Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Alle Fotos von Daniel Shaked
Um das Release ihres dritten Albums gebührend zu zelebrieren, haben Kreiml & Samurai den idealen Rahmen gewählt: Hund und Schwein präsentieren „Wuff Oink“ erstmals am Abend vor der Veröffentlichung im rappelvollen Chelsea – bereits eine Woche vor der Show gab es keine Karten mehr (eine Zusatzshow am 1. Februar steht, der Vorverkauf rennt ebenfalls gut). Beim ersten Heimspiel am Gürtel können die Wiener „Gschdoidn“ also in bester Schweinehund-Manier gemeinsam mit dem Rest der Honigdachs-Bagage und einer motivierten Meute in den Releasetag reinfeiern. Oder reinstürzen, wie es das rappende Untier bekanntermaßen präferiert. Doch bevor sich die Dialektrapper in von Rauschmittel geschwängerte Sphären begeben können, haben sie die wichtige Aufgabe, in vergleichsweise zivilisierter Form ihre Goschen aufzureißen und in diesem Zuge das neue Album auf seine Livetauglichkeit zu prüfen. Angesichts der vielen in dieser Hinsicht probaten, zum ungezügelten Mitgrölen animierenden Nummern des Duos sollte das aber eh eine „gmahde Wiesn“ sein.
Bewaffnet mit Mostheadz-DJ Zeilomat an den Decks schreiten Kreiml & Samurai sichtlich überwältigt von der ausverkauften Hütte mit Hunde- beziehungsweise Schweinemaske und im Falle von Samurai auch gleich mit Bier in der Hand auf die Bühne. Das Publikum begrüßt die beiden mit lautstarken „Schweinehund“-Sprechchören, die sie sich schnell wieder ihrer stickigen Tiermasken entledigen. Bevor es erstmals die Tracks vom „dritten Baby“ zu hören gibt, heizen sie dem Hexenkessel mit „Lächerlich“ ein, wobei sie die Hook Arm in Arm singen. In weiterer Folge ist die Show als Hybrid aus neuen Sounds und immer wieder dazwischen eingestreuten Klassikern konzipiert. Nach „Gegensprechanlog“ kommt es mit „Hoib 10“, „A bissl Freid“ und „Foischirm“ schnell zu den ersten Highlights von „Wuff Oink“. Dass bei der Hook des letztgenannten Höhenluft-Radau-Tracks der etatmäßige Crooner Louie Austen fehlt, kann Opernsänger Samurai adäquat abfedern – der umgehend eine Pause und einen Defibrillator einfordert. Nach einem Schluck Bier geht’s aber wieder – eh klar.
Der Schweinehund rattert in weiterer Folge mit hoher Textsicherheit sein ausgedehntes Programm runter, wobei Kreiml akustisch eine Spur leichter zu verstehen ist als sein Partner. Dazwischen gibt es A-capella-Parts von Kreiml & Samurai und jede Menge Schmähführung seitens der Künstler. Die Pausen zwischen den Tracks sind dabei ob des dicht gestaffelten Programms recht kurz gehalten. Dennoch unterbricht Samurai während des reggaesken Track „Owezahn“, um einen Radaubruder vorm Rausschmiss zu bewahren. „Lass erm rein, Oida!“, so die deutlichen Worte an den entschlossenen Security. Überredet, letztlich darf er doch bleiben. Das Schweinderl ermahnt aber unter Beifall: „Und jetz‘ reiß di zam und bleib da im Eck!“ Ein größeres Problem stellt dafür das dritte Mic dar, das sich die nach und nach auf die Bühne gebetenen, dachsinternen Featuregäste Drk Poet (bei der besonders feinfühligen Ballade „Gusch“ sowie „Helga ist tot“), 5 Finga („Das große Fressen“ & „Not OP“), Johnny Aitsch („Teddybär“ & „Lignano“), Monobrother („D.B.M.W.“ & der neue Hit „Wiener“), Digga Mindz („Das alte Liedchen“) und siebzig prozent („Berg ab“) bespucken – erst zu leise, dann zu bassbetont und bald darauf zeigt es sich mittels Wackelkontakt ob der vielen Umstellungen beleidigt. Den Beteiligten gelingt es aber, sich gut drüberzuschummeln. Nach dem Lichter-, Ofen- und Biermeer bei „Das alte Liedchen“ sowie dem lautesten Applaus seitens des Publikums bei „Wiener“ kommt die Show langsam zu ihrem Ende. Die Zugabe erfolgt in Form des Posse-Tracks „Ois hot a End“ sowie „Vakodat“, der ältesten Nummer des Abends, die noch aus Wienzeile-Zeiten stammt. Die passenden Abschlussworte vom durchgeschwitzten Kreiml: „Das war’s. Mir fehlen die Worte, ausverkauft! Viel Liebe, mehr foit ma ned ei‘.“
Fazit: Die mit circa 90 Minuten ausgedehnt gestaltete Releaseshow war ein voller Erfolg. Kreiml, Samurai und ihre Featuregäste haben die erwartete Spielfreude gezeigt und sauber performt. Die neuen Tracks funktionieren live, da zeigt sich die Wiener Crowd bei mehr Textsicherheit bestimmt noch einen Tick lebendiger. Dass es vergleichsweise zivilisiert zugegangen ist, könnte auch daran liegen, dass am Folgetag gleich der nächste Gig ansteht: Kreiml & Samurai treten gemeinsam mit „der Sturzpartie aus Graz“ siebzig prozent in der steirischen Landeshauptstadt auf.
In den kommenden Tagen erscheint auch ein Review zum Album „Wuff Oink“.
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