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„Ich wurde von HC Strache gebannt“ // Chakuza-Interview

„Ich wurde von HC Strache gebannt“ // Chakuza-Interview

CHAKUZA
(c) Mirjam Wählen

Etwas mehr als sieben Jahre liegen zwischen „City Cobra“ und „EXIT“, dem neuesten Werk des Wahl-Berliners Chakuza. Sieben – teils turbulente – Jahre, in denen sich eigentlich fast alles verändert hat. So blieb auch vom düsteren, Frankreich-beeinflussten Sound, den sein ehemaliger Beatlefield-Partner DJ Stickle und er einst in Deutschland als EGJ-Hausproduzenten mitetabliert haben, 2014 kaum etwas übrig. Vielmehr hat sich Chakuza seit seinem letzten Album „Magnolia“ neu erschaffen: Von donnernden Beats zu Indiesounds mit persönlichen Texten, von Lederjacke zu Baumwollpulli, von New Era-Cap zu Wollmütze. Seine alten Fans machten den Stilwechsel nicht nur überwiegend mit – „Magnolia“ öffnete auch die Tür zu ganz neuen Hörerschaften. Wenig verwunderlich brachte ihm sein erstes Album auf „FOUR Music“ seine höchste Chartplatzierung in Deutschland ein. Die Chancen stehen gut, dass „EXIT“ genau daran anschließen wird. Doch für Chakuza zählen weniger Chartplatzierungen, sondern viel mehr die musikalische Entwicklung – und die ist noch lange nicht zu Ende…

Interview & Text: Thomas Kiebl
Mitarbeit: Colin Smith

TM: Die Grundstimmung von „EXIT“ fällt melancholisch bis depressiv aus. War von vornherein geplant, dass du auf deinem neuen Album diesen Sound fahren willst? Chakuza: Ja, immer. Ich persönlich mag halt nur diese Art von Musik und will auch nur das machen. Ich kann mit fröhlichen Sachen nichts anfangen. „EXIT“ ist im Moment einfach genau das, was ich machen will. Natürlich mussten wir nach „Magnolia“ einen Schritt weitergehen, schließlich will ich auch immer mehr noch mit echten Instrumenten arbeiten, mehr mit Hardware und einfach das Gefühl haben, „richtig“ Musik zu machen – und nicht alles nur vom Rechner abspielen.

„EXIT“ geht im Vergleich zu „Magnolia“ noch ein Stück weiter in die Indie-Richtung.
Geplant war’s nicht, das war reiner Zufall, weil ich die Jungs (In Vallis, Anm. d. Red.) über meinen Tourmanager kennengelernt habe. Ich bin dann eben nach Holland zu denen gefahren. In Vallis sind ja schon eine Indie-Band, und ich wollte es dann einfach mit denen ausprobieren. Für mich war es am Anfang auch ein Test, aber ich habe mich direkt in die Sache dort verliebt und dann war es schon klar, dass wir verstärkt in diese Richtung gehen. Es wird in Zukunft sowieso immer mehr in diese Richtung gehen.

Würdest du sagen, dass „EXIT“ deine aktuelle Gefühlslage widerspiegelt?
Ja, schon. Meine Alben sind  immer Momentaufnahmen, und „EXIT“ ist in einem relativ kurzen Zeitrahmen entstanden. Ich habe halt immer in der gleichen Situation geschrieben – die Band hat gespielt und ich habe dazu geschrieben. Dort war eben auch dieses Bandgefühl, dieses „Jammen“ vorhanden.

Auf dem Cover zu „EXIT“ befindet sich ein Luftballon. Welche Message steckt dahinter?
Ich hatte einfach das Bild in Kopf. Zunächst wollten wir einfach ein Foto machen, aber das war nicht so cool. Einfach „Ballon greifen und wegfliegen“ – das könnte auch aus einem Märchen stammen. Und das Bild steht einfach auch für „EXIT“.

