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„Wir haben das Herz am rechten Fleck“ // Estikay Live

„Wir haben das Herz am rechten Fleck“ // Estikay Live

 

Fotos: Torben Schweighöfer

Nach Tourdates in Deutschland und der Schweiz kommt Estikay zum allerersten Österreich-Konzert nach Wien in die „Grelle Forelle“. Die erste EP „Genau hier“ brachte der gebürtige Hamburger 2015 raus, 2016 wurde er von Sido entdeckt und beim Label Goldzweig unter Vertrag genommen. Auf Estikays Debütalbum „Auf entspannt“ gibt es neben Sido und Adesse („Die Jungs dabei“) auch etwas von Taimo zu hören, der Esti auf der „24/7“ Tour unterstützt.

Die „Forelle“ ist erst spärlich gefüllt, als Taimo die Bühne betritt. Das hält ihn und seinen Back-Up-MC aber nicht davon ab, dem anwesenden Publikum ordentlich einzuheizen. Nicht schwierig, bei den Temperaturen, die drinnen herrschen. Unterlegt mit entspannten BoomBap-Beats, rappt der „Junge von der Straße“ über „Cash, Weed, Pussys und Beats“ und trifft damit den Geschmack des Publikums. Er hat sichtlich Spaß und das steckt an! Die Hände der Fanbase bleiben unter anderem während „Frag nach“, „Von unten nach oben“ und „Ausschlafen“ ständig oben, bis der sympathischer Rapper sich mit „Macht mal Applaus für euch selber“ von der Bühne verabschiedet.

Nicht lange lässt Estikay auf sich warten. Eben nur so lange, bis die Halle ein wenig voller aussieht und DJ Vito mit deftigem Bass die Hände nach oben gehen lässt. Schon vor dem ersten Track ist klar: Hier sind Showmaster am Werk. Mit „Gläser hoch“ legt Estikay die Latte für die Stimmung gleich richtig hoch. Mit vier Hype-generierenden Tracks „zum Warmmachen“ („Mac & Cheese“, „Drecksau“, „Die Jungs Dabei“ und „Süße 18“) zu Beginn trifft er ins Schwarze. Ganz locker quatscht er mit der ebenfalls schweißgebadeten Crowd und heißt sie herzlich Willkommen in seinem Wohnzimmer, der Bühne. Auf der Couch wird dann kurz ein Päuschen mit Farid, Estikays Brudi und stimmlicher Unterstützung, eingelegt. Die „Grelle Forelle“ ist gefüllt mit einem sorgenfreien Gute-Laune-Vibe, zu einem kleinen Teil wohl auf die herumwandernden Öfen, zum größeren Teil auf die charismatische Bühnenpräsenz aller Beteiligten beruhend. „Was geht da hinten auf dem Sofa Brudi, alles knusprig?“, bezieht der Hansestadt-Sohn auch die hinteren Reihen mit ein, wenn die Party mit „Gebrochenes Deutsch“, „24/7“ und „Ja man“ weitergeht. DJ Vito weiß, wie man Pausen spannend überbrückt. Deswegen gibt es keine, wenn zum Höhepunkt des Abends die ganz neue Single „Blueberry Boyz“ gespielt wird. Tourplanung on Point!

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Nach einer Stunde Vollgas muss sich Estikay auch einmal auf die Couch setzen, einen Blunt anzünden und nachfragen, ob überhaupt jemand Bock auf die „alten“ Tracks hätte („Auf entspannt“, „Genau hier“, „Egal was du machst“). Zu „Wieder mal Freitag“ dürfen ein paar Girls Estikay das Tanzen beibringen, dann gibt’s ein Geburtstagsständchen für Farid. Zu „Eines Tages“ erlischt das Bühnenlicht und ein Meer an Feuerzeuglichtern geht auf. Wie schon gesagt, Estikay ist eine People-Person und so reicht es nicht, dass die meisten Leute sowieso schon mitrappen. Estikay ist außerdem Charmeur, und da er gehört hätte, „die Leute in Wien sind ein bisschen intelligenter als anderswo“, wird jetzt Multitasking gefordert. In die Hocke, Kreis bilden und Hook mitrappen? Easy. Bei „Kipp den Hennessy“ steigen die Temperaturen erneut, bis Esti sich mit „Samstag Nacht“ und ein bisschen Bootyshaken verabschieden will. Schafft er aber nicht, denn wie schon nach den letzten paar Redepäuschen zugegeben: „Ich will einfach noch nicht gehen“. Ohne Shirt, dafür mit Entourage und Fans auf der Bühne, gibt es nochmal „Blueberry Boyz“ und den Publikumswunsch „Miami nach Paris“ sogar zweimal, das zweite Mal dann mit dem richtigen Beat. Nach einer fast zweistündigen, schweißtreibenden Show und Autogrammstunde am Merch-Stand verlassen Publikum und Künstler die „Grelle Forelle“ mit gewärmten Herzen.

Fazit: Eine stimmlich sehr souveräne Performance trifft auf erfahrenen DJ und chillige Crew. Estikay und Entourage machen Party auf der Bühne und das „down to earth“. Die Texte über Drogen, Mädels und die Jungs sind lyrisch keine Besonderheiten, Estikay besticht aber durch astreine Technik und den Spaß, den er mit der Crowd teilt!

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