"The hardest thing to do is something that is close…
JMSN ist ein außerordentlich bescheidener Mensch. Das lässt sich leicht daran erkennen, wie er mit seiner Beteiligung an einem der wichtigsten Musikalben des 21. Jahrhunderts umgeht. Ja, dieser JMSN ist ein guter Bekannter vom gegenwärtig bedeutendsten Vertreter der Wortakrobatik, Kendrick Lamar, und half auch auf dessen Durchbruchalbum „Good Kid, M.A.A.D City“ mit seinen Vocals aus – womit er zu Großtaten wie „The Art of Peer Pressure“ oder „Bitch Don’t Kill My Vibe“ beitrug. Doch für den gebürtigen Detroiter JMSN kein Grund, auf irgendeine Weise abzuheben. Vielmehr besteht er darauf, seine Kollaborationen mit der Rap-Prominenz in eine verborgene Ecke seiner Diskografie zu verschieben. Bewertet will JMSN nur nach seinen eigenen Solo-Leistungen werden. Ein sympathischer Move, jedoch nicht der einfache Weg zum Erfolg. Das zeigt sich an seinen Alben, die künstlerisch zwar äußerst ansprechend ausfielen, kommerziell aber in die Kategorie „so lala“ einzuordnen waren. Der breiten Öffentlichkeit ist JMSN leider noch kein Begriff. Weswegen auf der derzeitigen Europatour auch manch kleine Location angesteuert wird.
Eine davon ist das Wiener B72 in den Stadtbahnbögen, wo JMSN und Band am Sonntag ihre Zelte aufschlagen. Ein gemütlicher Klub, der für familiäre Atmosphäre steht und eigentlich der richtige Ort ist, um sich zum Wochenendausklang schöne Lieder über L.O.V.E. zu gönnen. Das Aufwärmprogramm absolviert ein Up-and-Coming-Artist, der auch für gute Lieder über Liebe steht: ROBB, neuerdings als Rusty Lamont unterwegs, performt an diesem Tag zum ersten Mal sein neues Set. Gemeinsam mit Osive zaubert Rusty Lamont Nummern, die an SOHN und Bon Iver erinnern, aber einen ganz eigenen Charme aufweisen. Leider funktioniert live noch nicht alles wie gewünscht, die Songs befinden sich wie Rusty selbst erklärt, im Status von Collagen – doch das stört keinen, vor allem, weil mit sympathischen Anmoderationen immer wieder für Lacher gesorgt wird. Das dargebotene Material, dem eben noch der letzte Feinschliff fehlt, überzeugt trotzdem. Problematisch nur, dass der Sound nicht mit den Leistungen der beiden Schritt halten kann. Ein permanentes Rauschen und Pfeifen aus den Boxen lenkt von der Darbietung ab. Aber dafür kann Rusty Lamont nichts. Den Namen sollte man sich auf jeden Fall merken, Soundprobleme hin oder her.
Selbiges gilt für JMSN, der um 22:00 die Bühne übernimmt. Nicht alleine, sondern mit Band, bestehend aus einem Bassisten und einem Schlagzeuger. JMSN greift ab und an auch selbst zur E-Gitarre und zaubert soulig-funkige Nummern aufs Parkett, die sich hervorragend mit seinen Prince-artigen Bewegungen ergänzen. Mit schüchternen Worten und typisch amerikanischem Humor baut er Brücken zwischen seinen Songs, die in der Regel von Liebe handeln und sich textlich manchmal nahe am Schnulzigen bewegen. Aber schnulzig wirkt heute gar nichts, ausdehnte Gitarren-Solos und Schlagzeug-Einlagen erinnern an eine Rockshow. Die Resonanz im Publikum? Äußerst positiv. JMSN zeigt sich beeindruckt, bedankt sich artig für das tolle Feedback und zündet sich zum Schluss, nachdem „Fallin“ in Extralänge zum Besten gegeben wurde, noch ganz lässig eine Zigarette an. Die Befriedigung seines Lasters sei ihm nach dieser Show gegönnt. Der einzige Negativpunkt war auch hier der Sound, bei JMSN rückte das Schlagzeug zu sehr in den Mittelpunkt. Resultierend bleibt trotzdem nur zu sagen: Danke JMSN, bis zum nächsten Mal – und ein S/O an Beat the Fish für das Booking!
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