„Meine Alben sind  immer Momentaufnahmen“

Welchen Stellenwert hat Ehrlichkeit für dich in der Musik?
Für mich persönlich ist Ehrlichkeit wichtig. Was andere  machen, das ist deren Bier. Ich mag ja auch Sachen, die komplett aufgesetzt sind, wenn’s gut gemacht ist, dann ist’s super. Wenn ich mir zum Beispiel Alligatoah anhöre – das ist einfach super. Das ist Kunst, und jeder definiert Kunst anders für sich. Ich muss halt viele persönliche Sachen reinpacken, weil ich jenes einfach am besten kann.

Wenn man viele persönliche Sachen in die Musik reinpackt – wird Kritik dann anders wahrgenommen?
Ehm… ich bin halt auch schon lange dabei, da kann man schon abschätzen, wer was weiß, oder nicht. Und wenn man weiß, dass der Typ echt Ahnung hat und das Album dann durch den Kakao zieht, kann das schon verletzen. Das merkt man auch an den Kommentaren – ein Typ, der sich wirklich damit auseinandergesetzt hat und der das dann nicht gut findet – das ist nicht cool. Aber wenn das irgendso ein Idiot schreibt, der anfängt dich zu beleidigen – das prallt ab.

Beobachtest du, was generell im Internet über deiner Musik geschrieben wird?
Weniger. Es gibt halt immer die Portale, die man anklickt, um zu gucken, was gerade geht und was los ist. Ansonsten halt meine Facebook-Seite und Twitter. Das ist eigentlich eh schon viel.

Über Twitter wurde auch der – ich nenn es mal „Beef“ – mit Prinz Pi ausgetragen. Wie hätte so eine Auseinandersetzung während der EGJ-Zeit ausgesehen?
Ich weiß es nicht. Guck mal, es fing ja an mit diesem Artikel, den ich in einem wichtigen Magazin (JUICE, Anm. der Red.) gelesen habe. Darin wurden meine Freunde durch den Kakao gezogen und ich habe auch im Vornhinein erfahren, dass er auch über mich nicht gut redet – jedoch aber nie was zu mir selbst gesagt hat. Und dann ist mir halt der Kragen geplatzt, für mich war es aber in dem Moment auch schon wieder gegessen. Ich musste es sagen, aber dann war es für mich auch vorbei. Es kam dann auch ein Diss, aber dann dachte ich: Eigentlich habe ja ich damit angefangen mit dem Käse, ich akzeptiere das jetzt mal so, für mich ist das alles cool, wenn es so bleibt wie jetzt. Ich hab da keinen Bock jetzt, irgendwie Stress anzufangen.

Denkst du, dass durch das Internet solche Zwistigkeiten viel größer gemacht werden als eigentlich vorgesehen?
Aber das ist ja meine Entscheidung. Wenn ich etwas ins Internet stellte, muss ich damit rechnen, dass die Leute sich damit auseinandersetzen – ob’s jetzt positiv oder negativ ist, das muss man immer abwägen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Wenn ich jetzt den größten Blödsinn posten würde, muss ich auch damit rechnen, dass ich deswegen kritisiert werde. Und dann muss ich diese Kritik auch einstecken.

Im letzten Interview mit Falk hast du über deine Erfahrungen mit Depressionen erzählt. In letzter Zeit schmücken sich auch viele Rapper bzw. deren Fans mit einer  depressiven Attitüde, ohne jemals wirklich  mit der Krankheit in Berührung gekommen zu sein. Wie stehst du dazu?
Ja, das ist besonders bei sehr vielen Jungen gerade „in“. Stört mich jetzt nicht, aber ich persönlich kann damit nichts anfangen. Da ich auch wirklich weiß, wie das ist, wenn jemandem sowas passiert – und das wünscht man keinem. Das ist nämlich kein Spaß. Leute, die absichtlich diesen Lifestyle fahren, weiß ich nicht … vielleicht ist da irgendwo doch was nicht in Ordnung. Bei mir ist das eben gar nicht gespielt, aber solche Abschnitte gibt es halt im Leben. Ich hätte es auf jeden Fall anders lieber gehabt.

