.

Inwieweit beeinflusst dich deine musikalische Ausbildung bei deinem jetzigen Zugang zu Musik? Gibt es Überschneidungen?
Im Endeffekt macht sie vielleicht gar nicht mal so viel aus. Ich mach mir jetzt keine theoretischen Gedanken, wenn ich einen Beat bastle. Ich arbeite hauptsächlich mit Samples, da muss man einfach ein gewisses Gehör dafür entwickeln, dass alles passt – mehr instinktiv, so wie es sich für einen gut anhört.

Dein neues Album „Metronom“ ist über das Label Melting Pot Music erschienen. Wie ist es dort zu arbeiten?
Der Schritt zu MPM hat nochmal einen Schub nach vorne gegeben. Dort sind nochmal viele neue Connections mit ins Spiel gekommen. Und natürlich ein super Label, das viel Künstler unter Vertrag hat, die ich auch schon immer gefeiert habe – Dexter, Suff Daddy – das waren auch die Leute, die mich motiviert haben, anzufangen und selbst was zu basteln. Es läuft dort einfach alles auf einer freundschaftlichen Ebene ab. Immer herrscht eine entspannte, herzliche, ziemlich familiäre Atmosphäre.

Du äußerste den Wunsch nach einem Projekt mit professionellen Jazzmusikern. Wie würde das Projekt aussehen und welche Rolle würde dir dabei zukommen?
Bis jetzt ist es noch eine Idee – ich habe einen Kumpel, der in einem Jazzquartett Klavier, zusammen mit einem Saxophonisten und Drummer spielt. Alles super Leute. Da könnte ich mir auf alle Fälle mal vorstellen, etwas in die experimentellere Richtung zu machen. Dass man sich zusammen was überlegt und die Sachen einspielt – einzelne Spuren, um diese dann nochmals neu zu sampeln bzw. zu interpretieren. Wie zum Beispiel in Japan. Dort gibt es oft Sessions, wo ein Jazztrio spielt, das Ganze live aufgenommen und danach direkt von fünf Produzenten gesampelt wird. Alles an einem Abend. Dazu gibt es dann ein Album mit Originaltrack und den Beats.

Wie bist du an deine Collabos gekommen? Slowy meinte in einen Interview, du musstest erst ein wenig Überzeugungsarbeit leisten?
(lacht) Das hat er vielleicht ein bisschen übertrieben dargestellt. Er ist ein guter Kumpel von mir. Ich habe ihm damals einfach ein paar Beats von mir rübergeschickt und gefragt, ob er mal Bock hätte, was zu machen. Aber er ist mehr so der Typ, der sich erst einmal auf persönlicher Ebene treffen will, was ja auch immer schöner ist, da man weiß, mit wem man es zu tun hat.

Als ich mit dem Orchester unterwegs war und in Hamburg gespielt habe, trafen wir uns und haben ein bisschen geschnackt. Total sympathischer Typ und nach dem Treffen ging es dann erst so richtig los. Ich habe ihm die Beats geschickt und er hat auch recht schnell was drauf geschrieben und aufgenommen. Das Album war dann schon in einem Monat aufgenommen und im Kasten.

Wie schwer ist es zu Beginn, in der Rap & Beat Szene Anschluss zu finden?
Naja, relativ. Am Anfang hat dieser Youtube-Channel „majestic“ mal was von mir hochgeladen und ich hab ihm auch mal meine Seite geschickt – er soll die Sachen mal abchecken. Von da kam viel Zuwachs, nebenbei habe ich meine Sachen über Soundcloud rausgehauen. Dadurch ist alles so ins Rollen gekommen und eben auch Connections zustande gekommen. Es war ein Prozess und es hat sich dann letztendlich alles so ergeben.

