Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
An einem der letzten sonnigen Sommernachmittage im August treffen wir den Fünfhauser Joshi Mizu in der schönen Josefstadt. Durch die großen Fenster wird der warme Innenbereich des Florianihofs mit Licht geflutet, bis auf ein paar wenige sitzen die meisten Gäste im Schanigarten. „Ich liebe Wien“, gesteht ein gut gelaunter Joshi Mizu und erzählt von seinen sommerlichen Bootsfahrten auf der Alten Donau. Trotzdem verbringt er gerade viel Zeit in Berlin, ist er doch bei RAF Camoras Label Indipendenza unter Vertrag und gerade in der heißen Promophase für sein kommendes Album „MDMA“, welches am 19. September erscheint. Stress ist ihm dennoch keiner anzumerken. Komplett entspannt berichtet Joshi Mizu über seine Freestyle-Anfänge, seinen damaligen Job im Kasino und seine Vorliebe für asiatische Musik, bevor er erklärt, warum er H.C. Strache als Fuchs einschätzt und FPÖ-Wählern Naivität vorwirft. Außerdem spricht er die Heuchelei an, die sich aus den Ö3-Chefetagen ausbreitet und fragt sich, ob die Radiomacher ihn eigentlich verarschen wollen.
Interview: Julia Gschmeidler
Fotos: Alexander Gotter
TM: Du hast erzählt, dass du über das Freestylen zum Rap gekommen bist. Bei welcher wöchentlichen Veranstaltung warst du damals?
Joshi Mizu: Das war im Atrium. (Heutiger Ost Klub, Anm.) Da hab ich begonnen, Freestyles zu machen. DJ Profile, mein damaliger DJ, hat diese Partyreihe gemacht. Ich versuch mich gerade daran zu erinnern, wie sie hieß. Da habe ich jede Woche gefreestylt. Die B72 Freestyle-Battles gab’s auch. Das muss gute zwölf Jahre her sein. Ich war 15 oder so. Meine erste Crew war die Impact-Crew, dann war ich mit Kamp MC in einer Clique, die hat sich Acrotainment genannt. Das war noch vor AGGRO. Da haben wir einen Proberaum gehabt, in dem wir uns immer getroffen haben und einfach nur zwei Plattenspieler, drei Mics gehabt haben. Dort haben wir unter der Woche gefreestylt, am Wochenende dann vor Publikum im Atrium vor 30, 40 Leuten.
Gibt es noch etwas in der Art in Wien?
Ich weiß leider nicht, wie viele Jams es zurzeit in Wien gibt. Appletree macht immer wieder was im B72. Die Weiterführung, das 2.0 davon, hab ich in Berlin bei Rap am Mittwoch gesehen. Heute hat alles System und Konzept, das gab’s früher nicht. Da hat es gereicht, wenn der DJ einen Beat aufgelegt hat, wir ein Mic bekommen haben und vor Publikum gefreestylt haben. Dann war ich bei Mixery Raw Deluxe, da gab’s früher dieses Battle im WUK (im Jahr 2001, Anm.), da bin ich Zweiter geworden. Das war ein einmaliges Ding. Ich war sehr jung und dumm. MC Rene hat das damals moderiert. Und das Witzige ist, dass dessen damaliger Partner und Manager Ronny Boldt mein heutiger Manager ist.
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„Bei Family Bizz habe ich gelernt, was Respekt ist, was Zusammenhalt ist“
Durch die Freestyle Sessions hast du dann Raf kennen gelernt?
Zuerst kam es zu Assaut Mystik, die haben auf Französisch gerappt und ich hab den deutschen Part übernommen. Dann haben wir Balkan Express kennen gelernt und mit ihnen Family Bizz gegründet.
Wie hast du die Zeit damals empfunden?
Das war eigentlich meine ganze Jugend mit Family Bizz. Ich kann jetzt nicht sagen, dass es die beste Zeit meines Lebens war, weil man dann Äpfel mit Birnen vergleicht. Diese Phase hat für mich einen gewissen Wert, aber im Gesamten sage ich, dass es schon fast die beste Zeit meines Lebens war. Ich habe gelernt was Respekt ist, was Zusammenhalt ist. Da hatte ich richtig viel Motivation und jeden Tag ein oder zwei Songs gemacht. Das hat mich, glaube ich, in das ganze Ding richtig reingelenkt und ich hab meine Leidenschaft zu Rap gefunden.
Wieso ist es eigentlich zur Auflösung von Family Bizz gekommen?
