Nun hat Wien also auch einen Horrorcore Repräsentanten. Auf seinem Debüt lässt der polnische Wiener in meist hoher Reimgeschwindigkeit und Dichte kannibalischen Mord-, und Gewaltphantasien zwischen Vergewaltigung und Leichenschändung freien Lauf. Dabei bleibt die Frage ein wenig offen, ob es seine eigenen sind, oder ob es sich hier doch nur um ein Rollenspiel handelt. Der gebürtige Pole versteht es lyrisch eine entsprechende atmosphärische Szenerie zu schaffen. Seine Stimme setzt er dabei so ein, dass man ihm seine persönliche Spaltung und die daraus resultierenden Gruselgeschichten tatsächlich glauben könnte, wie beispielsweise bei „Sykokillah“ (4.): „Als kleiner Junge wollte ich nur in unserem Vorgarten spielen, doch jetzt werd ich heimgesucht von dunklen Mordphantasien“.
Das Reizvolle an diesem Release ist, dass L.A.R. aka Larusso dieses Rollenspiel tatsächlich von vorne bis hinten konsequent durchzieht. Damit ist auch der Unterschied zu vielen anderen phantasielosen, wenn auch nicht minder gewaltverherrlichenden Rappern ausgemacht. Zudem ist nicht nur die Text-, sondern auch die Rap Qualität selbst auf höchstem Niveau und lädt trotz der Geisteskrankheit dieser EP nicht zum Kopfschütteln, sondern Nicken ein. Nachdem diesem Debüt keine mehr oder minder lustigen Promo Videos vorausgegangen sind, steigert das nur die Neugier, welches Gesicht hier dahinter stecken könnte. Ganz aus dem Nichts kommt L.A.R. aber auch nicht: so trat er in den letzten Jahren vereinzelt in Wien bei Freestyle Battles und anderen Gelegenheiten auf. Außerdem war er Mitglied der Pronexus Crew rund um Appletree und DJ Kapazunda, der sich auch an der EP durch Mix&Mastering beteiligte.
Es gibt keinen Track der vom Rest abfällt, sehr wohl aber einen, der aus den Neun heraussticht: „Stalker“. L.A.R. versetzt sich auf eine dermaßen realistisch anmutende Weise in einen besessenen Stalker, dass man fast schon von einer authentischen Darstellung ausgehen könnte. Die Produktionen kommen von unterschiedlichen Leuten aus dem Wiener Untergrund (PMC, SebtheUndead, Reflex, TMR, FalloutBeats) und liefern L.A.R. passend düstere Sound Unterlagen. Die EP ist übrigens hier gratis zu beziehen.
(JB)
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