Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
London konnte sich in den vergangenen Jahren als Brutstätte zahlreicher talentierter Modern-Jazz-Artists etablieren. Die dortige Szene floriert dermaßen, dass mittlerweile wahlweise von einer „British Jazz Explosion“ oder „British Jazz Invasion“ die Rede ist, die zunehmend über den Atlantik schwappt und Hotspots in den USA erreicht. Zu den spannendsten Vertretern dieser Generation zählen Ezra Collective, die traditionelle Jazz-Virtuosität verstärkt mit Afrobeat, Reggae- und HipHop-Einflüssen verknüpfen und mit diesem Rezept für herrliche, tanzbare Grooves sorgen. Im Rahmen ihrer Europa-Tour war die Band am Sonntagabend erstmals live in Wien zu sehen – im kleinen, dafür solide gefüllten B72.
Im Vorhinein waren die Erwartungen an das Ezra Collecive hoch. Einerseits, weil das Quintett mit „Chapter 7“ und „Juan Pablo: The Philosopher“ in den vergangenen Jahren zwei exquisite EPs veröffentlichte. Aber auch, weil die Südlondoner für exzellente Live-Shows bekannt sind. Nicht umsonst entschieden sie bei den diesjährigen Jazz FM Awards gleich zwei Kategorien für sich: „UK Jazz Act of the Year“ sowie „Live Experience of the Year“. Doch können die fünf Instrumentalisten diesen Vorschusslorbeeren auch im Gürtellokal gerecht werden? Hier treten zunächst ihre Wiener Kollegen Killah Tofu auf, die mit experimentellen Jazz-Klängen den idealen Support-Act darstellen. Das Trio stimmt unter anderem mit Auszügen des 2017 erschienenen Debütalbums „Do the Pump“ ein.
Das Ezra Collective versprüht daraufhin – trotz der begrenzten Bewegungsfreiheit auf der Mini-Bühne – von Beginn an ein hohes Maß an Energie und Spielfreude. Der Funke springt bereits mit dem Opening-Track „The Philosopher“ aufs Wiener Publikum über, das sich zum Wochenendausklang tanzfreudig zeigt. Bei den für B72-Verhältnisse sauber aus den Boxen dröhnenden Klängen geht es ohnehin kaum anders – „Juan Pablo“, das von Duke Ellington inspirierte „Enter The Jungle“ oder die Sun-Ra-Hommage „Space is the Place“ stellen nur ein paar der Highlights dar. Dass die einzelnen Instrumentalisten ihr jeweiliges Handwerk überaus gut verstehen, zeigen die quer über den Auftritt verteilten Soli.
Als Herzstück der Band kristallisiert sich dabei der Schlagzeuger Femi Koleoso heraus, der rasant und dennoch mit viel Feingefühl mit seinen Sticks hantiert und regelmäßige Wechsel des Tempos forciert. Während sich seine Kollegen Mini-Verschnaufpausen gönnen, fungiert er als Wort- und Schmähführer, versprüht dabei positive Energie und ehrt Jazz-Idole. Kein Wunder, dass der auch für Jorja Smith, Pharoahe Monch und Nubya Garcia aktive Arsenal-Fan bereits nach wenigen Minuten vollgeschwitzt ist. Kritik gefällig? Dass sein Bruder, der Bassist TJ Koleoso, im PSG-Trikot spielt, erscheint weit weniger einleuchtend.
Nach gut einer Stunde endet das Konzert bei bester Stimmungslage. Big up an Nova Jazz & Blues Nights für das Booking! Wenn sich die Qualitäten der Band hierzulande mehr herumgesprochen haben, sollte einem weiteren Wien-Auftritt der Londoner vor einer größeren Crowd – etwa im Porgy & Bess – nichts mehr im Weg stehen.
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