Am Anfang waren wir ein Haufen von 16 Leuten. Irgendwann meinten es ein paar ernster und paar weniger, ein harter Kern hat sich dann entwickelt. Dieser hat dann auch einen Deal bei der EMI bekommen. Wir haben dann auch ganz coole Musik gemacht, aber Raf und ich haben uns in dieser Richtung dann nicht mehr wohl gefühlt. Das ist mehr ins R’n’B gegangen als in den HipHop und das hat uns ein bisschen gestört. Wir haben eine Single und eine EP bei EMI rausgeklatscht und eine Option auf ein Album gehabt, aber dann in der Zwischenzweit Chakuza kennen gelernt. Also eigentlich kannten wir ihn immer schon von Headquarter Records, aber wir haben ihn wieder getroffen. Da meinte er, er wäre gerade in Berlin – da hatte er gerade seinen Überhype mit Bushido. Er hat uns irgendwie den Draht nach Berlin gegeben. Wir dachten uns, wir probieren es dort einfach mal und sind kurz danach nach Berlin gezogen.
Du bist dann wieder zurück nach Wien. Zu Visa Vie meintest du allerdings, wieder endgültig nach Deutschland zurückgehen zu wollen?
Ich habe gemerkt, ich kann trotzdem in Wien wohnen und mein Business in Deutschland machen, weil heutzutage ein Flug kaum noch was kostet. Es gibt alle möglichen Arten für wenig Geld zu reisen. Ich könnte mir heute etwas buchen und in zwölf Stunden dort sein. Ich bin gerade viel drüben und muss auch die Hälfte des Jahres wegen der Tour usw. dort sein. Aber ich häng irgendwie an Wien, fühl mich wohl hier und kann besser entspannen. Wenn ich hier bin, mach ich nur kreative Sachen. Wenn ich die nicht mach, entspann ich in meiner Wohnung. Im Sommer gehe ich jeden Tag Bootfahren auf die Alte Donau, Freunde treffen, kiffen. Ich kann mir vorstellen, wenn’s sein muss, werd ich auch nach Berlin ziehen. Aber solange es möglich ist, werde ich in Wien bleiben. Das hängt aber auch davon ab, wie groß alles einmal werden will. Ich liebe Wien.
In einem Interview meintest du, dass der HipHop Markt in Österreich damals sehr klein war. Hat sich da was geändert?
Also es hat sich was verändert, aber der Markt ist trotzdem klein geblieben. Es wohnen einfach acht Millionen in Österreich und wenn du dir dann ausrechnest, wie viele davon HipHop hören, ist das ein kleiner Prozentteil. Aber es hat sich auf jeden Fall verändert, dass viel mehr Leute Musik und viele österreichische Künstler auch gute Musik machen. Mundart-Rap ist auch schon länger ein Trend, Die Vamummtn laufen ja super, bis Bayern wie ich gehört habe. Ich find es hat sich auf jeden Fall weiterentwickelt, weil man auch gesehen hat, dass man auch in Deutschland Fuß fassen kann. Es gibt nur viel weniger HipHop Jams. Es hat sich trotzdem nach vor entwickelt.
Machst du noch den Host-Job bei Partys?
Hin und wieder, aber nicht so intensiv wie früher. Für Juicy, wenn’s wirklich groß ist und es einfach Kumpels von mir sind. Das macht auf jeden Fall Spaß, weil es zurzeit auch die einzige Möglichkeit ist, wo ich noch richtig feiern kann. Es ist ja nicht so, dass ich voll professionell hingehe, nichts trinke, nicht feier und einfach nüchtern dort mein Ding durchziehe. Ich geh hin, bin gut drauf, feier, saufe und mach dann einfach Stimmung. Mittlerweile ist es so groß, dass es nicht nur im Volksgarten, sondern auch im Praterdome ist und 3500 Leute hinkommen.
Was ist aus dem Mixtape von dir und DJ Mosaken eigentlich geworden?
Das ist leider untergegangen. Das Witzige ist, ich bring ein paar Songs davon auf mein Tour-Mixtape raus. Da wird man Sachen von 2008 bis jetzt hören können, da verwend ich auf jeden Fall ein paar Lieder davon. Mit Mosaken hab ich sehr viel Zeit verbracht, sehr viel erlebt. Auch Mastercash und die Jungs. Ich war mit Mosaken auch schon auf Asien-Tour. Ich war in Taiwan und hab auf jeden Fall viel Bullshit erlebt.