„Ich habe auf Indie-Festivals gespielt und die Leute haben es gefeiert“

In einem alten JUICE-Interview meintest du, dass durch den Ersguterjunge-Deal gewisse Sachen, wie zum Beispiel beim Splash! aufzutreten, nicht möglich sind. Nun bist du in den letzten zwei Jahren genau dort aufgetreten. Wie hat sich also der Wandel in deiner Musik dahingehend ausgewirkt?
Positiv. Klar, Magnolia ist ein trauriges Album, aber so mit unter mein wichtigstes bis jetzt. Ich hoffe, dass wir mit dem jetzt noch ein Stück weiterkommen. Es stehen auch alle Zeichen dafür.  Nach Magnolia“ haben sich für mich viele Türen geöffnet, vor allem habe ich viele Sachen erlebt, die ich vorher nicht erlebt habe: Ich habe mit Band, sogar auf Indie-Festivals gespielt und die Leute haben es gefeiert. Das sind eben Momente, die sind einfach gut und das bestätigt einem, in dem was man tut. Es fühlt sich einfach super an.

Ist die Indie-Szene offener als die HipHop-Szene?
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Ja, weil ich wurde überall gut angenommen. Obwohl ich natürlich der Hopper bin auf einem Indiefestival. Aber die Leute haben es gefeiert. Und auch, als ich die Leute aus Holland kennengelernt habe, die sind ja aus dem tiefsten Indie, und die haben mich auch sofort angenommen. Natürlich checkt man sich im Vornherein mal ab. Aber läuft, mittlerweile sind wir echt gute Freunde geworden.

Veränderte Magnolia auch etwas hinsichtlich deiner Anerkennung als Künstler in Österreich, im Vergleich zur Zeit bei Ersguterjunge?
Ja, es ist immer noch schwierig. Fans hatte ich immer schon viele. Was mich halt gestört hat war, dass du von den Medien damals komplett ignoriert wurdest. Im Nachhinein denke ich mir: Okay, so wie ich damals drauf war, ist es auch ein schwieriges Thema, und ich hab ja auch meinen Teil dazu beigetragen, dass das so war. Ich glaube, das hat sich wieder alles angenähert und mittlerweile ist die Situation entspannt und ich bekomme auch mit, dass an dem Thema gerne gearbeitet wird. Und das freut mich doch sehr. Ich steh‘ dem Ganzen nicht mehr im Weg.

Inwiefern hatte das auch mit deinem damaligen Label, welches ja in eine gewisse Deutschrap-Schublade gesteckt wurde, zu tun?
Ganz ehrlich: Natürlich ist ein gewisses Branding vorhanden, egal bei welchem Label du bist. Aber ich hab mir das ja selber ausgesucht, ist ja nicht so, dass jemand gesagt hat: „Du musst das jetzt so machen.“ Mein Umfeld war halt so und man passt sich automatisch dem an. Wir haben das damals auch gefeiert. Ich finde natürlich viele Sachen nicht mehr cool, die ich damals gemacht habe. Andererseits habe ich auch viele coole Sachen gemacht, so ist es nicht.

Kannst du etwa „City Cobra“ immer noch hören und das feiern?
Ach, das ist schon immer schwierig mit den alten Sachen, vor allem hab ich damals noch ganz anders performt. Mein Geschmack hat sich auch total verändert. Ichh meine, City Cobra“ war damals ein super Album für mich und das hat mir auch alle Türen geöffnet im HipHop-Bereich. Jetzt würde ich das natürlich nicht mehr machen. Ich hab tatsächlich erst vor Kurzem mit den Jungs meine alten Platten durchgehört und da sind wir draufgekommen, dass da echt viele gute Songs auch drauf waren. Natürlich auch viele, die gar nicht klargehen (lacht). Aber da waren echt gute Dinger dabei, und zu denen kann ich ohne Probleme stehen.

Wenn man deine alten Platten hört, fällt einem auf, dass der Anteil an ruhigen, nachdenklichen Songs kontinuierlich zugenommen hat – was also auch bedeutet, dass der Schritt zu der Schiene, die du jetzt fährst, nicht völlig abrupt stattgefunden hat. Inwiefern würdest du deine Entwicklung als „schleichenden Prozess“ skizzieren?
Stimmt schon. Irgendwann war es mir eben auch wichtig, mich musikalisch weiterzuentwickeln, nicht nur von meiner Performance oder der Art, wie ich die Musik mache, sondern auch die Musik an sich. Deswegen habe ich mir auch die Jungs gesucht, die musikalisch in eine andere Richtung gehen, weil ich bis an eine gewisse Grenze kam und nicht darüber hinaus – und dann musst du wieder lernen. Und das tue ich jetzt gerade und das macht voll Bock, denn für mich ist „EXIT“ wie mein erstes Album, weil ich vieles mitgemacht habe. Ich war bei der Produktion vom ersten bis zum letzten Ton dabei, ich war beim Mischen dabei, beim Mastern. Wir haben Videos teilweise selbst gedreht. Das war einfach aufregend.

