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Kein „Unbekannter Interpret“ mehr: K.S.Kopfsache // Album

Kein „Unbekannter Interpret“ mehr: K.S.Kopfsache // Album

K.S.Kopfsache
K.S.Kopfsache
(C.O.C./VÖ: 29.04.2018)

K.S.Kopfsache konnte sich in den vergangenen Monaten und Jahren durch zahlreiche im Netz verbreitete Tracks einen Ruf als fleißiger Underground-Rapper erarbeiten. Releasetechnisch sah es beim Linzer Boombap-Aficionado bis dato allerdings ziemlich mau aus – obwohl er seit vielen Jahren am Mic aktiv ist, standen nur zwei EPs zu Buche, beide hat er mittlerweile von Bandcamp gelöscht. Ein Anzeichen dafür, dass das nun endlich erschienene Debütalbum „Unbekannter Interpret“ eine neue Ära seines künstlerischen Schaffens einläuten soll. Der erste Longplayer des Rappers ist mit 21 Tracks (sowie weiteren fünf auf der Bonus-EP) außerordentlich üppig bestückt, neben den vorab bekannten Nummern „Between the Devil and the Deep Blue Sea“ und „Halloween“ gibt es also einiges zu durchforsten – die perfekte Möglichkeit dafür, die Aufmerksamkeitsspanne auf die Probe zu stellen.

Maßgeblich an der Entstehung von „Unbekannter Interpret“ beteiligt war Def Ill, der seit etwa drei Jahren mit K.S.Kopfsache an den Tracks gewerkelt hat und quasi als Mentor fungiert hat. Seine Mithilfe macht sich auf mehreren Ebenen bemerkbar: Während er als Rapper „nur“ mit einem Featurepart vertreten ist, stammen sämtliche Beats sowie Mix und Master von ihm. Darüber hinaus stellt „Unbekannter Interpret“ das erste Release seines kürzlich gegründeten Labels Cabinet of Curiosities aka C.O.C. dar. Der künstlerische Dunstkreis von Def Ill dürfte künftig also noch näher zusammenrücken. Das zeigt sich hier bereits in Ansätzen: Mit Kinetical, Misses U, Bella Diablo oder Oumen333 sind einige Künstler aus seinem Umfeld als Featuregäste vertreten. Daneben haben sich etwa die Mundart-Rapper CHiLL-iLL, Chaotix und Hogi Wahn beteiligt.

Inhaltlich dominieren introspektive Tracks. K.S. Kopfsache widmet sich häufig seinem Werdegang sowie dem täglichen Struggle und gibt einen tiefen Einblick in sein Seelenleben. Die teils düsteren, melancholisch gehaltenen Def-Ill-Unterlagen verstärken die nachdenkliche Atmosphäre. Daneben liefert der mit charakteristisch rauer, teils hektisch anmutender Stimme spittende K.S.Kopfsache mehrere klassische Storyteller und Representer. Als Highlights kristallisieren sich etwa „Krieg“, „Gefallene Engel“ oder „All We Got“ heraus. Ein paar „Rap über Rap“-Nummern wirken hingegen einfallslos bis komplett überflüssig – „Beats und mehr Bass“, „Ein Rapper“ und „Hodenbetont“ (come on!) bleiben bestenfalls als klare Skip-Kandidaten im Gedächtnis. Insgesamt ist dem flowgewandten Linzer aber ein grundsolides Debütalbum gelungen.

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