Wie kommt es, dass ein österreichischer Host auf Taiwan-Tour geht?
Das hat Mosaken gecheckt. Ich hab irgendwann den Anruf bekommen, als ich gerade bei einem Pokerturnier war, und da hat er mich gefragt, ob ich ihn begleiten möchte für vier Club-Gigs. Da hab ich sofort Ja gesagt. Mosaken liegt international auf und hat einen guten Draht zu vielen Leuten.
Bist du durchs Pokerspielen auch zu deinem Job als Croupier gekommen?
Ja, bin ich. Du hast sehr gut recherchiert, muss ich sagen. Aber das habe ich nicht lange gemacht, nur ein halbes Jahr. Irgendwie kam dann der Deal mit Berlin ins Rollen. Allein die Möglichkeit und die Chance mit Berlin, haben mich dazu gebracht, zu kündigen, der Job hat mich so abgefuckt. Am nächsten Tag bin ich nach Berlin geflogen, hab wieder mit Raf geredet. Während der Hosting-Zeit hatte ich ein wenig den Draht zu ihm verloren, er hat weiter sein Ding gemacht, während ich ohne Pause drei Jahre lang am Feiern war.
Glaubst du wird sich Raf’s Label Indipendenza noch vergrößern in nächster Zeit?
Das bestimmt, da bin ich mir hundert Prozent sicher, weil ich auch etwas weiß, das ich noch nicht sagen darf.
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„Asiatische Musik ist entspannend für mich und löst irgendwas in mir aus“
Am 19. September releast du über dieses Label dein neues Album „MDMA“. Wofür steht die Abkürzung?
Für „Meine Dimension, mein Alltag“. Kann aber auch die Droge sein, man weiß es nicht.
Kennst du „MDMA“ von Tua?
Natürlich. Ich hab Tua auch gesagt, dass ich mein Album so nennen werde und er fand es cool. Wir hatten auch mal die Idee, was zusammen zu machen, aber das ist dann irgendwie untergegangen. Aber es ist ein sehr, sehr guter Track von Tua und steht für „Magst du mich auch“.
Du spielst schon auf dem Cover mit dem asiatischen Ambiente. Inwieweit verfolgst du dieses Konzept?
Das Konzept soll mein Markenzeichen sein und ich werd es weiterführen, wie es ist. Es werden immer ein paar Tracks drauf sein, die asiatisch angehaucht sind, weil ich auch selber Asiate bin. Ich finde, es haben nicht so viele in Deutschland gemacht, also eigentlich keiner. Es gibt Blumio, den Japaner. Aber der hat auch nicht wirklich asiatische Sounds in seinen Beats, sondern rappt mehr auf boombapige Beats. Ich liebe das Traditionelle, vor allem Kotos, asiatische Musik ist entspannend für mich und löst irgendwas in mir aus. Eigentlich war’s so, dass ich noch einen Stempel brauchte für mein Album und hab dann lange mit Raf überlegt. Er meinte, vielleicht fahren wir die asiatische Schiene, es liegt auf der Hand. So sind wir dann auf die Kotos und Panflöten gekommen.
In den Amazon-Fanboxen von „MDMA“ findet man auch Essstäbchen. Warum hast du dich dafür entschieden?
Einfach als Gimmick. Alles ist asiatisch. Der Look von meinen Videos, das Cover, mein Sound. Da lag es auf der Hand, dass wir auch die Box asiatisch machen. Wir haben ein Origami-Papier reingelegt, mit einer Beschreibung, wie man einen Origami Papierflieger zusammenfaltet. Hat aber auch damit zu tun, dass einer meiner nächsten Singles „Papierflieger“ sein wird. Selbst der Sticker auf der Box sieht aus wie ein asiatisches Export-Produkt, das T-Shirt ist auch überladen, japanisch, Shibuya-stylemäßig designt. Das soll mein Markenzeichen und Stempel werden, das kann man gut verbinden. Auch den Titel „MDMA“ verbindet man mit Farben, Leuchtfarben usw. Deswegen passt auch der Tokio-Look dazu, das hat alles einen roten Faden.
Deine philippinische Mutter ist Sängerin (Gina Charito, Anm). Welche Art von Musik macht sie?