„EXIT“ war einfach aufregend“

Nach dem 16bars-Interview wurden Stimmen laut, die meinten, du machst das Album nur, weil du es musst und hättest eigentlich gar keine Inspiration dafür. Wie stehst du dazu?
Das wurde auf jeden Fall falsch interpretiert. Am Anfang hieß es wirklich so – „Wir brauchen ein Album, Alter“ – aber ich kam gerade von der Festivalsaison, da war „Magnolia“ gerade einmal acht Monate alt, danach habe ich noch zahlreiche Festivals gespielt und eine Tour. Natürlich hatte ich keine Inspiration, aber die kam ja dann. Sonst hätte ich das Album gar nicht gemacht. Ich mache ja kein uninspiriertes Album. Und das hört man auch auf „EXIT“, dass es da auf jeden Fall nicht an Inspiration fehlt. Aber die Typen, die da meckern, sind die, die hier nur auf einem Ohr hinhören und in ihrer Denkfähigkeit ein bisschen eingeschränkt sind.

Wie passt „Zodiak“ in deine musikalische Entwicklung?
Gar nicht (lacht). Das war für uns ein Spaßprojekt. Guck, Raf, Joshi und ich kennen uns seitdem wir 17 Jahre alt sind. Wir haben zusammen angefangen, hier beim Wiener Label „HeadQuarter-Records“. Dann haben wir uns aus den Augen verloren, dann wiedergetroffen, erst recht aus den Augen verloren und schließlich wiedergetroffen. Die Situation vor „Zodiak“ war ja so: Rafs Album war sehr kopflastig, meines war sehr kopflastig, und wir fragten uns, was wir nun im Sommer machen sollten. Dann kam die Idee: „Ja, lass irgendwo hinfahren und wieder rappen wie früher.“ Wir haben eigentlich nie geplant, dass wir das Ding veröffentlichen – aber wir fanden es am Ende so cool, dass wir dachten: „Komm, lass raushauen“.

Interessant ist auch, dass eine Vielzahl österreichischer Künstler, die heute in Deutschland Erfolg haben, erstmals durch Features auf deinen Alben einer großen Menge vorgestellt wurden. Wie gehst du damit um?
Ach, das ist mir scheißegal, ich bilde mir nichts drauf ein. Ich hab Raf damals nach Berlin geholt, weil ich seine Musik gerne mochte. Ich verlange da weder Dank noch sonst irgendetwas. Er musste ja sowieso seinen Weg gehen, und das hat er ja auch super gemacht. Daher freut es mich für ihn.

Was wurde eigentlich aus dem Vorhaben, ein Restaurant in Linz zu eröffnen?
Das ist kein Thema mehr. Ebenso habe ich nicht vor, nach Österreich zurückzukehren, das muss ich leider so sagen. Ich bin eben auch schon seit zehn Jahren in Deutschland, bin dort steuerpflichtig, das wäre für mich eine viel zu krasse Umstellung, mich wieder an die österreichische Bürokratie umzugewöhnen, ist ja alles nicht so einfach, wenn man jetzt selbstständig ist. Da müsste ich hier wieder ganz von vorne anfangen – das wäre mir viel zu viel Stress. Ich lebe zur Zeit in Berlin, werde aber bald nach Bayern ziehen. Weil es zwischen Österreich und Berlin in der Mitte liegt und ich so  auch meine Familie leichter besuchen kann. In Berlin  werde ich mir jedoch immer ein Zimmer behalten, da ich dort auch arbeiten muss. Aber ich will auch auf jeden Fall ein bisschen aufs Land. Meine Freundin kommt auch aus Bayern, von daher ist der Schritt logisch.

