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Kayo & Phekt Jubiläum im Chelsea – die Nachlese

Kayo & Phekt Jubiläum im Chelsea – die Nachlese

Wenn im Chelsea HipHop-Veranstaltungen stattfinden, wird immer schnell klar, dass Fußball und HipHop, diese zwei stereotypen Arenen der Männlichkeit, gewisse Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten aufweisen. Nora MC hatte es – möglicherweise auch ob der testosterongetränkten Grundatmosphäre im Chelsea – als erster Act an diesem Abend sehr schwer, was schade ist, sie hat gute Texte und kann rappen. Immer wieder versuchte Nora das Publikum zu involvieren und mitzunehmen, es blieb jedoch allein bei dem Versuch. Das liegt aber nicht nur bei den Künstlern, oft entsteht in der letzten Zeit der Eindruck, dass die Crowd mit den Performances nicht mehr mithalten kann. Auch am Donnerstag konnte man sich dieser These nicht ganz verwehren, dass von den motivierten und qualitativ hochwertigen Auftritten nicht ein Funke auf’s Publikum überspringt.

Die Pausen zwischen den einzelnen Acts erinnerten an die Zeiten, als K&P begannen. Average ist eigentlich kein Talent mehr, sondern einer der neuen Hoffnungsträger im österreichischen HipHop. Geht gut ab, kann Stimmung machen, ist ein tighter Rapper. Leider lieferte er nur vier Nummern ab, u.a. den Tuesday Classics – Track „Tu es schon“ (Big L „Put it on“) und die sehr leiwande Nummer „Austrian Flavours“, in der er beinahe 100 Titel österreichischer Rapreleases der letzten 20 Jahre in einen Track einbaut. Dope. Persönlich betrachtet hätte ich ihn an diesem Abend lieber als Hype-Man gesehen, so wie es Stricklin und Wordsworth bei Masta Ace vor ein paar Wochen vorexerziert haben. Das sind beide für sich genommen sehr gute Rapper und streuten eigenes Material in die Masta Ace-Show ein. So war die gesamte Performance sehr flüssig. Was jedoch ein wenig störte, das waren zwei mehr oder weniger voneinander isolierte (Kurz-)Auftritte und Average später als klassischen Back-Up.

Zum 15-jährigen von Kayo & Phekt hatte man sich was einfallen lassen, nutzte die Infrastruktur und begann mit dem neuen Video über die Flachbildschirme. Zwischen den einzelnen Darbietungen wurden immer wieder Anekdoten eingestreut, musikalisch wählte man als Intro in die Zeitreise eine der älteren Nummern „Wenn I“ sowie „Glick ghobt“ vom Kayo-Album, das von der Message an die neueste Nummer erinnert und ebenso ganz im Zeichen des Jubiläums stand. Gute Wahl beim Einstieg, der erste von mehreren Kreisen hatte sich mal geschlossen. Die Show war von der Struktur her smart aufgebaut, es gab Buntes aus dem Gemischtwarenladen und man schöpfte tief aus dem Repertoire der vielen Kollabo- und Featuretracks mit Markante Handlungen (Vollendete Tatsachen), Die Antwort (Guess Who), Andi & Alex (Situationen), Diggamindz (Punchlinez) und anderen.. Viele ältere Nummern wie diese als auch von der ersten gemeinsamen EP „KO Drops“ (wie Rapsports und das acappela-vorgetragene „Erzählt“) wurden seit Jahren wieder neu intoniert. Dann wurden auch Tracks vom upcoming neuen Album präsentiert, u.a. „Wurscht“, mit einem Fid Mella-Beat, der sich gewaschen hat und der bereits von „Tata’s Plottn“ („Don’t care“) bekannt sein dürfte. Da sich in unserem Land bis heute noch immer „Wilde Geschichten“ abspielen, durfte eines der ersten Ausrufezeichen von K&P in so einem Rahmen nicht fehlen. Ebenso wenig auch einige der Nummern von der Kayo-LP , wie eben der Titeltrack „Des sogt eigentlich ois“ über „I kenn di doch nu net amoi“, „Purpur“, „I wo a moi jung“. „Weama schon seng“ und „Dubai“ brachten dann Nora und Skero auf die Bühne, außerdem wurde Kayo an diesem Abend auch noch von dem Salzburger Rapper Thaiman unterstützt. Der Kreis schloss sich dann mit der Live-Weltpremiere von „Wer K sagt, muss auch P sagen“ und mit einem vom Publikum angestimmten, gebührenden „Happy Birthday“-Song. Wir schließen uns diesen Glückwünschen an und warten ab, ob sich die Prognose von Kayo erfüllt, auch den 30-jährigen von K&P noch gemeinsam zu begehen.

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(SA)