"The hardest thing to do is something that is close…
Wer sich für diese gegenwärtig medial äußerst präsente, zugleich irritierend wirkende Sprache, deren bekannteste Ausformungen in der Verwendung von „1“ statt einer/eins/eines, „bims“ statt „bin es“ oder in der Phrase „vong her“ liegen, verantwortlich zeigt, ist nicht dokumentiert. Nur die zentrale Rolle des Kurznachrichtendienstes Twitter gilt als gesichert, sorgten Entertainer wie Money Boy oder Paul Rippé dort für die rasante Verbreitung des Jargons. Zumindest die Verwendung der „1“ macht auch aus Twitterperspektive Sinn, ist sie eine Konsequenz aus der 140-Zeichen-Beschränkung. Der Rest dürfte sich mit der Zeit von alleine entwickelt haben. Dabei fiel das Feedback zum neuen Slang zunächst gar vernichtend aus, Money Boy musste beispielsweise immer wieder den Vorwurf lesen, er wäre „zu dumm anständig zu schreiben“. Vorwürfe, die ihn nicht zum Umdenken bewegen konnten. Im Gegenteil, der Wiener zog seinen Schreibstil konsequent über Jahre durch. Dass in den Vereinigten Staaten manch Rapper in Social-Media-Kanälen einen ähnlich ausgefallenen Umgang mit der Sprache pflegt, war in dieser Hinsicht für ihn nur ermutigend.
Ab ins sprachliche Out
Der kreative Umgang mit der Sprache und der totale Verzicht auf orthografische Regeln wurde in der Folge nicht nur auf Twitter, sondern auch auf diversen Imageboards und Facebook-Seiten zelebriert. Hervorstechend dabei die reichweitenstarke Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ (über 300.000 Facebook-Likes) von Willy Nachdenklich, der kürzlich erst einen Shitstorm ertragen musste (#keinApplausfürWilly), als er sich in der Presse als Erfinder von „1“, „bims“ und „vong her“ darstellte. Das Internet schlägt schließlich immer zurück, wenn sich jemand mit fremden Federn schmückt, auch wenn Willy Nachdenklich im Interview mit PULS hinsichtlich Urheberschaft zurückruderte. Die wesentlich bedeutendere Frage besteht aber darin, warum jemand auf eine sprachliche Kreation stolz ist, die schon längst ihr Ablaufdatum überschritten hat? Denn, und das ist seit vergangener Woche sicher: Wer heute noch mit „bims“ um sich wirft, kann sich zu jenen gesellen, die 2017 immer noch den „Swag“ aufdrehen wollen. Nämlich ins sprachliche Out.
Wie bei vielen anderen Begriffen wurde das Ende von „bims“ durch die Verwendung im Mainstream eingeleitet. Ein Flashback zu „Swag“ oder „Babo“, die in den Jahren zuvor aus dem HipHop-Kosmos in die mediale Mitte der Gesellschaft wanderten und es stellenweise bis in die Politik schafften. Spätestens, als 2014 ein junger CSU-Politiker mit dem Slogan „Chabos wissen wer der Babo ist“ warb, war der Begriff gänzlich seiner Unschuld beraubt. Ähnlich zuvor „Swag“, das unter Kennern der US-HipHop-Szene schon lange zuvor kursierte, aber in den deutschsprachigen Ländern erst durch Money Boy richtig ankam. Nachdem infolge von „Dreh den Swag auf“ für einige Monate alles, was vorher als „cool“ galt, plötzlich „swaggy“ war, kommt der Begriff 2017 glücklicherweise keinem Menschen mehr über die Lippen. Nach einer kommerziellen Ausschlachtung (Swag-Kappen!) und einer sprachwissenschaftlichen Auseinandersetzung war an einem gewissen Zeitpunkt eindeutig genug „Swag“ verbreitet worden. Man konnte es einfach nicht mehr hören. Umso anachronistisch wirkt es dann, wenn Das Erste im Rahmen eines YouTuber-Tatorts einem Protagonisten kürzlich wieder vom „Swag“ schwafeln ließ.
„I bims der Sommer“ – bitte nicht
Ein ähnliches Schicksal trifft jetzt „bims“. Nachdem die Werbeindustrie die Twitter-Sprache bereits benutzte (für seriöse Unternehmen, die sich damit einen jugendlichen Anstrich geben wollten), diverse Zeitungen, angefangen bei großen deutschen Blättern wie der FAZ oder Welt über das Phänomen berichteten, die Wiener Stadtzeitung Falter diese Woche gar mit „I bims der Sommer“ auf dem Cover (!) titelte und sich nun auch der Duden damit beschäftigt („Man muss immer auf korrekte Rechtschreibung 8ten. Vong Grammatik her“), ist endgültig der Punkt erreicht, an dem festgehalten werden muss: Die Zeit von „bims“ und Konsorten ist vorbei. Denn „bims“ ist jetzt im Mainstream, mit „bims“ lässt sich kein engstirniger Verfechter der Beibehaltung von Rechtschreibregeln in Social-Media-Kanälen provozieren (worin auch eine Grundintention zur Kreation dieser Wortkrümel bestand). „Bims“ verlor an seinem spannenden Gehalt, ist öde geworden, wirkt peinlich und steht nun einer Reihe mit „Swag“ und „Babo“. Aber kein Grund für Trauer, denn die Netzgemeinde werkt unermüdlich an einem Nachfolger, damit das ganze Spiel wieder von Neuem beginnen kann. Berufsjugendliche werden sich also auch in Zukunft an für sie neuen, ausgefallenen, in der Szene aber bereits ausgelutschten Begriffen erfreuen dürfen, um damit allen auf die Nerven zu gehen. Keine Sorge.
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i know the true origin 🙂
Auch dem Anachronismus kommt der Komparativ sehr gelegen