Hast du noch Kontakt zur österreichischen Szene?
Nein, nicht soviel. Ich krieg halt ein bisschen was mit, etwa, dass Kroko Jack wieder beginnt, Sachen zu machen, was mich persönlich sehr freut. Und von Def Ill hab ich letztes Mal was gesehen, der soll ja auch ziemlich am Rad drehen. Aber sonst wenig.

Mit Kroko Jack gab es auch mal ein Projekt
Ja, das haben wir auch eingestampft. (lacht).

Also wird es dahingehend nichts mehr von dir zu hören geben?
Nein. Ich bin jetzt zufrieden mit dem Weg, den ich eingeschlagen habe und werde diesen auch weitergehen. Sonst keine Projekte mehr.

„Irgendwann möchte ich in diese Citizen Cope-Richtung gehen“

Kannst du dir einen weiteren musikalischen Wandel vorstellen?
Wenn, dann in das Indie-Ding rein. Irgendwann möchte ich in diese Citizen Cope-Richtung gehen. Ich möchte halt schon so lange wie möglich Musik machen – aber wenn ich älter bin, will ich nicht mehr rappen. Irgendwann ist das Thema erledigt. Das kann ich jetzt noch drei Jahre machen, und dann hat sich die Sache aber. Dann muss ich gucken, dass ich mich in eine andere Schiene weiterentwickle.

Ist Musik mit Band beziehungsweise Live-Instrumenten erst „richtige Musik“?
Ich finde alles gut – man kann auch richtig gute Musik machen auf einfachen Beats. Ich finde nur, dieses Rapding ist trotzdem Musik für Jüngere. Und wenn man das mitbekommt und in diesem Business lebt, merkt man auch, wann Leute zu alt werden fürs Rappen.  Und ich will halt nie an dem Punkt kommen, an dem Leute sagen: „Ey, guck mal den alten Mann an wie er immer noch rappt“. Da will ich schon an dem Punkt angelangt sein, an dem ich andere Musik mache. Für mich ist es aber genauso Kunst, einen guten Rapsong zu machen wie einen guten Rocksong.

Ein Grund könnte auch sein, dass sich im Rap schneller die Themen erschöpfen – und man irgendwann nichts mehr zu sagen hat.
Ja, das stimmt. Aber guck, wenn das so wäre, dann dürfte es nur zwei bis drei Liebessongs auf der ganzen Welt geben. Es kommt immer darauf an, was man macht. Man kann ein Thema immer auf unterschiedliche Weise behandeln und was Geiles daraus machen.

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Foto: Lara Heußner

Böse Stimmen behaupten, du hättest dich vom „österreichischen Bushido“ zum „österreichischen Casper“ entwickelt …
Boah, das sind Dummköpfe. Das sind so Typen, die sich denken: „Ich muss mich jetzt wichtig machen und irgendetwas schreiben“. Ich war weder ein Bushido noch ein Casper. Das ist nur Gelaber, das juckt mich auch überhaupt nicht.

Wenn du schon so lange in Deutschland lebst: Hat sich dein Blick auf das Land  Österreich verändert?
Das Einzige, was mich nervt – nach außen hin, bin ja leider selten in Österreich – es wirkt so, als würde es in Österreich einen Rechtsruck geben. Ich weiß jetzt nicht, ob das in der Tat so ist. Ich guck halt schon immer, was dieser Strache so macht und ich finde das halt auch überhaupt nicht cool. Ich wurde ja auch von seiner Facebook-Seite verbannt.

Wie kam es dazu?
Er hat halt dieses Ice-Bucket-Challenge gemacht, und ich habe halt einen Kommentar geschrieben: „Nimm doch lieber mal heißes Öl“. Direkt gebannt (lacht).

Gibt es auch Positives?
In Deutschland weiß jeder, dass Österreich ein sehr schönes Land ist mit einem hohen Lebensstandard. Österreich steht im Ausland einfach auch für Qualität. Darauf kann man schon stolz sein.

Bekommst du auch was vom österreichischen Fußball mit?
Nein (lacht). Also ich mache mich jetzt wohl unbeliebt, aber österreichischer Fußball ist so gar nicht attraktiv, sorry. Weder die Bundesliga noch alles andere. Es gibt zwar krasse Talente, aber die sind halt sehr, sehr selten. Also österreichischer Fußball sieht für mich aus wie deutscher Fußball in Zeitlupe.