Mittlerweile singt sie nicht mehr, aber sie hat ganz viele verschiedene Sachen gemacht. Bei Musicals mitgesungen, sie hat früher die Dragee Keksi-Werbung gesungen. Am Komissar Rex-Lied hat sie mitgeschrieben, einige Male mit Falco gesungen, bei der V.S.O.P. früher mit Friedrich Gulda zusammengearbeitet, eine Band namens Ostinato, da haben sie Jazz und Soul gemacht. Eher in die Richtung, ein bisschen Austropop noch.
Du meintest einmal, dass du bei deiner Musik die Gesellschaftskritik in Partysongs verpackst. Warum willst du sie nur hintergründig ansprechen?
Ich selber bin ein sehr leichtlebiger Mensch, ich feier gerne, ich bin nicht wirklich ein ernster Mensch. Dann würde es auch nicht authentisch rüberkommen. Ich hab ein bisschen ernstere Themen auf dem Album, aber wenn man sie ganz durchhört, sind sie immer mit einem Augenzwinkern oder zweideutig. Es ist nicht real für mich, wenn ich etwas mache, was ich nicht bin. Und ich bin halt kein ernster Typ, ich bin für jeden Spaß zu haben.
Auf einem Track des Albums namens „FIFA“ sagst du: „Ist die Kohle vom Sozialamt weg, egal, dann gibt es eben Wasser statt Sekt“. Findest du das in Ordnung, auf Kosten des Staates zu leben und dafür den ganzen Tag FIFA 14 zu zocken?
Ich glaube, jeder von uns hat sich schon einmal schwer getan, einen Job zu finden. Dauerarbeitslos ist auch nicht die Lösung, aber das muss jeder für sich wissen, ob er das machen will. Ich muss auch ehrlich zugeben, ich hab auch lange keinen Job gefunden, obwohl ich gelernter Grafiker bin und hab natürlich auch Geld gebraucht, auch eben für’s Musikmachen. Da hab ich mir einen Polster freischaufeln können – mit wenig Geld vom Staat auskommen und nebenbei schwarz als Host arbeiten. Da muss ich ehrlich sagen, da hat mich auch eine Serie dazu inspiriert, „Die strengsten Eltern der Welt“. Das hat mich so fasziniert, ich war so erstaunt, dass es wirklich solche Problemfälle gibt und ich musste ein wenig lachen dabei, das hat mich entertaint. So ist der Track „FIFA“ entstanden – aber ich rap natürlich aus der Ich-Sicht, aber eigentlich stell ich einen Typen von der Serie dar. Jeder soll für sich wissen, was er aus seinem Leben macht. Es gibt Leute, die langzeitarbeitslos sind, die auch irgendwie damit klarkommen. Ich könnte das nicht, weil ich nach mehr strebe, als vom Staat zu leben. Ich kann jetzt keinen dazu auffordern, sich einen Job zu suchen, das ist nicht meine Aufgabe.
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„Der Herr Strache ist leider Gottes ein Fuchs“
Bleiben wir bei Politik. In deinem Wiener Heimatbezirk Rudolfsheim-Fünfhaus haben Die Grünen bei der EU-Wahl im Mai die SPÖ überholt und sind zum ersten Mal in dem Bezirk auf Platz 1 gelandet. Wie kannst du dir das erklären?
Keine Ahnung. Ich kann’s mir aber dadurch erklären, dass der 15. Bezirk immer mehr zum Studentenbezirk wird. Früher haben da nur Migranten gewohnt, mittlerweile sehe ich immer mehr Studenten, auf der Äußeren Mariahilferstraße ist ein Coffeeshop Company usw. Vielleicht kann es sein, dass er sich auch von den Menschen verändert hat. Vielleicht hatten Die Grünen einfach gute Argumente. Ich mein, Die Grünen stehen ja auch dafür, dass man Cannabis legalisiert – hab ich gehört. Ich muss ehrlich sagen, ich war überhaupt nicht in dem Film, als die EU-Wahlen waren, ich hab das ausgeblendet und mich nur auf Musik konzentriert.
Nächstes Jahr möchte Heinz-Christian Strache Bürgermeister von Wien werden. Für wie realisierbar hältst du das?
Puh. Was ich weiß ist, dass Strache sehr stark geworden ist. Bei den letzten Wahlen hat er krass gewonnen, richtig abgeräumt. Ich wünsch es mir auf keinen Fall, aber wenn es so weiterläuft, kann es schon sein. Ich hoffe es nicht, ich hoffe, dass die Leute klug sind und ihn nicht zum Bürgermeister machen. Aber alles ist möglich. Der Herr Strache ist leider Gottes ein Fuchs. Deswegen trau ich dem leider alles zu – aber ich will es auf keinen Fall. Wenn ich was ändern könnte in Wien, dann würde ich die FPÖ aus dem politischen System rausnehmen.
