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Karate Andi – Pilsator Platin

Karate Andi – Pilsator Platin

karateandi
Macheete / Distributionz (Soulfood) / VÖ 21.02.2014

Der Vokuhila sitzt, die Popelbremse flattert im Wind und der Mopedauspuff beschallt die grauen Straßen Neuköllns. Darf ich vorstellen, das ist Karate Andi auf dem Weg, um im Club Nasen zu ziehen, Bier auf die Straßen zu leeren und danach deine haarige Mutter zu […]. Nebenbei werden natürlich noch imaginäre Gegner im Cypher zerlegt und die ein oder andere Schnapsflasche inklusive Codein konsumiert. Inhaltich bewegt sich das Debütalbum „Pilsator Platin„, dessen Veröffentlichung auf den 21. Februar verschoben wurde, leider nur selten über diese Ebene heraus. Das ist vor allem schade, weil der junge Herr technisch auf einem enorm hohen Level über die Beats von 7inch geht und den Hörer trotz der kaum variierenden Themen die ganze Zeit locker bei der Stange halten kann. So schöne Reimketten bekommt man nicht oft vorgesetzt, das lässt das Herz eines jeden Heads höher schlagen. Tracks, die einen durchgängigen roten Faden besitzen wie das hervorragende „So viel gemeinsam feat. Mortis“, bekommt man leider nur selten vorgesetzt. Aber das ist wirklich meckern auf allerhöchstem Niveau. Tatsächlich hat mich schon lange kein Album mehr so gut unterhalten. Die selbstironischen Texte, gepaart mit schwarzem Humor, der ausgefeilten Technik und dem arroganten Vortrag, treffen genau den Nerv einer Generation, die zwischen Trailerpark und Ballsalon pendelt. Nur die gesungenen Autotune-Hooks wären vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen. Dass Andi erst seit vier Jahren in Berlin wohnt und trotzdem ein Problem mit zugezogenen Friedrichshainern (Generation Andi) hat, oder dass er Lines, die man von seinen Freestyle(!)battles bei Rap am Mittwoch kennt, auf dem Album wiederverwertet hat, wird vielleicht noch die ein oder andere Realnessdebatte lostreten. Aber das – ist eine andere Geschichte. Ein Interview mit dem verlebten Stieber Twin, dem Boss vom Hinterhof, gibt es hier zu lesen.

(AH)