Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Es gibt wenige DJs, denen das Auflegen in Clubs sichtlich so viel Freude bereitet, wie dem Wiener DJ Dizzy Dee. Er tanzt, lacht, singt mit. Und das seit 16 Jahren. Selbst bezeichnet er sich als Club-DJ, nicht als Mixtape-DJ. „Im Club geht’s mir darum, die Energie auf die Crowd zu übertragen und damit zu spielen. Ich baue gerne die volle Energie auf, um sie am höchsten Punkt komplett abzubrechen und diese eben noch ausgelassen springende Crowd mit einer triefenden Soulscheibe in die Arme zu schließen. Oder ich troll sie mit einer orientalischen Psychedelic-Nummer. Nur um ihnen den nächsten Burner um die Ohren zu hauen. Dabei kann’s dann schon mal passieren, dass ich mich selbst so mitreiße und nur am Springen, Tanzen und auch Schreien bin. Raus mit der Energie„, beschreibt Dizzy Dee selbst seinen DJ-Charakter. Das tut er nicht nur in Clubs, sondern auch bei Festivals wie dem Splash, HipHop Kemp, Soundwave Festival oder am Popfest. Zeit, dem Wiener Lokalkolorit ein paar Fragen zu stellen.
Just for the record mit Dizzy Dee:
Wie hat das Auflegen seinen Lauf genommen?
So richtig los ging’s, als ich mit 18 auf Schati aka XatXat, einen Freund aus meiner Kindheit stieß und wir feststellten, dass wir in den Jahren unserer Jugend unabhängig voneinander eine nahezu idente Musiksozialisation durchlaufen hatten. Also hab ich meine Turns und Mixer geschnappt und sie zu ihm rübergeschleppt. Das war die Geburtsstunde von Mischgeschick. Mit vier Turntables und zwei Mixern bewaffnet und beflügelt durch Ideen von DJ Shadow, Cut Chemist, Kid Koala und RJD2, versuchten wir alles aus unserem bescheidenem Plattenreservoir zu holen, was möglich war. Dabei erwies sich das Fehlen von (Vinyl-)Ressourcen sehr sinnstiftend, da es uns zu unkonventionellen Lösungswegen zwang und wir in dieser Zeit unseren eigenen Style entwickelten. Aus dem gemeinsamen Schaffen entstand die beste Freundschaft und die ungebrochene Freude an Mischgeschick.
Eine Partyanekdote?
Seite an Seite erleben wir als Mischgeschick wunderbare Partys, bei der eine über die Jahre gewachsene Synergie entfacht. Es gibt aber auch jede Menge Begebenheiten, über die wir gerne lachen. Im ehrwürdigen Alten Schl8hof Wels haben wir mal bis in die frühen Morgenstunden gespielt. Irgendwann bin ich dann mit dem Kopf auf dem noch drehenden Turntable eingeschlafen. Mit einem Ohr an der Platte im wahrsten Sinne des Wortes. Als mein Partner dann auch noch was zu Starkes erwischte, klappte er einfach zusammen und lag unterm Tisch. Dann war die Party auch für die letzten Geister vorbei.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit H∆NN∆?
Als ich vor zwei Jahren H∆NN∆ zum ersten Mal auflegen sah und hörte, dachte ich, es stünde ein Geschmacks-Klon vor mir. Wir bastelten ein paar Mixes zusammen und schnell war klar, dass wir zusammengehören. H∆NN∆ x D!ZZY war geboren. Unsere Mixes haben wir so tight zusammengeflickt, dass wir mit unserem energiegeladenem Auftritt den diesjährigen CanYouDigIt-Soundclash in der Kategorie Team-Battle für uns entscheiden konnten. Solo hat Hanna den Titel im Jahr zuvor und ich vor zwei Jahren geholt. Zugegebenermaßen muss man hinzufügen, dass es bei dem Battle nicht etwa um Scratch-Skills geht, sondern rein darum, das Publikum zu begeistern. Und das haben wir in den letzten drei Jahren geschafft.
Ein weiteres Hobby neben dem Auflegen?
Ich koche auch gern Indisch. Es gibt da eine schöne Analogie zum DJing. Erst entscheidet man sich, aus welcher Hauptzutat das Mahl bestehen soll. Das könnte zum Beispiel HipHop oder Future Beats sein. Ich kann mich entscheiden, etwas leicht Verdauliches zuzubereiten, oder deftige Bässe durch den Magen zu jagen. Durch die Zugabe von frischer Zitronenzeste oder eines ordentlichen Funk-Brettes kann man der Speise eine Note verleihen, die sich erst entfaltet, wenn man draufbeißt. Jedes der vielfältigen Gewürze hat Einfluss auf das große Ganze. Schaut man in mein Gewürzfach, findet man die verschiedensten Jahrgänge von HipHop in all seinen Nuancen – von Afrika Bambaataa bis A$AP Rocky. Man findet jede Menge hochmodernes bassiges „Gedöns“. Und dann stehen da immer ein paar Döschen mit Brasil, Latin, Funk, Orientalischem, Psychedelic Rock, Soul, Jazz und vielem anderem herum.
