Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Nach einigen Jahren Abstinenz ist Hiob wieder einmal zu Gast in Wien. Mit dem Ende 2018 erschienenen Album „Abgesänge“ im Gepäck bespielt das Berliner Rap-Urgestein die Fluc Wanne. Unterstützung kommt von DJ V.Raeter (sein Ecke-Prenz-Partner Breaque musste leider krank absagen) und Backup Fu!, als Voract stimmt Lokalmatador HipHop Joshy ein.
Während sich die Location langsam füllt, spielt der Heiße-Luft-CEO vor allem Tracks aus seinem aktuellen Mixtape „Wenn ich ein Auto wär, wär ich ein kaputtes Auto“ – es geht also vor allem ums Fressen, um HipHop und einen selbstironischen Blick auf seinen leichtfüßigen Lebensstil. Bei seinem Auftritt präsentiert sich Joshy von seiner besten Seite. Er spittet sauber und verständlich durch und zeigt dabei eine starke Bühnenpräsenz. Unterstützung an den Decks liefert diesmal sein Hausproduzent food for thought aka Makz Stanley.
Der extrem basslastige Sound ist den Boombap-Beats dienlich, sorgt aber auch für ziemliches Rumpeln. Das Gedröhne zieht sich bis zum eingespielten Intro von Hiobs „Abgesänge“, dessen Text dadurch akustisch kaum verständlich ist. Alles halb so wild – denn ab dem Zeitpunkt, an dem Hiob die Bühne betritt, kann er auf einen glasklaren, perfekt abgestimmten Sound setzen. Besonders die neuen Tracks kommen den Albumversionen ungewöhnlich nahe. Das liegt auch an den hohen Live-Qualitäten Hiobs, die sich von Beginn an manifestieren.
Diese zeigen sich vor allem an seiner charakteristischen Stimme, dem markanten Flow und einer energiegeladenen Performance, wenngleich die Stimme im Laufe des Konzerts merkbar angeschlagener wurde. Sein Set ist eine bunte Mischung aus „Abgesänge“ und älteren Tracks, die teils Mashup-artig zusammengelegt wurden. Backup Fu! rappt bei Featuretracks teils eigene Parts, diese können jedoch meist die „eigentlichen“ Parts von Morlockk Dilemma, Yassin und Co nicht ganz wettmachen und so bleibt nicht viel davon hängen. Anders ist es, wenn „Take The Hood Back“-Chöre auf „99 Karees“ einstimmen. Laut Hiob sei in alle den Jahren noch nie jemand draufgekommen, wo dieser Cut herkommt. Daran änderte auch sein Hinweis, dass der New Yorker Rapper Shabazz the Disciple involviert sei, wenig. Wer es weiß, wird nach dem Konzert mit einer Gratis-Platte belohnt– ob das Mysterium diesmal gelöst wurde, ist unbekannt. Im Anschluss an das Konzert folgt ein DJ-Set von V.Raeter, das den Fluc-Besuchern noch einen langen Abend garantiert.
Fazit: Hiob, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich im Duo mit Morlockk Dilemma Alben veröffentlichte, stellte mit dem Release von „Abgesänge“ erneut unter Beweis, dass er auch als Solokünstler einiges zu bieten hat. Bei seinem energiegeladenen Auftritt in der Fluc Wanne wurde er auch seinen Ruf als begnadeten Live-MC gerecht. Wenn Hiob am Praterstern den „Nettelbeckplatz-Blues“ anstimmt, lässt sich durchaus eine Parallele zu seinem Weddinger Habitat ziehen, zumal beide Verkehrsknotenpunkte traditionell als soziale Brennpunkte verschrien sind. Dass der Track bei der Zugabe ein zweites Mal gespielt wurde, ist ein winziger Schönheitsfehler an einem Konzertabend, der zu den gelungensten des laufenden Jahres zählt.
Text: Simon Nowak & Simon Huber
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