Robert Winter war so begeistert von deiner Platte, dass er gleich eine gemeinsame Reise nach Paris vorschlug, um ein Booklet für dein Albumcover zu gestalten.
Es fing eigentlich damit an, dass man sich an verschiedenen Anlässen persönlich kennen gelernt hat und ich den Robert einfach mal nur nach Künstlerfotos gefragt habe. Dadurch ist alles ins Rollen gekommen. Ich habe ihm die Rohversion gezeigt und er meinte sofort, er hätte vom Sound Paris im Kopf. Das hat sich dann tatsächlich so ergeben. Wir sind mit einem Auto zusammen hingefahren und sind einfach auf gut Glück durch die Stadt gezogen. Robert hat viele Fotos gemacht – nachts sind wir nochmal los, um für die Videos Material zu sammeln. Es war auf jeden Fall eine schöne Zeit.

Du fotografierst ja selbst gerne.
Ja, das ist auch eine Leidenschaft, ein Hobby von mir. Eine Auszeit, weil man sich nicht auf Musik konzentrieren muss, sondern auch mal irgendetwas Ruhiges macht. Komplett ohne Musik Eindrücke, Stimmungen, Atmosphären anders einfangen.

Du hast einen MPC 2000 und SP 404, doch arbeitest meist am PC. Mit welchem Programm?
Ich mache eigentlich alles mit Fruity Loops. Da habe ich mit angefangen und bin auch dabei geblieben. Es hat ja immer einen recht schlechten Ruf (lacht), aber im Endeffekt zählt, was dabei herauskommt und wie man damit zurechtkommt. Ich hab auch andere Programme ausprobiert, aber bin damit nie so wirklich klargekommen.

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Wie setzt du deine Lieder live um?
Bei Live Sets mache ich das mit der SP 404, wegen der Effekte. Die Beats teile ich dabei in Spuren auf, oder lege auch mal einzelne Drums oder einfach einen ganzen Beat auf ein Pad und mache dann dazu die Übergänge. Ist auf alle Fälle recht praktisch, auch wenn man unterwegs ist. Man hat nicht so viele Sachen, die man mit sich rumschleppen muss. Aber ich hätte auf alle Fälle auch mal Bock, mehr live zu machen. Zum Beispiel mit Synthesizer zu experimentieren. Aber die Vorbereitungen würden leider sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Lukas Kauer
Lukas Kauer

Was bringt für dich das Jahr 2015?
Konkret ist noch nichts geplant. Ich mache erst mal für ein halbes Jahr ein Praktikum beim Orchester in Köln. Das wird relativ viel Zeit in Anspruch nehmen und dabei wird das Beatding wohl auch etwas kürzer kommen – bis jetzt war es eher umgekehrt. Aber ich werde immer weiter basteln und versuchen, auch Liveauftritte zusammenzubekommen.

Du trennst die zwei Arbeitsweisen bewusst?
Naja, Jazz Violine hätte ich schon auch mal Lust darauf – habe ich auch schon mal probiert. Aber jetzt so über Beats mit der Geige spielen, ist nicht so meins. Klingt auch alles immer ein wenig cheesy. (lacht) Bei Beats hab ich lieber Klavier oder Bass. Streicher Samples mag ich gar nicht so gerne.

Gibt es jemanden, mit dem du in Zukunft gerne noch zusammenarbeiten würdest?
Wünsche hat man natürlich immer, aber ob die dann auch realisierbar sind. Mit Blu gibt’s schon einen Track, geplant ist noch eine EP zu machen, dazu vielleicht noch 1-2 Remixe. Mit Rejjie Snow hatte ich auch Kontakt. Bei den MCs dauert das leider öfter mal ein bisschen, bis sie in die Pötte kommen (lacht) – aber die haben ja auch alle viel um die Ohren. Ansonsten habe ich bei einem Auftritt in England MCs kennen gelernt, die sich Mouse Outfit nennen. Mit denen war ich auch direkt im Studio und habe was aufgenommen. Da ist auch noch mehr geplant.

Gibt es Kontakte zur Beatszene in L.A.?
Nein, das jetzt nicht unbedingt, aber ich hätte auf alle Fälle Bock, in dieser Ecke mal was zu machen. Würde mich freuen, wenn sich da was ergeben würde. Habe auch überlegt, einfach mal für einen Monat nach L.A. zu gehen und zu gucken, ob man Auftritte bekommt. Aber sich so frei zu machen ist auch nicht immer leicht. Mal sehen, was sich so ergibt.

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