Du hast erzählt, dass sehr viele deiner Freunde Migrationshintergrund haben. Weißt du, warum so viele Migranten blau wählen?
Ich versteh’s selber nicht. Vielleicht informieren sie sich schlecht. Es gibt auch viele, die naiv sind und das glauben, was der Typ sagt. Was ich weiß, ist Strache auch sehr viel auf das serbische Volk zugegangen und hat da probiert, Fuß zu fassen. Aber ich versteh’s nicht. Ich weiß nicht, warum man einen Strache wählt, vor allem wenn man einen Migrationshintergrund hat – das ist für mich unverständlich. Wahrscheinlich ist es einfach Naivität.
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„Bilderbuch sind unfassbare Künstler“
Zu einem anderen österreichischen Phänomen: Du warst bei der diesjährigen Amadeus-Verleihung, wo auch Raf einen Award als Bester HipHop Act gewonnen hat. Im Vorfeld gab es eine Debatte, weil viele Künstler ihre Nominierung abgelehnt haben. Würdest du das auch machen?
Nein, würde ich nicht. Ich würde auch zur Veranstaltung gehen und mir das holen. Ist ja eine schöne Sache, wenn man für etwas geehrt wird.
Hast du die Leute verstanden, die sich dagegen entschieden haben?
Ja, die treten von der Nominierung zurück. Ein paar haben halt gar keinen Bock mehr auf Österreich, weil österreichische Künstler so gut wie gar nicht gefördert werden und das wahrscheinlich die einzige Veranstaltung ist, wo mal alle Künstler zusammenkommen und sich auskotzen können. Bei dem Amadeus war das eh der Fall. Da war ja noch der Lichtenegger-Eklat. Ich würde mich freuen, wenn ich mal nominiert werden würde. Ich kann ein paar Leute verstehen, warum sie die Nominierung zurückgewiesen haben, aber ich versteh auch die, die sie annehmen. Es hat alles seine positiven und negativen Seiten.
Wie war die Stimmung dort?
Ich hab die ganze Zeit Jägermeister getrunken und mich angesoffen und mir die Show angesehen. Mich hat’s entertaint. Ich hab auch ein paar österreichische Künstler kennen gelernt, die keinen HipHop machen, aber die dort aufgetreten sind, wo ich mir dachte: Woah, das sind krasse Künstler, ich versteh die österreichische Medienlandschaft wie Ö3 nicht, warum sie nicht mehr österreichische Künstler unterstützen, weil es wirklich sehr gute gibt. Wir waren jetzt auf Tour und haben die ganze Zeit Bilderbuch gehört. Meine ganze deutsche Partie war mit und wir haben die ganze Zeit „Maschin“ laufen gehabt, das sind unfassbare Künstler. Ich versteh’s einfach nicht, wie man so engstirnig wie Ö3 denken kann. Ich hab vorher schon einem anderen Magazin gesagt, wenn ich Sachen ändern könnte in Wien, dann würde ich die ganze Ö3-Chefetage feuern lassen und sie gegen coole Leute ersetzen. Das ist meine Meinung zu Ö3 und allen, die dazugehören.
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„So muss man auswandern“
Seit dem Lichtenegger-Eklat ist die Österreich-Quote von Ö3 von 7 auf 13 Prozent gestiegen. Ist das Heuchelei?
Ja, auf jeden Fall. Jetzt mal ganz ehrlich, 13 Prozent, wollen die mich verarschen? Das macht mich sehr, sehr wütend und bringt mich zum Kochen, das ist Verarschung. Was ist mit denen los? Es gibt soo gute Musik in Österreich. In Deutschland läuft das mittlerweile super, in Frankreich sowieso, da brauchen wir gar nicht reden davon. Warum soll’s hier nicht funktionieren? Wir haben so wenige Leute, wir haben eh fast nichts. Das Einzige was wir haben, wäre, wenn wir mal zusammenhalten würden und die Medien drauf anspringen würden, die österreichischen Künstler zu fördern. Dann würde Musik in Österreich auch wieder Spaß machen. Aber so muss man auswandern.
Was ist deiner Meinung nach der Grund, dass sie lieber ausgelutschte Pop-Hits spielen?
