Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Hier auf der Donauinsel ist Hunney Pimp oft unterwegs, meistens mit Gitarre wie heute, damit sie auch gleich jammen kann, wenn sie befreundeten Musikern begegnet. Die 27-Jährige ist vor einigen Jahren nach Wien gekommen, um hier Englisch zu studieren, geblieben ist ein 40-Stunden-Job: das Musikmachen. Dabei möchte sie sich nicht in ein Genre einordnen. „Ich bin weder Rapperin noch Sängerin, ich mach‘ einfach irgendwas“, sagt Hunney Pimp, die in einem kleinen Dorf in der Nähe von Braunau bei der deutschen Grenze aufgewachsen ist. Mit HipHop in Berührung gekommen ist sie über ihre zehn Jahre ältere Schwester, die viel Eminem gehört hat und für Hunney Pimp „obercool“ war. Über D12, Wu-Tang Clan und Tupac ist die Oberösterreicherin tiefer in den Rapkosmos eingetaucht, war später mit dem Hanuschplatz-Umfeld viel bei Salzburger Freestylejams unterwegs. „Aber da ich war nie ein aktiver Part, ich hab HipHop immer nur so zugeschaut“, sagt sie retrospektiv. Dennoch hat sie vor rund zehn Jahren begonnen, zuhause bei einem Freund ihre ersten Songs aufzunehmen – was eine Tortur für sie gewesen sei, weil sie sich schüchtern zurückhaltend nicht sofort getraut hätte. In Wien angekommen, singt sie in einer Jazzband, was ihr aufgezeigt hat, wie professionelle Musiker ihren künstlerischen Alltag gestalten. „Das war voll die interessante Erfahrung, weil ich hab‘ nix gelernt von dem, was ich mach‘ und die studieren das alle“, fasst sie zusammen. Gesungen hat Hunney Pimp damals noch auf Englisch und hatte eine richtige Liste abzuarbeiten, weil ihre Freunde ihren Gesang so toll fanden und sich immer wieder Lieder von ihr gewünscht haben. Weil das auf Dauer aber ermüdend war, hat sie sich entschlossen, sich ab sofort Madda Rah zu nennen und im oberösterreichischen Dialekt auf Boombap-Beats zu rappen. Zu hören gibt es davon nur noch eine Nummer, alle anderen Tracks hat Hunney Pimp gelöscht, weil sie deren Qualität heute so „schirch“ und „nicht hörbar“ findet. Den Anspruch für ihre Musik legt die Sängerin und Rapperin hoch. „Ich bin sehr perfektionistisch, mache alles kontrolliert, es ist sicher ein bissi anstrengend, mit mir zusammenzuarbeiten“, sagt sie grinsend. Als Madda Rah sei sie extrem genau gewesen, was Reime, Lyrik und Takt angeht, jetzt als Hunney Pimp müsse nur noch das Feeling passen und die Stimme sauber klingen. Weil die Künstlerin keinen Schemen mehr folgen und einfach auch mal „Lalala“ singen wollte, hat sie begonnen, ihr Alter Ego Hunney Pimp aufzubauen. „Bei ,Zum Mond‘ hab‘ ich den ersten auf YouTube gefundenen Beat genommen und drauf recordet, ohne Regeln.“ Ein Befreiungsschlag aus dem engen Regelkonstrukt der Boombap-Schiene. Es gibt aber noch einen weiteren ausschlaggebenden Grund, warum sie mit der Rapkünstlerin Madda Rah gebrochen hat. „Es ist ultraanstrengend, als Frau Rap zu machen. Du wirst hundert Mal anders bewertet und durchleuchtet. Ich dachte mir, der Scheiß zaht mich nicht mehr, ich mach jetzt was anderes.“ Generell bemängelt sie, dass man als Mädchen gar nicht erst dahingehend sozialisiert wird, die eigene Meinung kundzutun. „Wenn du den Mund aufmachst, bist du eine Diva und zickig. Das gilt es zu ändern. So viele Männer meinten schon, ich sei wie ein Typ, weil ich zu sagen versuche, was ich mir denk. Ultraanstrengend.