Wie ist der aktuelle Status von Beatlefield?
Gibt es schon lange nicht mehr. Inoffiziell haben wir uns vor drei, offiziell vor eineinhalb Jahren aufgelöst. Aber wir sind immer noch Freunde. Allerdings macht jeder sein eigenes Ding, haben beide auch krass viel zu tun. Stickle ist auch ein krasser Produzent. Nur geht jeder anders an die Sache ran und jeder seinen Weg. Man kann auch so befreundet sein. Ist mir auch lieber.

Ihr habt ja auch mal die Aussage getroffen, dass ihr vermehrt für Popkünstler produzieren wollt. Was ist daraus geworden?
Stickle macht da viel gerade. Ich bin mit meinen eigenen Sachen beschäftigt, die sehr aufwendig und kräftezerrend sind – da bleibt nicht mehr viel Zeit für anderes übrig.

Produzierst du noch Beats?
Ja, das schon. Aber ich hab schon lange nichts mehr auf irgendeinem Album platziert – der letzte Release mit Beats von mir war das Haftbefehl (Blockplatin, Anm. d. Red.)Album, auf dem ich mit zwei Beats vertreten war. Ansonsten mache ich halt was und wenn ich es cool finde, verschicke ich es auch und freue mich, wenn etwas gepickt wird. Ansonsten schreibe ich auch viel für andere, für Popacts und so.

„Ganz ehrlich: Ich hab mir noch nie irgendetwas schreiben lassen. Würde und werde ich nie machen“

Wie stehst du zur Ghostwriter-Thematik im Rap?
Im Rap finde ich es komisch. Im Pop finde ich es total okay, aber Rap ist immer sehr nahe am Mann. Die ganze Kultur besteht daraus, zu zeigen, was man selber kann. Und da finde ich das Ghostwriten ein sehr schwieriges Thema. Ganz ehrlich: Ich hab mir noch nie irgendetwas schreiben lassen. Also, wenn ich jetzt ein Hook-Feature habe, dann schreibt natürlich der sein Ding. Oder einer schreibt die Hook und man rappt das dann zusammen. Aber ganze Strophen oder gleich den Song sich schreiben lassen? Würde und werde ich nie machen.

Hängt vermutlich auch von der Thematik ab, was man sich schreiben lässt. Bei einem Partysong ist es wohl weniger gravierend als bei einer persönlichen Nummer.
Ja, aber da bin ich zu viel Musiker. Wenn du dir Songs schreiben lässt, bist du nur noch der Interpret. Wenn das jemand macht, dann ist das seine Sache, für mich persönliche käme das nicht in Frage. Ich weiß, dass das viele machen, wenn für die das in Ordnung ist, okay. Ich kann mir dann das aber nicht anhören, wenn ich das weiß. Ich beschäftige mich ja auch mit der Person hinter der Musik, auch wenn es nur Battlerap ist. Deswegen geht das nicht.

Hat die Zunahme von Ghostwritern mit der Marktsituation zu tun?
Ja, schon. Ist schon lange so, dass die Musik im Hintergrund rückt und die Vermarktung, die Werbung und alles rundherum über einen Personenkult funktioniert. Und weniger auf die Musik geachtet wird. Das finde ich sehr, sehr schade.

In den Medien wird das Deutschrapbusiness oft mit einem Haifischbecken gleichgesetzt. Welche Erfahrungen hast du diesbezüglich gemacht?
Ja, es ist schon krass. Ich halte mich da aus den Sachen raus, und manchmal denke ich mir: Gott sei Dank sitze ich auf dem friedlichen Ast. Ich möchte das, was da abgeht, nicht. Die Jungs, die sich da anzecken, brauchen schon harte Nerven und ein richtig dickes Fell. Teilweise ufert das auch ins Gewalttätige aus und Leute sind involviert, die mit der Musik überhaupt nichts zu tun haben. Das kann ganz böse nach hinten los gehen. Ich bin froh, dass ich da echt meine Ruhe habe.

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