Die scheißen sich einfach an, dass ihre Quote fällt. Aber wieso zum Teufel haben sie diese Angst? Ö3 wird eh vom Steuerzahler finanziert, was wollen sie verlieren? Ich kenn eine gute Geschichte vom Ö3-Programmchef. Es hat sich jemand dort beworben, ich will gar keinen Namen nennen, und jeder durfte ein Projekt machen. Sie wollte eine Sendung machen, in der sie österreichische Musik fördert und der Programmchef hat beinhart gesagt: „90 Prozent schlagen mir das vor, glaubst du das interessiert mich? Das interessiert doch keinen. Die Leute wollen die Ö3 Greatest Hits hören und das auch im Radio“. Solche Geschichten hört man von mehreren Leuten, die dort arbeiten. Die Lichtenegger hat’s halt getroffen, weil sie es dummerweise öffentlich gemacht hat. Meinetwegen soll Ö3 so denken, ich hoffe es kommen bald Privatsender, die Ö3 so was von überrollen werden. Ich wünsche ihnen auf jeden Fall das Allerschlechteste. Es geht nicht nur darum, dass sie nicht meine, Rafs oder Chakuzas Sachen spielen, es geht darum, dass sie es schon seit Jahrzehnten so machen. Das hat schon begonnen, als meine Mutter Musik gemacht hat, das hat zu Zeiten von Falco gegeben. Falco hat sich auch total darüber aufgeregt. Nochmal zu der Geschichte zurück: Dass 90 Prozent das vorgeschlagen haben, das Projekt zu machen, das sollte doch diesem Programmchef etwas sagen? 90 Prozent der Bewerber haben die Idee, eine österreichische Musiksendung zu machen, das muss doch heißen, dass die Leute das hören wollen. Aber die zwingen den Durchschnittsbürger einen Popplastik auf, den man eh überall hört. Das ist jetzt nicht so, dass Ö3 ein Lied am Tag spielt, sondern ein paar Lieder 80 Mal am Tag, die sollen die Zeit mal nützen, nur 40 Mal spielen und 40 Mal einen österreichischen Künstler.
Aber Nazar spielen sie schon.
Ja natürlich, weil Falco drauf ist.
Neben Raf, Chakuza und dir hat er sich auch in Deutschland einen Namen gemacht. Könntest du dir wieder eine Zusammenarbeit vorstellen?
Nein.
Wieso nicht?
Das ist eine persönliche Geschichte. Ich würde am liebsten die Nazar-Fragen überspringen, weil wir kennen ihn und das ist eine private Sache.
Auf Allgood.de hat sich Nazar über die Alibi-Moslems in den sozialen Medien aufgeregt. Wie denkst du über das Thema?
Ich bin selber gläubig, bin aber Katholik. Das ist eine Sache, die ich nicht öffentlich ansprechen würde. Jeder hat seine eigene Meinung dazu und das ist etwas, das man für sich behalten sollte. Es gibt viele Leute, die das befürworten, aber auch welche, die sich ans Bein gepinkelt fühlen.
Das heißt, du würdest über deine Facebook-Seite keine politischen Statements oder Videos posten, was ja Nazar auch kritisiert hat?
Nein, auch deswegen, weil meine Musik das auch nicht beinhaltet. Es sind ein paar politische Eckpunkte rauszuhören, aber ich bin nicht krass politisch. Es geht um Kunst und ich finde, dass Religion in einem schlechten Sinn nichts in meiner Kunst verloren hat. Aber das ist meine Meinung. Wenn man es für einen guten Zweck macht, ist es okay, aber wenn es radikal wird, ist es auf jeden Fall schlecht.
Zum Abschluss: Du meintest einmal, dass man eigentlich nicht traurig sein sollte, weil es Menschen gibt, denen es viel schlechter geht. Im Kino läuft gerade die Literaturverfilmung „Hectors Reise – Die Suche nach dem Glück“, bei der ein Psychiater auf der Suche nach der Definition von Glück ist. Was wäre deine?
Man sollte auf jeden Fall die kleinen und guten Dinge im Leben genießen und nicht zu sehr auf den negativen Sachen hängen bleiben. Klar, jeder Mensch hat Ups and Downs im Leben, ich versuch mich nicht auf die Tiefen aufzuhängen. Wenn ich mal in einem Tief bin, versuch ich da schnell wieder rauszukommen. Ich will einfach nicht meine Zeit damit verschwenden, traurig zu sein. Warum? Es gibt so viele schöne Dinge, die man machen kann, die sollte man auch alle genießen. Man sollte das Leben genießen.
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.