“ Dabei sieht sich die Wahlwienerin nicht als „Frau-Frau“, sondern eher als „Bua“, wie sie selbst meint. In ihren Videos zeigt sie sich bewusst ungeschminkt in übergroßem T-Shirt. „Ich will nicht immer so megahübsch rüberkommen, das ist nicht mein Anspruch. Je schöner man sich macht, desto schwieriger ist es für die, die erst zwölf sind, später einmal“, erklärt sie. Dass sie dafür Hasskommentare in der oft boshaften Online-Welt abbekommt, stört sie nicht. Ganz im Gegenteil. „Hasskommentare machen mich voll glücklich. Die haben irgendwas in mir befriedigt, lassen mich aufatmen, ich muss nicht von jedem gemocht werden“, führt sie weiter aus. Gerade bei Frauen im HipHop werden Aussehen und Können zerlegt, meint Hunney Pimp. Aber sie brauche nicht jedem Dude, der sie zum Rappen auffordert, beweisen, was sie kann. Lieber verliert sich die Musikerin in den Weiten ihres mystischen Laid-Back-Raps mit einprägsamen Hooks. Sie brauche eine Fantasiewelt, die sie sich selber erschafft, eine Welt, wo sie sich erfinden kann. Auch das Jammen setzt sie in eine Art Trance. „Wenn wir Rapsachen aufnehmen, ist das schon nice, aber einfach nur Gitarre spielen und singen ist sehr meditativ“, sagt sie. Fürs Musikmachen sei sie da, was anderes könne sie nicht machen. Finanzielle Einbußen nimmt Hunney Pimp dafür in Kauf. „Ich leb‘ an der Grenze, möchte nur halbwegs durchkommen. Ich kann mir auch ein Leben als Straßenmusikantin vorstellen. Oder ich mal Bilder und verkauf sie“, sagt die Künstlerin lächelnd. Dafür zieht sie jedes halbe Jahr von WG-Zimmer zu WG-Zimmer, auch mit 20 weiteren Personen hat sie schon gewohnt. „Bissi ermüdend, das viele Umziehen, aber ich brauch‘ Abwechslung und Action. Wie Landschulwoche extended war das„, sagt sie. Für ihr kommendes Album „Schmetterlinge“, das im Herbst erscheinen wird, hat sie neben dem schwedischen Produzenten p.E., dem US-amerikanischen Produzenten Sycho Gast, dem Deutschen Buskapé sowie dem Salzburger mr. käfer auch selbst zwei Beats beigesteuert, der Großteil der Soundunterlage stammt aber von ihrem langjährigem Wegbegleiter Melonoid. Thematisch sei auf ihrem Debütalbum alles sehr ähnlich, musikalisch dafür sehr abwechslungsreich. Straighter Rap trifft auf Cloudrap und auch schlagerangehauchte Tracks. „Vielleicht mach‘ ich auch mal ein reines Akustik-Album, ich will alles ausprobieren und mich nicht an einem Genre festhalten“, meint sie. Wie sie ihr Album „Schmetterlinge“ dennoch mit einem Satz beschreiben würde? „Es geht um eine Motte, die sich als Schmetterling fühlt und in der Nacht herumschwirrt, von Situation zu Gefühl und Situation zu Gefühl.“ Für diese gefühlvollen Momente, welche die Alltagsprobleme aufarbeiten, ist sie ja bekannt.
The-Message-Videopremiere:
Bevor im Herbst ihr Debütalbum „Schmetterlinge“ erscheint, zeigt Hunney Pimp mit „I lächel“ noch mit Messer im Hauseingang wartend, was sie von den ach so harten Typen hält, die in Wirklichkeit doch verletzlich sind. Live zu hören ist sie im Rahmen des Popfests am 29. Juli im Club Roxy gemeinsam mit Femme DMC, Big J und T-Ser.
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.
Starke Frau und ganz eigener Stil! Weiter so!