Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Dass das Leben von Koko Tai nach seinem 2016 als Teenager veröffentlichten Cloud-Rap-Hit „Klagenfurt“ ziemlich turbulent verlaufen ist, deutete der Kärntner bereits vor zwei Jahren mit der „Gegenwind“-EP an – die Tracks dienten als Aufarbeitung einer schwierigen, von Drogenkonsum und psychischen Krisen begleiteten Zeit. Eine Lebensphase, die bis heute nachwirkt und viel Stoff für Texte liefert, wie sich auch am Album „In Zeiten Wie Diesen“ zeigt. Es ist am 4. Februar online erschienen.
Auch diesmal dominieren ernste, emotionale und selbstreflexive Texte auf melancholischen Klängen. Abgesehen vom oberflächlichen Kontrasttrack „Lieferando“ scheint sich Koko Tai viel von der Seele zu schreiben. Besonders häufig geht es dabei um Liebesgefühle, aber auch einige andere Themen dringen durch. Im Mix aus Rap und Gesang klingt es auf großteils selbst produzierten Beats zugänglich, wenn er einen Einblick in seine Gedankenwelt, Emotionen, seelischen Verletzungen und das prekäre Künstlerdasein („Gangsta“) gewährt. Als Featuregäste unterstützen ihn Eli Preiss, Twentch und Skyodi.
Mit Abstand am intensivsten ist der „track 730 (meine geschichte)“. Eine kompakte, aber intensive Aufarbeitung diverser persönlicher Problemfelder und Erinnerungen. Neben der Drogenvergangenheit, der Zeit in und nach der Psychiatrie, Brüche und dem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater schneidet Koko Tai etwa seinen Tanzauftritt als Kind bei „Die große Chance“ an. „I kumm von ana dreckigen Castingshow, wo sie 12-jährige Kinder niedermochn und hinterm Vorhang ziagens Koks“ nimmt er Bezug auf die ORF-Castingshow, bei der unter anderem Sido in der Jury saß – und als einziger Juror gegen ihn stimmte.
Mit den Begleitworten „Eine 9 Jahre lange Leidensgeschichte geht zu Ende…Die Kunstfigur Koko Tai ist gestern von uns gegangen. Ich hoffe er ruht im Frieden“ veröffentlicht, könnte „In Zeiten wie diesen“ der letzte musikalische Output des etwa auch in der bildenden Kunst tätigen Klagenfurters gewesen sein – zumindest unter diesem Namen. Denn Philipp Doboczky, wie Koko Tai heißt, veröffentlicht auch unter seinem bürgerlichen Namen Musik. 2021 etwa die mit Gitarre begleiteten „Demos“. Ein Ende von Koko Tai wäre definitiv schade. Womöglich ist es für den Künstler aber einfach wichtig, nach der geteilten Leidensgeschichte einen Schlussstrich unter dieses Kapitel zu setzen.
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