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Ein provokantes „Gebüsch“ von MC Bomber // Review

Ein provokantes „Gebüsch“ von MC Bomber // Review

(Proletik/VÖ: 30.03.2018)

Im deutschsprachigen Rap gibt es wenige Künstler, die derartig polarisieren wie das Berliner Urgestein MC Bomber (bürgerlich Max Grambow). Ob die Inhalte seiner Texte oder die musikalische Präsentation durch den charakteristischen Stolperflow – die Angriffsfläche für Kritiker könnte kaum größer sein. Doch in genau dieser offensichtlichen Provokation liegt die künstlerische Essenz des Ganzen, die den Zuhörenden zu einer Reaktion in Form von Ablehnung oder Akzeptanz zwingt. Entweder man liebt oder man hasst MC Bomber, wobei ersteres zugegebenermaßen dem weißen Cis-Mann am leichtesten fallen sollte.

„Meine Zielgruppe: dumm, deutsch, gewaltbereit
Ich baller in die Cypher, um euch in Zwei zu teilen“

Das musikalische Kochrezept ist altbekannt und bewährt. Wer auf dem neuen Release eine Veränderung der künstlerischen Stoßrichtung erwartet, liegt definitiv falsch und manch ein Journalist stellte auch schon die logischerweise aufkommende Frage nach der künstlerischen Beschränkung und dem zu erwartenden Eintreten einer gewissen Monotonie. Doch das von MC Bomber servierte Gericht schmeckt nach wie vor frisch.

„Gute Rapper geben sich keine Mühe“, postulierte Bomber ebenda im Niveaulimbo-Interview mit MC Bogy. Eine Ansicht, die dem musikalischen Schaffen einen Rahmen setzt und es der Kunstfigur ermöglicht, Image und Musik in kongruenter Weise unter einen Hut zu bringen. In Zeiten von Sellout (Zalando-Deals) und Imagewechseln (beliebigen Deutschrapper einfügen) kann MCB also als eine Art Nordstern im Deutschrapkosmos gesehen werden. Max Grambow kennt seine Atzen – und die kennen ihn.

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Thematisch als auch musikalisch gibt es, wie gesagt, keinerlei Neuigkeiten. „Feiern und ficken“ bleibt der thematische Standard – schließlich sind die so oft besungenen Kneipenabende auch ein routiniertes Vergnügen. „Gebüsch“ baut erneut auf recht klassische BoomBap-Beats auf einem amtlichen Niveau, „Gebüsch“ und „Die Alternative“ ragen dabei noch besonders positiv heraus.

Somit ist „Gebüsch“ nicht mehr und nicht weniger als eine weitere Provokation des in der Postadoleszenz gefangenen „Königs von Berlin“. Es handelt sich schlichtweg um ein Album, das die Fans an der Stange hält und die Kritiker auf Abstand lässt. Bomber liefert ab und überrascht mit Altem – es macht schlichtweg Spaß, den Gedankengängen des MC Bomber zu folgen und sich der dargebotenen Weltsicht hinzugeben. Hört mehr MC Bomber!

3,5 von 5 Ananasse

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