Aktuelle Lieblingsnummern:
Sophie – Lemonade
Jungle – Julia
Penthouse Penthouse ft. Bobby Saint – 96 Camaro
Crack Ignaz – Gustav Klimt feat. Phatman
Flume – Some Minds (feat. Andrew Wyatt)
A$AP Rocky – L$D
Hudson Mohawke – Ryderz
Jamie xx – Gosh
GoldLink – Velho (Freestyle)
Audio Push – REPPIN
Mr Carmack – Miss You Most (At Night) with Taku
Mo Kolours – Little Brown Dog
Sergio Mendes – Magalenha
Lord Flea – Calypso Be Bop
Hot Sugar – Sinkies
Lieblingsalben:
Spooky Black – Leaving EP
Donnie Trumpet & The Social Experiment – Surf
Danny Brown – Old
Retrogott und Hulk Hodn – Fresh und Umbenannt
Huss Und Hodn – Jetzt Schämst Du Dich
Wu-Tang Clan – Enter the Wu-Tang (36 Chambers)
Main Concept – Genesis Exodus
DJ Krush – Code 4109
Fred Wesley and The J.B.’s – Damn Right I Am Somebody
Curtis Mayfield – Roots
Funkadelic – Standing on the Verge of getting it on
Jorge Ben – Samba Esquema Novo
Azeitona, Hermeto, Edilson & Papudinho – Conjunto Som 4
Yesterdays New Quintet – Elle’s Theme
Pink Floyd – Wish You Were Here
Animal Collective – Feels
Lieblingsproduzenten:
Hudson Mohawke
Dorian Concept
Cid Rim
Jai Paul
Flume
Kaytranada
Rustie
Clap! Clap!
Alizzz
Taku
Wandl
20syl
Paul White
RZA
Pete Rock
DJ Primere
Madlib
Dilla
Favorite DJs:
H∆NN∆ x XatXat
Zuzee
DJ Krush
Cut Chemist
RJD2
Kid Koala
Jarreau Vandal
Q-Bert
Mixmaster Mike
The Allies
Gaslamp Killer
Kutmah
Und meine Wiener Homies!
Lieblingsplattencover:
Alltime Favorites:
The Beginning Of The End – When She Made Me Promise
Tokimonsta – Realla ft. Anderson Paak
Joe Cuba – Bang Bang
Frank Zappa – Camarillo Brillo
Spooky Black – Without U
João Donato – Não Se Acabou
Schoolboy Q feat. Kendrick Lamar – Collard Greens
Kool A.D. – Vendedores, Jenny Holzer, La Piñata, Manny Pacquiao
Ultramagnetic MC’s / Kool Keith – Poppa Large (East Coast Mix By Da BeatMinerz)
Digable Planets – 9th Wonder (Blackitolism)
Fu-Schnickens – Sum Dum Monkey
Souls of Mischief – 93 Till Infinity
Digable Planets – Rebirth of Slick (Cool Like Dat)
Gravediggers – Bang Your Head
Young Black Teenagers – Tap the Bottle
Huss & Hodn – Kleines Stück feat. Audio88
Audio 88 & Yassin – Quadratur des Dreiecks (Dexter Remix)
Hiob und Morlockk Dilemma – Papierflieger feat. Retrogott und Sylabil Spill
Me & You – Love in be must we (The Impressions / Pharoahe Monch)
Benny Sings – Straight Lines
Chet Faker – No Diggity
Gaslamp Killer – Nissim
1000 Names – Melonball Bounce
Sango – Kinetics
The Quantic Soul Orchestra – Terrapin
James Brown – I Got You (I Feel Good)
Ruby & The Party Gang – Hey Ruby, Shut Your Mouth
Sam Cooke – Another Saturday Night
Billy Paul – Windy Nat
King Cole – Day In – Day Out (Cut Chemist Remix)
Louis Prima – Angelina Zooma Zooma
Robert DeCormier Singers – Kisses Sweeter Than Wine
Erste Platten, die ich mir gekauft habe:
In einem Recordstore in Flatbush/NY: Wu-Tang – Protect Your Neck/Method Man und ODB – Shimmy Shimmy Ya
Lieblingszitat:
Zurzeit ist es: „Im Ghetto töten sie für ein Paar Turnschuhe. Im Kaufhaus auch … aber in Ruhe.“ (Retrogott – Ashflow)
Lieblingsplattenladen:
War definitiv der Goalgetter.
Bester MC:
Retrogott
Meistgehasste Scratches:
Das waren die, als ich damit anfing.
Lieblingsbeat:
DJ Krush – Meiso (DJ Shadow Remix)
Gemeinsam mit H∆NN∆ ist Dizzy Dee heute bei 6 Years of Canyoudigit im Cafe Leopold zu sehen und hören.
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.